Hilferuf hinter Schaufenstern Hilferuf hinter Schaufenstern: Protest der Kosmetik-Studios gegen Lockdown

Bbernburg - Auch wenn sie sich bestens mit der Hautpflege auskennen, steht Bernburgs Kosmetikerinnen die Verzweiflung immer mehr ins Gesicht geschrieben. „Es ist schlimm, was mit uns in der Pandemie veranstaltet wird. Es muss jetzt endlich was passieren: Wir wollen unsere Läden wieder öffnen“, sagt Anja Taute, Betreiberin des Bernburger Kosmetikstudios „Art of Beauty“, und steht mit ihrer deutlichen Forderung nicht allein da.
Um ihrem Hilferuf an die Politik noch mehr Kraft zu verleihen, hat sie gemeinsam mit der Handwerkskammer (HWK) Halle eine Protestaktion ins Leben gerufen. Ab diesem Freitag sind alle Friseur-, Kosmetik- und Fußpflegeunternehmen angesprochen, sich an dem Vorhaben zu beteiligen.
Schaufenster und Ladengeschäfte werden mit Zeitungen und Backpapier abgeklebt
Dabei werden Schaufenster und Ladengeschäfte mit Zeitungen und Backpapier abgeklebt, um symbolisch die Perspektivlosigkeit der vor allem kleinen und mittleren Betriebe darzustellen. Die landesweite Aktion soll nach Angaben der Handwerkskammer Halle verdeutlichen, welche Folgen auf die Städte und Gemeinden zukommen könnten.
„Auch andere betroffene Gewerke können sich beteiligen“, heißt es in einer Mitteilung der HWK. Auch Anja Taute hat ihr Geschäft bereits mit Zeitungen zugeklebt. Für sie ist die Ungewissheit besonders schlimm:
„Ich hatte schon lange meinen Umzug in die Auguststraße geplant, doch nun weiß ich nicht einmal, wann ich überhaupt wieder arbeiten kann“, sagt die 39-Jährige, die sich mit ihrem eigenen Kosmetikstudio vor zwölf Jahren ihren großen Traum erfüllt hatte.
Und den will sie sich nicht durch ein Virus kaputt machen lassen. Darum klebt nun auch das extra von der Handwerkskammer kreierte Plakat an der Scheibe. In dicken Lettern hat die HWK folgenden Satz aufgedruckt: „Wenn Ihr weiter nur die Großen rettet, könnte es hier bald so aussehen! Wir brauchen eine Perspektive!“
„Es geht um Gesundheitsfürsorge, um krankhafte Hautzustände, die wir behandeln“
Unter den Betroffenen ist auch Katja Rieger, Betreiberin des Kosmetiksalons „Avantgard“ an der Halleschen Straße in Bernburg, die ganz klar sagt, warum Kosmetik sehr wohl auch mit Gesundheit zu tun hat: „Es geht bei uns nicht um Schickimicki-Glitzer-Make-Up, sondern um die Gesundheitsfürsorge, um krankhafte Hautzustände, die wir behandeln.“
Schon nach dem ersten Lockdown hätte sich gezeigt, dass einige Patienten wochenlang unter anderem unter eingewachsenen Fußnägeln gelitten hatten, kaum noch schmerzfrei laufen konnten. „Wir entdecken auch immer wieder bei unseren Behandlungen Anzeichen für Hautkrebs“, sagt Rieger und sieht deshalb ihre Branche klar als Notwendigkeit für die körperliche Gesundheit an.
Und genau deshalb hat sie mit ihren zwei Angestellten in den vergangenen Tagen ebenfalls ihr Schaufenster mit Zeitungspapier zugeklebt. Wenn es nach ihr ginge, würde sie natürlich liebend gern wieder ihr Schaufenster von dem ganzen Grau befreien.
„Wir arbeiten in der Eins-zu-eins-Betreuung und legen viel Wert auf die Hygiene mit Mundschutz und Handschuhen, damit eine mögliche Ansteckungsgefahr so gering wie möglich gehalten wird“, bekräftigt Rieger. Einen Hoffnungsschimmer gibt es nun.
So hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in dieser Woche angekündigt, dass ab 15. Februar die Dienstleister der Körperpflege, also Friseure, Nagel- und Kosmetikstudios, wohl wieder öffnen dürfen, wenn die Infektionszahlen bis dahin nicht weiter steigen. Konkretes soll Mitte kommender Woche verkündet werden. (mz)
