"Haus der Werktätigen" in Bernburg "Haus der Werktätigen" in Bernburg: Die Abrissbagger rücken bald an

Bernburg - Manfred Kalberlah ist ein alteingesessener Bewohner der Schulstraße in Bernburg. Er kennt die Straße, die Nachbarn und auch das Gebäude nebenan, in dem seine Frau einst gearbeitet hat und er 15 Jahre lang Musik machte: Das „Haus der Werktätigen“. Doch das Lokal mit Saal, in dem sich die Bernburger in den Jahren bis 1989 vergnügten oder auch für Veranstaltungen versammelten, ist in die Jahre gekommen.
Abriss mit schwerer Technik
Mit bangen Blicken beobachteten Kalberlahs, deren Haus direkt an den alten Saal grenzt, wie die Bausubstanz der alten Gaststätte, die weit über 20 Jahre leer steht, leidet. In den vorangegangenen Tagen nun entspannt sich die Situation etwas. In der vergangenen Woche wurde damit begonnen, das Innere des Saales zu entkernen. „Wir werden in den nächsten zwei Monaten den Saal mit schwerer Technik abreißen“, sagt Thomas Fränkel. Der Geschäftsführer der Hoch-Tief-Bau Gräfenhainichen GmbH mit Sitz in der Bernburger Nicolaistraße und Eigentümer der Fläche zeichnet für den Abriss verantwortlich. Aber auch der andere Gebäudeteil wird dem Abrissbagger zum Opfer fallen. Dann wäre Platz für Stadthäuser, so Fränkel.
Das „Haus der Werktätigen“war ein recht beliebter Anlaufpunkt von Bernburgern. Von der Straße aus gesehen war im rechten Teil die Gaststätte untergebracht. In den oberen Räumen war der Kreisvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) untergebracht. Der FDGB übernahm das Haus 1950.
Die Gaststätte besaß eine Kegelbahn, auf der die 1951 gegründete Betriebssportgemeinschaft (BSG) „Motor“ ihre ersten Kegel schoben. Im linken Teil des Gebäudes war der Saal, in dem getanzt wurde. Er soll nun abgerissen werden. Die Gastronomie war bis 1989 in Betrieb.
Das Gebäude wurde dann noch für einige Veranstaltungen genutzt. Seit über 20 Jahren steht es leer. Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. Es bestand 1890 bereits als Café und als Flaschenbierverkauf August Belger. Später war es der „Thüringer Hof“. 1909 kaufte die Gewerkschaft das Gebäude, baute es aus. 1910 wurde es „Gewerkschaftshaus“, 1933 „Haus der deutschen Arbeit“. (ab)
„Ich bin froh, dass sich etwas tut. Denn es hat mir schon Sorgen gemacht, dass das Dach des alten Gebäudes arg in Mitleidenschaft gezogen worden ist“, so Kalberlah.
Es ist ein Dach mit Dachpappe. Von der Straße ist zu sehen, dass es kaputt ist und dass das Holz zum Teil stark verwittert und verfault ist. Das kann damit zusammenhängen, dass die Fallrohre der Dachrinne nicht außen am Gebäude langlaufen, sondern im Inneren. Das bedeutet, wenn hier Rohre undicht waren, ist Regenwasser in Gemäuer und in Holz eingedrungen.
Gute Zusammenarbeit mit Baufirmen
Kalberlah hofft aber, dass zumindest ein Teil der Mauer zum Garten stehenbleibt, damit dann nicht sein Grundstück komplett ohne Einfriedung von dieser Seite da steht. Er habe aber ein gutes Gefühl, dass die Baufirma da mitgeht, denn bisher habe man sich an die Absprachen gehalten, um die Einschränkungen gering zu halten. Für Fränkel sei das kein Problem. „Wir werden uns da schon einig“, sagt er. (mz)