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Helling-Optik in Bernburg Helling-Optik in Bernburg: Hightech-Gläser statt "Flaschenboden"

Von Diana Serbe 12.05.2017, 05:45
„Verkaufs-Trio“ bei Optiker Helling: Mitarbeiterin Jenny Rönspieß, Zwergschnauzer Bruno und Geschäftsführer Thomas Helling.
„Verkaufs-Trio“ bei Optiker Helling: Mitarbeiterin Jenny Rönspieß, Zwergschnauzer Bruno und Geschäftsführer Thomas Helling. Engelbert Pülicher

Bernburg - „In der Mode ist heute alles erlaubt“, sagt Thomas Helling. Was den Optiker wohl am meisten begeistert, ist die Vielfalt, die er seinen Kunden heutzutage bieten kann. Gab es zu DDR-Zeiten nur eine Hand voll Modelle, die man in einer Schublade aufbewahrte, ist der Laden in der Wilhelmstraße 19 heute mit etwa 600 Brillen verschiedenster Fassungen gefüllt. „Der Wandel war gewaltig“, sagt der 54-Jährige. Nach der Wiedervereinigung 1990 kamen plötzlich neue Materialien, neue Formen, Farben und Fassungen auf den Markt, wie Helling erzählt. Gelegenheit, sich auch in anderen Ländern umzuschauen. „Weg von der Hornbrille, hin zur dünnen Designerbrille“, sagt der Optiker scherzhaft. Heute bezieht er seine Modelle neben Deutschland überwiegend aus Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich.

Umfassende Modernisierung

Seit 1960 haben Hellings Eltern den Laden geführt. Mutter Ingrid ist Bernburgerin, Vater Wolfgang stammt aus dem Leipziger Land. Als Sohn Thomas den Einzelhandel 1994 von seinem Vater Wolfgang übernahm, war der Verkaufsraum eher klein und dunkel. Heute finden sich auf lichtdurchfluteten und aufgeräumten 140 Quadratmetern mehrere Ausstellungsregale, Sitzecken mit Ledersesseln, Sehtest-Bereich sowie Werkstatt. „Handwerkliches Können gehört zum Beruf“, sagt Helling. Wo in der hauseigenen Werkstatt früher noch von Hand eingeschliffen wurde, erleichtern heute moderne CNC-Schleifgeräte die Millimeter-Arbeit. „Was früher als ,Flaschenboden’ oder ,Aschenbecher’ bezeichnet wurde, sind heute individuell gefertigte Hightech-Gläser’, erzählt der Optiker begeistert.

Ausgebildet wurde Helling im Geschäft des Vaters. Zur Berufsschule ist er nach Leipzig gependelt, in Jena hat er dann das Studium der Optik abgeschlossen und kann sich seitdem „Augenoptikermeister“ bezeichnen. Waren es zu Beginn drei Mitarbeiter, sind heute er und Mitarbeiterin Jenny Rönspieß Ansprechpartner für die Kunden. Die 24-jährige Staßfurterin kam über eine Stellenanzeige in der MZ zu Helling und kennt die Kunden nach drei Jahren sehr gut. Das sei ihrer Meinung nach auch die Stärke des Einzelhandels: „Man weiß auch, was die Kunden in ihrer Freizeit machen und kann besser entscheiden, welche Brille sich wofür eignet.“ Der großen Konkurrenz im Internet nehme Helling den Wind, indem er einfach mit ihr zusammenarbeite. Über den Anbieter brillen.de kann man sein gewünschtes Modell wählen und bei Helling vor Ort alle notwendigen Anpassungen vornehmen lassen - vom Sehtest bis zur Nachkontrolle. „Ein Ansprechpartner bei solchen Entscheidungen ist einfach notwendig“, sagt er. Für die richtige Brille sei auch eine Zusammenarbeit mit Augenärzten unerlässlich. Etliche Kunden würden an einer Makuladegeneration leiden, einer Netzhauterkrankung, die schlimmstenfalls auch zur Erblindung führen kann. „Man muss schon ein Verständnis für Optik haben“, sagt der 54-Jährige. Um in entspannter Atmosphäre beraten zu können, arbeitet das Duo vorrangig mit Terminen. Sollten Wartezeiten entstehen, vertreibt Hellings Zwergschnauzer Bruno den Kunden die Zeit. „Manche Leute kommen nur wegen Bruno zu uns und nicht immer wegen einer Brille“, sagt der Geschäftsführer.

Bestand durch Qualität

Mit seiner Meister-Ausbildung sei Helling der Sprung über die häufig schwierige Wendezeit gelungen: „Was Mangelware war, hatten wir auf einmal im Überfluss.“ Als jedoch der Verkauf des Kassengestells 2003 eingestellt werden musste, seien die Umsätze in Hellings Laden eingebrochen - wovon er sich jedoch „stetig erholte“. Auch die Einkommensunterschiede seien mit den Jahren gewachsen. Deshalb biete der Optiker Finanzierungsmöglichkeiten an. Der Kundenstamm reiche vom Einjährigen mit angeborener Sehschwäche bis zum betagten Senior. Für erkrankte und andere Kunden machen die beiden Mitarbeiter auch Hausbesuche. „Die Kunden kommen wieder, wenn das Umfeld stimmt“, sagt Helling. Um Berufstätigen entgegenzukommen, biete er daher auch mal Termine nach Ladenschluss an.

„Wir sind arbeitstechnisch sehr gut ausgelastet“, sagt der 54-Jährige. Deshalb sind die beiden Kundenberater gerade auf der Suche nach Verstärkung. Wichtigste Voraussetzung für die Tätigkeit: Kundenfreundlichkeit - da sind sich beide einig. Für sein Geschäftsumfeld in der Wilhelmstraße wünscht sich Helling mehr Parkplätze und neuen Aufschwung: „Da tut sich aber zum Glück gerade einiges“, sagt er. (mz)