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Hochschule Anhalt in Bernburg Hochschule Anhalt in Bernburg: Exotisches Obst und Gemüse steht im Mittelpunkt

Von Frauke Holz 05.02.2016, 17:58
Sebastian Schröder, Jessica Ehrhardt und André Becker präsentieren Pitahayas, Tamarillos und Kaktusfeigen.
Sebastian Schröder, Jessica Ehrhardt und André Becker präsentieren Pitahayas, Tamarillos und Kaktusfeigen. E. Pülicher Lizenz

Strenzfeld - Fremdländisch, ausgefallen, ungewöhnlich - als exotisch wird all jenes bezeichnet, was uns nicht vertraut ist und teils aus entlegenen Erdteilen kommt. So wie einst Ananas, Avocado, Banane, Kiwi oder Mango, die mittlerweile jedoch in heimischen Supermärkten zum Sortiment gehören und nahezu das gesamte Jahr hindurch erhältlich sind. Echte Exoten hingegen wie Curuba, Durian, Jackfrucht und Co., die von den Speiseplänen ihrer Heimatländer nicht wegzudenken sind, sucht man hierzulande in den Obst- und Gemüseabteilungen vergeblich.

Diese Erfahrung haben auch André Becker, Jessica Ehrhardt und Sebastian Schröder gemacht, die im Master Ökotrophologie an der Hochschule Anhalt in Bernburg studieren. Für die letzte Veranstaltung im Modul „Warenkunde und Qualität ausgewählter Lebensmittel“ sollten die drei Erstsemester eine Vorlesung zu „Exoten“ gestalten - mit entsprechenden Kostproben. Bis zuletzt sei unklar gewesen, ob das klappen würde, berichtet André Becker. „Einige Früchte waren nur schwer beziehungsweise gar nicht zu bekommen.“

Granadillas schmecken aromatisch-süß, ähnlich wie Maracujas. Die Frucht ist reich an Vitaminen, unter anderem C und B 12, sowie Kalzium und Eisen. Ihr wird eine Blutdruck senkende und der Zellalterung vorbeugende Wirkung nachgesagt.

Rambutan ist auch als haarige oder falsche Litschi bekannt. Der süß-säuerliche Geschmack erinnert an Weintrauben und Brombeeren. In getrockneter Form findet die Frucht bei Fieber und Durchfall Anwendung.

Topinambur kam einst mit der Kartoffel nach Deutschland und ist laut Dietlind Hanrieder ein „in Vergessenheit geratener Klassiker“. Gekocht schmeckt sie leicht süßlich. Ebenso kann sie roh oder frittiert verzehrt werden.

Zudem mussten die drei mit einem Budget von 120 Euro zurechtkommen, wie Professorin Dietlind Hanrieder betont. „Das ist gewissermaßen der Abschluss und Höhepunkt dieser Lehrveranstaltung.“ Deshalb habe sie - wie in jedem Jahr - bei der Verwaltung Geld beantragt, damit die Studenten verschiedene „Proben“ einkaufen und ihren Kommilitonen zur Verkostung darreichen können.

Leichter gesagt als getan. In Bernburg zumindest sei es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, wie Becker sagt. Selbst in Leipzig seien sie nur bedingt fündig geworden. „Die Jackfrucht zum Beispiel gibt es dort im Asia-Laden“, erzählt Jessica Ehrhardt - allerdings nur in der Dose oder tiefgefroren. Letzteres stellt durchaus eine Herausforderung für den Verbraucher dar. Immerhin ist die Jackfrucht, die in Indien als Grundnahrungsmittel dient, eine der weltweit größten Früchte. Bis zu 50 Kilogramm schwer und einen Meter lang kann sie werden.

Um an die teils sehr außergewöhnlichen Früchte heranzukommen, hatten die drei auch bei Restaurants sowie in der Gourmet-Abteilung von Kaufhof nachgefragt - jedoch ohne Erfolg. Letzte Lösung: das Internet. Dort sei Becker schließlich auf einen Feinkosthändler in Berlin gestoßen. „Das war eine bange Zeit“, erzählt er, „weil ich nicht wusste, ob das Paket rechtzeitig kommt.“ Doch es kam pünktlich - vier Tage vor der Veranstaltung - und enthielt nahezu die Hälfte der insgesamt zwölf Obst- und zwei Gemüsearten, die die drei vorstellen wollten.

„Da Warenkunde wissenschaftlich nicht so wahnsinnig anspruchsvoll ist, hatte ich mir seinerzeit überlegt, den Anspruch in die Art und Weise des Absolvierens dieses Moduls zu packen“, erzählt Dietlind Hanrieder. So müssen die Studierenden ein Thema recherchieren und eine Präsentation halten, die wiederum als Prüfungsleistung gilt. Ein Konzept, das aufgeht - und ankommt. „Es ist entspannt, weil jeder etwas beiträgt“, meint Jessica Ehrhardt, die mit ihren beiden Mitstreitern zunächst auf Pflanzenmerkmale, Inhaltsstoffe, Verwendungsmöglichkeiten und Wissenswertes einging. So war unter anderem zu erfahren, dass unreife Longan-Früchte Asthma hervorrufen können, die Blütenfarbe der Pepino-Pflanze abhängig von der Temperatur ist und Pitahayas in großen Mengen abführend wirken.

Nach der Theorie folgte sogleich die Praxis: das Verkosten unter anderem von Granadilla in purer Form, Longan aus der Dose sowie Jackfrucht-Sorbet und Topinambur-Chips aus eigener Produktion. Das Ergebnis: Viele Früchte sehen zwar dekorativ aus, schmecken aber nach nichts. Bei vielen Exoten sei dies der Fall, wie Dietlind Hanrieder berichtet. Und dann gibt es noch solche wie die Durian, die die drei bis zum Ende der Vorlesung unter Verschluss hielten, wohlwissend, dass der bei uns als Stink- oder Kotzfrucht bekannte Exot seinem Namen alle Ehre macht. Für die einen stinkt Durian einfach nur wie Hölle, für die anderen jedoch ist es eine Delikatesse schlechthin. Reine Geschmackssache. Doch wie heißt es so schön? Probieren geht über studieren. (mz)

Rambutan (re. unten) sowie Topinambur-Chips (re. oben)
Rambutan (re. unten) sowie Topinambur-Chips (re. oben)
E. Pülicher Lizenz
Granadilla
Granadilla
E. Pülicher Lizenz