Gymnasium Gymnasium Carolinum Bernburg: Karla Reiter geht nach zehn Jahren als Direktorin in Rente

Bernburg - Das Büro von Karla Reiter ist schon beinahe ausgeräumt. Ein paar Ordner stehen noch da, einige Bilder hängen an den Wänden. Und in einer Ecke steht eine alte, abgegriffene Schulbank mit zwei runden Löchern in der Tischplatte – der Platz für die Tintenfässer.
Wenn die 63-Jährige Ende Juli in den Ruhestand geht, ist sie auf den Tag genau 10 Jahre lang Direktorin des Bernburger Gymnasiums Carolinum gewesen.
Dabei war ihr erster Tag als Lehrerin alles andere als erfolgreich. Die damals 13-jährige Karla musste in einer ersten Klasse die angestammte Lehrerin in einer Deutschstunde vertreten. „Das Fach Deutsch habe ich immer schon geliebt.“ Die Rabauken der ersten Klasse aber eher weniger. Zu laut, zu unaufmerksam.
Reiters Deutschlehrerin Frau Peters wusste schon frühzeitig: „Karla, du wirst mal Lehrerin.“
„Das war ganz anders, als ich mir das Lehrersein vorgestellt habe.“ Danach sei für sie klar gewesen, dass der Lehrerberuf für sie nicht infrage kommt. Anders als für ihre Deutschlehrerin, Frau Peters. „Sie hat mir schon früh gesagt: ,Karla, du wirst mal Lehrerin’.“ Und sie sollte recht behalten.
Auch wenn es erst etwas ganz anderes werden sollte, nämlich eher Richtung Innenarchitektur und Kunst. „Ich hatte mich auch an der Burg Giebichenstein in Halle beworben, wurde aber abgelehnt.“
Die Magdeburgerin, in der Stadt an der Elbe geboren und aufgewachsen, wollte möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen, um ihre alleinerziehende Mutter zu entlasten. Als sie fünf Jahre alt war, hatten sich ihre Eltern scheiden lassen – sie blieb bei der Mutter und ihr Bruder kam zum Vater. „Ich hatte trotzdem eine wahnsinnig schöne Kindheit.“
„Ich wollte kreativ sein und meine Hobbys auch im Beruf ausleben“
Weil es also schnell gehen sollte, meldete sie sich kurzfristig für die Aufnahmeprüfung in den Schuldienst an – mit Erfolg. „Ich wollte kreativ sein und meine Hobbys auch im Beruf ausleben“, sagt Karla Reiter.
Diese Hobbys sind bis heute ihre beiden großen Leidenschaften geblieben: die deutsche Sprache und der Sport. Zu DDR-Zeiten hat sie selbst aktiv Basketball gespielt. Fast logisch also, dass sie diese beiden Fächer auch als Lehrerin unterrichtet hat.
Während des Studiums lernte sie ihren späteren Mann kennen, der dieselbe Fächerkombination gewählt hatte. Beide wurden für den Schuldienst nach Aschersleben delegiert, wo Karla Reiter an mehreren Schulen unterrichtete. 1990 übernahm sie die Leitung der Valentina-Tereschkowa-Oberschule, das spätere Gymnasium Ascaneum.
Nach dessen Schließung ließ sie ab 2007 den Schuldienst ruhen und arbeitete als Referentin im Landesverwaltungsamt. „Dadurch habe ich viele Schulen von innen kennengelernt“, erinnert sie sich. Unter anderem auch das Carolinum, in dem derzeit 66 Lehrer rund 760 Schüler unterrichten. „Ich habe diese Schule gesehen und mich sofort verliebt.“
Als dann 2009 das Angebot kam, die Nachfolge von Barbara Knoche anzutreten, musste sie nicht lange überlegen. „Die Lage und die Ansicht der beiden Häuser: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Gebäude sehe. Ich kenne viele Schulen, aber das ist für mich die schönste.“
Schulstunden wurden länger, Wahlpflichtkurse wurden eingeführt
Im Rückblick ist die Pädagogin stolz, dass sich in den vergangenen zehn Jahren vieles bewegt hat: Die Verlängerung der Schulstunden etwa – eine Unterrichtseinheit dauert 90 statt 45 Minuten. Oder die Einführung neuer Wahlpflichtkurse wie Basketball und Karate.
Aber was wartet nun auf die Ruheständlerin Karla Reiter? Auf jeden Fall ein großer Garten. Und die Enkelkinder in Niedersachsen. Eine große Reise steht nicht an, dafür aber mehrere kleine, mit dem Fahrrad. Den Saaleradweg nimmt sie gemeinsam mit ihrem Mann gerne in Angriff. Vom Ufer des Flusses wird sie auch zukünftig den Anblick des Carolinums genießen können. (mz)