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Gift an Schule Gift an Schule: Kinder leiden unter Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen

Von Katharina Thormann und Marko Jeschor 04.05.2018, 09:56
Einige Fußböden in der Schule an der Tolstoiallee sind mit giftigem Naphthalin belastet.
Einige Fußböden in der Schule an der Tolstoiallee sind mit giftigem Naphthalin belastet. Engelbert Pülicher

Bernburg - Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen: Immer wieder mussten in den vergangenen Monaten Schüler des Campus Technicus am Standort Tolstoiallee in Bernburg mitten im Unterricht von ihren Eltern abgeholt werden.

Nun könnte die Ursache dafür gefunden worden sein: ein zum Teil deutlich erhöhter Naphthalin-Wert in gleich mehreren Klassenräumen.

Wegen der Entdeckung dieser gesundheitsgefährdenden Chemikalie hat der Landkreis beschlossen, die Schule Ende nächster Woche vorerst komplett zu schließen.

Das gab Mathias Kiegeland, zuständiger Fachbereichsleiter für Soziales, Familie und Bildung, bei der jüngsten Sitzung des Kreistages am Mittwochabend bekannt.

Gift im Klassenzimmer: Klagen vor allem über den Videoraum

Demnach hatten Schüler bereits Ende vergangenen Jahres über einen üblen Geruch, der an Teer und Mottenkugeln erinnert, vor allem im Videoraum geklagt.

„Wir sind dann sofort tätig geworden und haben Innenraummessungen und Probebohrungen veranlasst“, sagt Kiegeland.

Dabei stellte sich heraus, dass der Unterbodenaufbau unter anderem teerhaltige Pappe enthält.

„Das war zu DDR-Zeiten Stand der Technik“, so Kiegeland weiter.

Gift im Klassenzimmer: Gefährliche Dämpfe

Die könnte nun aber zur Gefahr für die Fünft- und Sechstklässler werden, die in der Einrichtung die Schulbank drücken und tagtäglich die zum Teil gefährlichen Dämpfe einatmen.

Denn inzwischen hat sich bei weiteren zehn Probebohrungen herausgestellt, dass auch in anderen Klassenräumen des 50 Jahre alten Schulgebäudes die Werte deutlich erhöht sind, zum Teil sogar ganz nah an der erlaubten Obergrenze liegen.

Gift im Klassenzimmer: Wie hoch die Gefahr ist, weiß niemand

„Vorsorglich wurde nun die Maßnahme ergriffen, die Schule zu sperren“, sagt Schulleiterin Christine Brauns.

Schließlich weiß bisher noch keiner, welcher Gesundheitsgefahr die Schüler und Lehrer in den belasteten Räumen ausgesetzt sind.

Fakt ist nur, dass laut Brauns auch schon Lehrer einen unangenehmen Geruch festgestellt und über ähnliche Beschwerden wie einige Kinder geklagt hatten.

„Bisher kann aber niemand sagen, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen den Krankheitsfällen und den Naphthalin-Werten gibt“, sagt Brauns.

Gift im Klassenzimmer: Unterricht in anderen Gebäuden

Um aber auf Nummer sicher zu gehen, habe man die Sperrung des Gebäudes mit der auffällig gelben Fassade beschlossen, vor allem zum Wohle der Schüler und der Lehrer.

Die werden künftig in den beiden anderen Gebäuden an der Käthe-Kollwitz-Straße und der Leipziger Straße unterkommen.

Eine entsprechende Mitteilung darüber werden die Eltern der betroffenen Kinder spätestens Anfang nächster Woche erhalten.

Glücklicherweise gibt es laut Brauns genügend Klassenräume an den anderen beiden Standorten.

Schließlich stecken die Zehntklässler bereits in den Prüfungen und hätten keinen regulären Unterricht mehr, so dass die 222 Fünft- und Sechstklässler problemlos unterkommen.

Zumindest bis zum Schuljahresende.

Gift im Klassenzimmer: Entscheidung fällt im Sommer

Spätestens zu den Sommerferien werden dann auch die Ergebnisse der jüngsten Raumluftmessung in den Klassenräumen in der naphthalinbelasteten Schule vorliegen.

Dann wird beim Landkreis entschieden, wie es mit den verseuchten Böden weitergeht - im Videoraum wurde er bereits entfernt - und vor allem, wo die Schüler ab kommenden Schuljahr unterrichtet werden. (mz)