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Ehrenfriedhof, NS-Adler, Marx und Engels Hermann Hellriegel, Adler auf Töpferwiese, Marx und Engels: Viele Denkmäler in Bernburg sind verschwunden

Von Michael Münchow 13.01.2019, 10:55
Dieses Denkmal auf dem Friedhof II wurde im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen. Heute sind nur noch Überreste davon zu sehen.
Dieses Denkmal auf dem Friedhof II wurde im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen. Heute sind nur noch Überreste davon zu sehen. Stadtarchiv

Die Saalestadt Bernburg hatte in der Vergangenheit einigen bedeutenden Persönlichkeiten und Ereignissen der Geschichte Denkmale gesetzt. Allerdings sucht man diese heute vergeblich im Bernburger Stadtbild. Im zweiten und letzten Teil der kleinen Denkmalsserie werden weitere wichtige Denkmale der Saalestadt vorgestellt, die schon seit Jahren aus der Stadtansicht verschwunden sind.

Kriegerdenkmal Friedhof II

Ein weiteres Kriegerdenkmal für die Toten des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) befand sich auf dem Friedhof II in der Parkstraße. Der Ehrenfriedhof, der im August 1930 eingeweiht wurde, war von dem Ascherslebener Baurat Dr. Hockner angelegt worden, während das Denkmal Prof. Dr. Wrba erschaffen hatte.

Infolge eines angloamerikanischen Luftangriffs auf Bernburg am 11. April 1945 wurde das Denkmal schwer getroffen. Heute findet man von dem Denkmal nur noch eine Gedenktafel mit Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Bernburger.

Carl-Wessel-Denkmal

Carl Wessel (1842 bis 1912) war der Begründer und langjährige Generaldirektor der Deutschen Solvay-Werke AG in Bernburg. Die Saalestadt entwickelte sich dadurch zu einer aufstrebenden Industriestadt und Carl Wessel wurde darum 1907 die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Nach Wessels Tod erhielt der Berliner Bildhauer Prof. Constantin Stark den Auftrag, ihm zu Ehren ein Denkmal zu erschaffen. Am 30. September 1930 wurde das Wessel-Denkmal schließlich in der Kaiserstraße (heute Friedensallee) feierlich eingeweiht.

Es zeigte den in Marmor geschnittenen Kopf Wessels, der von beiden Seiten mit allegorischen Figuren umgeben war. Das Denkmal wurde nach 1945 in die Köthensche Straße, vor das Hauptgebäude der Solvay-Werke, umgesetzt, aber in den 1970er Jahren entfernt.

Hermann-Hellriegel-Denkmal

Der Agrochemiker Prof. Hermann Hellriegel (1831 bis 1895) war der erste Direktor der 1880 gegründeten Herzoglichen Anhaltischen Landesversuchsstation in Bernburg. Seine Verdienste in der Agrarforschung hatten große Bedeutung für Düngung und Bodenfruchtbarkeit in Deutschland.

Um ihn zu ehren, wurde eine Bronzebüste erschaffen, die auf einem hohen Granitsockel befestigt war und ein Gewicht von circa 250 Kilogramm hatte. Sie war von Prof. Baerwald erschaffen worden und wurde am 26. September 1897 in der Parkanlage am Bahnhof feierlich eingeweiht. Aufgrund von Verschmutzungen und Verunzierungen erhielt die Büste 1898 eine Einfriedung mit einem schmiedeeisernen Gitter.

Auch dieses Denkmal wurde 1942 zur Kriegsproduktion abgebaut und eingeschmolzen. Immerhin gelang es noch rechtzeitig, einen Gipsabdruck anzufertigen. Dieser Gipsabdruck befindet sich heute im Bernburger Stadtarchiv. Dem damaligen Leiter der Bernburger Kreisvolkshochschule, Otto Dorn, gelang es, 1947 mit einer Geldsammlung die Finanzierung einer neuen Büste in Angriff zu nehmen.

Der Berliner Bronzegießer Hermann Noack konnte daraufhin eine neue, circa 40 Kilogramm schwere Hellriegel-Büste erschaffen. Die offizielle Einweihung des neuen Hellriegel-Denkmals fand 1948 anlässlich der Bernburger Heimattage wiederum im Bahnhofsgarten statt. 1966 wurde die Büste nach Strenzfeld auf das Gelände der heutigen Hochschule Anhalt versetzt, wo sie sich immer noch befindet.

Kriegsdenkmal am Friedhof I

Ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) gefallenen Bernburger Soldaten stand auf der Alten Bibel, damals noch der Friedhof I, heute befindet sich hier der Stadtpark.

Es wurde von der Regimentsvereinigung des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 225 im Juni 1928 errichtet und es zeigte einen trauernden, knieenden Soldaten. In den 1970er Jahren wurde es entfernt und landete auf der Mühldeponie in Dröbel.

Denkmale aus NS-Zeit

Die Nationalsozialisten nutzten nach ihrer Machtergreifung 1933 jede Möglichkeit, ihre Ideologie auch in Form von Denkmälern zu verherrlichen. 1934 wurde die alte Eisenbahnbrücke zwischen Markt und Saalplatz abgerissen. Stattdessen entstand 1935 eine moderne und formschöne Eisenbetonbrücke, die den Verkehr zwischen Berg- und Talstadt wesentlich erleichterte.

Bei der offiziellen Brückenweihe am 14. April 1935 taufte der Reichsstatthalter für Anhalt-Braunschweig, Wilhelm Loeper, sie auf den Namen „Brücke der SA“. Außerdem wurde vor der Brücke am Saalplatz ein vom Bildhauer Wolfgang Müller erschaffenes Denkmal geweiht, welches einen SA-Mann zeigte.

Zum Abschluss der Bernburger 800-Jahrfeier am 19. Juni 1938 wurde auf der Töpferwiese ein weiteres NS-Denkmal eingeweiht. Die Töpferwiese diente während der NS-Zeit als Aufmarsch- und Kundgebungsplatz. Das zwölf Meter hohe steinerne Mahnmal war mit einem Bronzeadler versehen und ebenfalls von Müller erschaffen worden.

Es sollte an die Gefallenen der NS-Bewegung und an die Neuordnung der damaligen Zeit erinnern. Beide NS-Denkmale wurden nach Kriegsende 1945 abgerissen.

Marx-Engels-Denkmal auf dem Marx-Engels-Platz

Auf dem Standort des abgerissenen Bismarck-Denkmals, auf dem damaligen Marx-Engels-Platz (heute Karlsplatz), stellten die kommunistischen Machthaber in der DDR-Zeit ein Denkmal zu Ehren von Karl Marx (1818 bis 1883) und Friedrich Engels (1820 bis 1895) auf.

Die beiden bedeutenden Philosophen und Kapitalismuskritiker des 19. Jahrhunderts waren von der SED-Führung zu Ikonen und Vordenkern des Kommunismus gemacht worden. Der Bernburger Architekt Friedrich Bunse entwarf und erbaute das Denkmal, während der Köthener Bildhauer Robert Propf ein Bildrelief von Marx und Engels aus Bronze erschuf.

Dieses Doppelporträt war im oberen Teil des Steinmonuments angebracht. Die offizielle Einweihung des Marx-Engels-Ehrenmals fand am 21. April 1954 statt. Kurz nach dem Ende der DDR wurde das kommunistische Denkmal im Juli 1991 abgebaut. (mz)