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Gebrüder Vahl in Bernburg Gebrüder Vahl in Bernburg: Tabakwaren, Zeitschriften, Lotto und mehr

Von Anja Förtsch 02.03.2017, 06:45
Das Team des Tabakladens: Reinhard Vahl (von links), Susan Wustrau, Anja Engler, Monika Vahl und Thomas Vahl.
Das Team des Tabakladens: Reinhard Vahl (von links), Susan Wustrau, Anja Engler, Monika Vahl und Thomas Vahl. Pülicher

Bernburg - Die Tür der Hausnummer 14 am Bernburger Markt ist schon ein bisschen wie ein Zaubertor. Denn hinter den eher kleinen Schaufenstern des schmalen Hauseingangs verbirgt sich ein viel größeres Geschäft, als man denken würde. Und darin ist auch viel mehr los, als man denken würde.

Betritt man das Geschäft der Gebrüder Vahl am Bernburger Markt, steht man plötzlich inmitten von Likören, Weinen, Zeitungen, Zeitschriften, Aschenbechern, Tassen, Gläsern, Deko-Artikeln, Zigaretten, Zigarren und wahrscheinlich noch zig weiteren Dingen, die man gar nicht gleich erfassen kann.

Hausherr dieses Sammelsuriums ist Thomas Vahl. Der 43-Jährige hat das Geschäft von seinem Vater übernommen. Und der hatte es wiederum von seinem Vater übernommen, der es wiederum von seinem Vater übernommen hat - kurzum: Thomas Vahl führt das Geschäft in der vierten Generation.

Über 100 Jahre in Familienhand

Gegründet wurde es im Jahr 1911 von Vahls Urgroßvater Willi Vahl als Tabak- und Spirituosengeschäft mit Lotto-Annahmestelle. Damals lag der Laden noch in der Badergasse 1. Erst im Jahr 1963 zog sein Sohn, Vahls Großvater Otto, schräg gegenüber an die heutige Adresse am Markt 14. „Die Lage hier ist ja auch schöner“, schmunzelt Vahl.

Dort führte sein Großvater das Geschäft bis zur Wende. 1989 übernahmen seine Söhne Manfred und Reinhard. Und mit der Wiedervereinigung kamen auch einige Neuerungen: „Das Geschäft wurde großflächig ausgebaut, das Angebot erweitert und an das westliche Sortiment angepasst“, erzählt Vahl.

Und wie lief das Geschäft zur Wendezeit, als viele Unternehmen große Schwierigkeiten bekamen und einige sogar aufgeben mussten? „Die Wende war für uns ein richtiger Boom“, sagt Vahl. „Wir hatten plötzlich Waren, die wir verkaufen konnten. Zuvor hatte ja immer Mangelwirtschaft geherrscht. Und die Nachfrage von den Kunden war auch ungebrochen da.“

Thomas Vahl selbst wuchs praktisch in das Geschäft hinein. Die Familie wohnt über dem Geschäft, als Sohn des Inhabers hatte er es immer direkt vor der Nase. 1991 machte Vahl sein Abitur und studierte daraufhin Betriebswirtschaft an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Im Anschluss daran kam er als Diplom-Kaufmann zurück nach Bernburg und stieg im Jahr 1998 als dritter Teilhaber ein. Von Kindesbeinen an geplant war das nicht, es habe sich so ergeben, sagt Vahl heute.

Mit Herzblut Unternehmer

Seit er aber einmal dabei war, habe er nie wieder etwas anderes machen wollen, sagt der gebürtige Bernburger, der außer für sein Studium nie woanders gelebt hat. Ganz stressfrei sei das Leben als selbstständiger Unternehmer natürlich nicht. „Es kommen schon einige Stunden zusammen und mit dem Ende der Öffnungszeiten ist nicht automatisch Feierabend. Außerdem wohnen wir ja über dem Laden, wir kommen also aus der Nummer nicht raus“, lacht Vahl. „Aber in anderen Berufen hat man schließlich auch mal etwas Stress.“

Bald auf sich allein gestellt

Heute führt er das Geschäft mit seinem Onkel Reinhard gemeinsam. Sein Vater Manfred ging vor einiger Zeit in den Ruhestand. Und der winkt bereits auch dem Onkel: 63 Jahre alt wird Reinhard Vahl in diesem Jahr. „Dann werde ich den Laden allein weiterführen“, sagt Vahl.

Auch wenn der eigene Ruhestand für den 43-Jährigen noch in einiger Ferne liegt, hat er sich schon Gedanken gemacht, wie es dann weitergeht? „Das werde ich dann sehen, wenn es soweit ist“, lächelt der Unternehmer. Ob seine Tochter das Geschäft einmal fortführen möchte, steht noch in den Sternen, gerade ist sie erst einmal mit der Schule beschäftigt.

Die wichtigsten unter den Artikelmassen sind die Tabakwaren. „Das ist schon unser Hauptstandbein“, sagt Vahl. Daran ändern in seinen Augen übrigens auch die Schockbilder nichts, die seit vergangenem Mai Stück für Stück eingeführt wurden und Raucher abschrecken sollen. „Wir sehen absolut keine Auswirkungen durch diese Bilder, es werden noch genau so viele Zigaretten nachgefragt.“, sagt Vahl.

„Das ist der gleiche Effekt wie zuvor bei den Warnhinweisen auf den Schachteln: Erst wird sich eine Weile darüber aufgeregt und irgendwann wird es einfach hingenommen.“ Vahl selbst ist übrigens trotz praktisch 43 Jahren inmitten von Zigarettenschachteln, Tabakdosen und Zigarren, die eigens in einem speziellen Klimaraum aufbewahrt werden, Nichtraucher.

E-Zigaretten und Whisky-Vielfalt

Aber auch bei dem wohl traditionellsten aller Artikel gibt es Neuerungen: Seit einiger Zeit bietet Vahl auch E-Zigaretten an. „Da mussten wir uns natürlich erst einmal einarbeiten“, erzählt Vahl. Die Fülle an Modellen, Marken und Geschmacksrichtungen ist riesig. Gelohnt hat sich die Recherche aber auf jeden Fall: „Die Nachfrage nach E-Zigaretten ist sehr groß, sie verkaufen sich wirklich gut.“

Die Gebrüder Vahl bieten weit mehr als nur Tabakwaren. Allein 200 verschiedene Sorten Whisky kann man bei ihnen kaufen. Daneben setzen sie in Sachen Spirituosen vor allem auf regionale Saale-Unstrut-Weine. Seit 2007 gibt es eine Poststelle im Geschäft.

Dauerbrenner seit der Gründung vor 106 Jahren ist auch die Lotto-Annahmestelle. Und beinah hätten die Vahls sogar einen Millionär gemacht. „Das war noch zu D-Mark-Zeiten“, erzählt der Unternehmer. 500.000 DM gewann ein Lottospieler damals hier. „Da freut man sich natürlich mit als Verkäufer.“

Und was steht für die Zukunft an? „Eigentlich planen wir gerade gar keine Änderungen. Das Geschäft läuft gut, die Größe des Ladens passt, wir haben viele Kunden und gerade auch viele Stammkunden“, sagt Vahl. Und lächelt: „Aber man soll ja niemals nie sagen.“ (mz)

Das Geschäft der Gebrüder Vahl am Markt ist eine Institution in Bernburg.
Das Geschäft der Gebrüder Vahl am Markt ist eine Institution in Bernburg.
Pülicher