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Weniger Kunden, trotz Frischluft Händler auf Wochenmarkt Karlsplatz Bernburg hoffen, dass es weitergeht: Weniger Kunden durch Corona-Ausgangssperre

Von Susanne Schlaikier 26.03.2020, 11:56
Peter Jänsch hat auf dem Wochenmarkt auf dem Karlsplatz in Bernburg in den vergangenen Tagen besonders viele Eier an seine Kunden verkauft.
Peter Jänsch hat auf dem Wochenmarkt auf dem Karlsplatz in Bernburg in den vergangenen Tagen besonders viele Eier an seine Kunden verkauft. Susanne Schlaikier

Bernburg - Es ist Dienstagvormittag, die Sonne strahlt vom blauen Himmel, auf dem Karlsplatz haben die Händler ihre Stände aufgebaut und Menschen laufen umher. Es scheint ein normaler Tag auf dem Wochenmarkt zu sein.

Doch ganz normal ist eben nichts an diesem Dienstag. Denn es sind nicht nur weniger Händler da als sonst, sondern auch weniger Kunden. Und die, die kommen, halten Abstand. Die Auswirkungen der Corona-Krise ist auch hier spürbar.

„Wir hoffen, dass der Markt weiter aufbleibt“, sagt Peter Jänsch

Immerhin findet in Bernburg noch ein Wochenmarkt statt. Andernorts, wie etwa in Quedlinburg oder in Leipzig, sind sie verboten, mit dem Ziel, den Coronavirus einzudämmen. „Wir hoffen, dass der Markt weiter aufbleibt“, sagen Peter und Lothar Jänsch, die Obst, Gemüse und Eier verkaufen.

Sie haben an ihrem Stand extra Kisten aufgestellt, damit die Kunden den nötigen Abstand einhalten. Sie selbst und ihre Mitarbeiter versuchen, sich so oft wie möglich die Hände zu waschen, haben dafür extra heißes Wasser in einem Glühwein-Kocher.

In den vergangenen Tagen hätten die Kunden besonders viel Kartoffeln und Eier gekauft, erzählen sie. Aber auch verstärkt Äpfel, Mandarinen und Weintrauben. Generell aber spüren sie einen Kunden-Rückgang. Dabei, so meint Lothar Jänsch, wäre es doch weniger gefährlich an der frischen Luft einzukaufen, als im Supermarkt.

Virologe Christian Drosten erklärt, dass im Freien die Ansteckungsgefahr geringer ist

Das bestätigt im Übrigen auch der Virologe Christian Drosten: „Draußen verdünnt sich das, was man ausatmet, rasch – und somit auch das Virus“, sagte er kürzlich in seinem NDR-Podcast. Wer sich aber wirklich nicht mehr auf den Markt traut, dem wird die Ware auch nach Hause geliefert, sagt Peter Jänsch.

Diese Möglichkeit habe man aber auch schon vor Corona vor allem den älteren Kunden angeboten. Man könne etwa über Facebook Kontakt zu Peter Jänsch aufnehmen bzw. sich informieren, ob der Wochenmarkt überhaupt noch geöffnet ist.

Am Imbiss von Michaela Winterfeld gibt es die Mahlzeiten jetzt zum Mitnehmen

Ein paar Meter weiter steht die „Cooking Queen“ Michaela Winterfeld mit ihrem Wagen. Noch kommen die Leute zwar für ein warmes Mittagessen zu ihr. Die Nudeln mit Gulasch oder Erbsensuppe können aber seit einigen Tagen nur noch mitgenommen und nicht mehr direkt vor Ort verzehrt werden.

Denn die Stehtische, die Winterfeld sonst immer vor dem Wagen stehen hat, darf sie momentan nicht aufstellen. Aber auch sie zählt weniger Kunden als gewöhnlich. „Wir halten durch“, macht sie sich selber Mut.

Deutlich gedrückter ist die Stimmung bei Ivonne Gutzeit. Sie betreibt in Peißen einen Fischhandel und verkauft ihre Ware auf mehreren Märkten, darunter in Bernburg und Halle. Auch wenn der Umsatz stark zurückgegangen ist - Gutzeit beziffert ihn auf 50 bis 70 Prozent - fährt sie noch auf die Märkte.

Fischhändlerin Ivonne Gutzeit hat ihr Personal reduziert, ältere Mitarbeiter bleiben zu Hause

Dabei merkt sie in Halle noch deutlicher als in kleineren Städten den Einbruch der Einnahmen. „Halle ist eine Geisterstadt“, sagt Gutzeit. Gleichwohl könne sie den Betrieb nicht einfach einstellen. Aber schon jetzt hat sie ihr Personal reduziert. Sie hätten entschieden, dass vorerst nur die jungen Mitarbeiter auf die Märkte fahren. „Die älteren bleiben erstmal zu Hause.“

So, wie der Betrieb momentan läuft, sei das maximal sechs bis acht Wochen durchzuhalten. „Ich weiß nicht, was danach kommt“, sagt Gutzeit und klingt hörbar verzweifelt. Auch die Kredite, die der Bund Selbstständigen in Aussicht gestellt hat, würden ihr nicht helfen, denn sie habe schon jetzt noch Kredite laufen.

„Es nützt mir nichts, noch einen aufzunehmen. Ich muss ihn ja trotzdem zurückzahlen“, sagt Ivonne Gutzeit. Ähnlich sieht es übrigens Peter Jänsch. Er würde sein Geschäft lieber ein halbes Jahr schließen, als einen Kredit aufzunehmen. (mz)