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Hochschule Anhalt Bernburg Hochschule Anhalt Bernburg: Luther interessiert sich für Weinberg "Walada"

Von Andreas Braun 02.06.2017, 07:45
Martin Luther (links) versöhnt sich mit Thomas Müntzer (rechts) und den Bauern, repräsentiert durch den Präsidenten des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn.
Martin Luther (links) versöhnt sich mit Thomas Müntzer (rechts) und den Bauern, repräsentiert durch den Präsidenten des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn. Engelbert Pülicher

Bernburg-Waldau - „Wir haben den echten Martin Luther. Er wird sich mit Thomas Müntzer versöhnen.“ Um gute Werbung für eine Sache, von der er überzeugt ist, war Dieter Orzessek nie verlegen. Der einstige Präsident der Hochschule Anhalt hatte am Mittwochabend historische Gestalten der Reformation an die Spitze eines Umzuges gestellt, die von regionaler und überregionaler Bedeutung waren.

Alle echt natürlich, wie auch Fürst Wolfgang (1492 bis 1566), der von Joachim Grossert dargestellt wurde. Wolfgang hatte sich als einer der ersten deutschen Fürsten den Gedanken von Luther angeschlossen. „Was der Fürst gemacht hat, mussten seine Untertanen ja mitmachen“, so Orzessek.

Umzug unter dem Motto „Orte der Veränderung"

Luther (1482 bis 1546) und Müntzer (1489 bis 1525) waren wahrlich keine Freunde, doch prägten sie ihre Zeit. Der eine mit der Gewalt des Wortes, der andere mit der Gewalt der Waffen. Sie veränderten die Welt. Und Veränderung war auch das Leitmotiv für den Umzug. „Orte der Veränderung“ lautete das Motto. Die Hochschule ist so ein Ort, das Kloster, ebenso das Alte Rathaus.

Nun aber sollen auch die Bernburger bei einem Ort der Veränderung von Anfang an dabei sein: die von Hochschule und Stadt ins Auge gefasste Gestaltung des Weinberges „Waladala“ in der Nähe der alten Waldauer Kirche. Es soll hier bis 2019 nicht nur ein wissenschaftliches Betätigungsfeld für die Studenten der Hochschule entstehen, wo man Weinbau und Forschung betreibt.

Künftiger Ort für Forschung und Genuss

Sondern es kann auch ein Ort werden, an dem man sich trifft, um Wein und Ausblick zu genießen. „Wir haben das beim Kloster gesehen“, sagt Orzessek. Das biete sich für Veranstaltungen vielfältiger Art an. „Hochzeiten werden hier auch gefeiert. Termine sind da schon rar. Ähnlich kann das mit dem Weinberg werden“, blickt er voraus.

Angebaut wird hier aber definitiv nicht der „Blaue Bernburger“. Dass es den wieder gibt, sei ein Verdienst der Bernburger Weinbaufreunde und sie werden ihn auch weiter anbauen. „Wir wollen keine Konkurrenz sein, aber mit den Weinbaufreunden natürlich zusammenarbeiten“, so Orzessek. So waren die Weinbaufreunde des Bernburger Heimatkreises mit eingeladen, am Umzug teilzunehmen und auch auf dem künftigen Weinberg konnten sie für ihr Anliegen werben.

Kooperation mit den Weinbaufreunden

Der Umzug startete an der Marienkirche. Über 60 Bernburger waren gekommen, um hinter Luther, dargestellt von Carsten Höhne, Müntzer (Maximilian Guder) und Fürst Wolfgang bis zum Weinberg zu laufen. Der Zug teilte sich vor der Flutbrücke. Unten sprach Fürst Wolfgang von Anhalt, der natürlich standesgemäß nicht laufen musste, sondern von der einzigartigen Kombination einer englischen Jagdkutsche, gezogen von einem deutschen Lanz-Bulldog, gefahren wurde.

Er sprach über die Historie der damaligen Zeit. Auf dem Weinberg erläutere Orzessek, dass es in der Vergangenheit neben Fortschritten auch viel Leid gab. Er wünsche sich für die Zukunft mehr Einigkeit. Diese Einigkeit demonstrierten Luther, Müntzer und der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn.

Ein Bündnis, das vor knapp 500 Jahren zwischen Bauern und Reformator nicht denkbar war, was Orzessek auch betonte. Deshalb der Akt der Versöhnung in der heutigen Zeit. Denn wie sollte man sonst mit so unterschiedlichen Charakteren und Ansichten feiern. Da muss man halt bei der Historie ein wenig nachhelfen - verändern eben.

Es zeigte sich, dass Bernburg sich mit dem Projekt nicht hinter anderen Regionen verstecken muss. Natürlich hat Orzessek auch ein klares Ziel in Richtung traditioneller Weinbauregionen: „Die Winzer werden herkommen und staunen“, schmunzelt er. Die Gäste am Mittwoch staunten schon. Sie feierten mit dem Blauen Bernburger sowie anderem Wein und dem Schnaps Spirit Of Science von der Hochschule. Ein Schlag Klostersuppe und Livemusik rundeten den Abend ab. (mz)

Die Weinbaufreunde waren mit beim Umzug dabei.
Die Weinbaufreunde waren mit beim Umzug dabei.
Pülicher