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Hobby-Imker Hobby-Imker in Sachsen-Anhalt: Honig aus dem eigenen Garten

Von Susanne Schlaikier 12.07.2016, 12:30
Hanna-Jördis Schmidt und Stefanie Vogel untersuchen den Honig von Claudia Kutzick  (v.r.). 
Hanna-Jördis Schmidt und Stefanie Vogel untersuchen den Honig von Claudia Kutzick  (v.r.).  E. Pülicher

Bernburg - Claudia Kutzick ist schon eine Süße. „Ja, ich liebe Honig“, sagt die Frau aus Neetze in Niedersachsen. Besonders gern mag sie Löwenzahnhonig.

Da trifft es sich gut, dass Kutzick stets ihren eigenen Honig zu Hause hat. Vor vier Jahren hat sie das Imkern für sich entdeckt, inzwischen betreut sie zehn Völker. „Ich bin Naturliebhaberin - und da gehören Bienen einfach dazu“, sagt Kutzick.

Ob der Honig, den sie in diesem Jahr geerntet hat, auch wirklich gut ist, das wollte sie genau wissen - und ließ ihn daher am Samstag beim zweiten Imkertag, den die Hochschule zusammen mit dem Imkerverband Sachsen-Anhalt organisiert hatte, in Strenzfeld von Studenten fachmännisch untersuchen.

Tipps für den perfekten Honig

Dabei ging es nicht vorrangig um den Geschmack, sondern um PH-Wert, Leitfähigkeit, Wassergehalt oder HMF-Gehalt (der Wert sagt etwas darüber aus, ob der Honig erhitzt oder lange Zeit warm gelagert wurde).

Parameter, über die sich Otto-Normal-Verbraucher am Frühstückstisch wohl keine Gedanken machen, die für die Hobbyimker jedoch ein wichtiger Gradmesser sind.

Rund 30 der 80 anwesenden Imker aus ganz Deutschland haben die Möglichkeit genutzt, ihren Honig testen lassen. Der Wassergehalt etwa sollte unter 18 Prozent liegen, damit der Honig nicht so schnell gärt, erklärt Stefanie Vogel.

Die junge Frau studiert an der Hochschule Landwirtschaft und hat das Zusatzmodul „Imkerei“ belegt. Auch wenn sie kein eigenes Volk besitzt, weiß sie: „Am besten schmeckt noch immer der eigene Honig.“

Wie Claudia Kutzick ließ auch Klaus Herzog aus Spergau seinen Honig untersuchen. Seine Proben liegen unterhalb der 18-Prozent-Grenze - und sind damit völlig in Ordnung.

„Ich esse jeden Honig gern“

In Sachsen-Anhalt gibt es aktuell rund 1.900 Imker. Anfang der 1990er Jahren waren es laut Falko Breuer noch 6.000. Tiefpunkt war bisher im Jahr 2008, als es nur noch 1.200 Imker gab.

Im Durchschnitt liegt der Honigertrag pro Volk in Sachsen-Anhalt bei 35,1 Kilogramm. In diesem Jahr wird jedoch auf Grund der Witterung der Honigertrag unter 30 Kilogramm pro Bienenvolk liegen.

Der ehemalige Gärtner hat schon in den 1970er Jahren geimkert. Nachdem der 66-Jährige zwischenzeitlich längere Zeit pausiert hatte, hat er vor zwei Jahren wieder mit dem Imkern angefangen.

Als Rentner habe er nun wieder genügend Zeit, sagt Herzog. Rund 400 Kilogramm erntet er jährlich, erzählt Herzog, der keine Sorte bevorzugt. „Ich esse jeden Honig gern“, sagt der 66-Jährige.

Wie Klaus Herzog sind 90 Prozent der rund 1900 Imker in Sachsen-Anhalt Hobbyimker, weiß Falko Breuer, der Vorsitzende des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt.

Auf solchen Tagungen könnten sie nicht nur ihren Honig untersuchen lassen, sondern sich auch austauschen und in Vorträgen informieren, erläutert Breuer.

In diesem Jahr etwa darüber, was man bei der Honigproduktion alles falsch machen kann oder wie sich das eigene Produkt besser vermarkten lässt. Immer mehr Menschen würden das Imkern für sich entdecken, sagt Breuer, der in den vergangenen fünf Jahren 600 Neu-Imker in Sachsen-Anhalt registriert hat: Für viele sei es ein Ausgleich zum Beruf.

„Beim Imkern kann man gut abschalten, zur Ruhe kommen“, weiß Breuer, der selbst 20 Bienenvölker betreut. Gleichwohl sei es ein zeitaufwendiges Hobby, denn es handele sich schließlich um einen lebenden Organismus, um den man sich nahezu das ganze Jahr über kümmern muss.

Sorge um die hiesige Biene

Der Imkerverband bietet Einsteigern Kurse an, um sie Stück für Stück an die Imkerei heranzuführen. Außerdem würden regelmäßig Treffen zum Erfahrungsaustausch organisiert. Zugleich kämpft der Verband um Unterstützung, denn bisher habe es keine Landesbehörde gegeben, die sich für die Imkerei einsetzt, so Breuer.

Daher habe man sich an die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Strenzfeld gewendet. Auch eine Zusammenarbeit mit der Hochschule habe sich angeboten, wo mit Professor Margot Steinel schon eine „kleine Zelle entstanden“ sei, meint Falko Breuer, der sich nun noch etwas mehr finanzielle Unterstützung von der Landesregierung erhofft.

Denn die Biene sei unverzichtbar für die Natur, die nicht nur für den Honig auf dem Frühstückstisch sorgt. Sondern die auch für die Bestäubung, und damit den Erhalt der Arten wichtig ist.

Nebenbei würde der Ertrag auf den landwirtschaftlichen Flächen gesteigert. Immerhin ist aber die Zahl der Bienenvölker in Sachsen-Anhalt seit etwa zwei Jahren wieder steigend.

„Dennoch sind es zu wenig“, betont Falko Breuer. In Süddeutschland gebe es acht- bis zehnmal so viele Völker wie hierzulande. Breuer selbst hat sich nach seinem Landwirtschaftsstudium Ende der 80er Jahre sein erstes Volk angeschafft, weil er fasziniert war von einer Vorlesung über die Imkerei. Nach fast 30 Jahren, in denen er sich selbst mit Bienen beschäftigt, hat er reichlich Erfahrungen gesammelt, die er gern weitergibt.

So weit ist Claudia Kutzick noch lange nicht. Dennoch ist die 1. Vorsitzende des Kreisimkervereins Lüneburg mit ihrem Honig - wie die Untersuchungsergebnisse an diesem Tag zeigen - auf einem guten Weg.

(mz)

Hanna-Jördis Schmidt und Stefanie Vogel untersuchen den Honig von Claudia Kutzick  (v.r.). 
Hanna-Jördis Schmidt und Stefanie Vogel untersuchen den Honig von Claudia Kutzick  (v.r.). 
E. Pülicher