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Gebietsgrenze von Alsleben und Schackstedt Gebietsgrenze von Alsleben und Schackstedt: Familie weiß nicht wo sie wohnt

Von Susanne Thon 26.09.2015, 10:59
Herbert und Jutta Müller leben in Schackstedt in Alsleben.
Herbert und Jutta Müller leben in Schackstedt in Alsleben. Pülicher Lizenz

Schackstedt/Alsleben - Fragt man Herbert Müller nach seinem Wohnort, hebt er nur die Schultern: „Schackstedt? Aschersleben? Alsleben?“ Die Sache ist ziemlich verzwickt - und richtig irgendwie alles und nichts. Rein gefühlsmäßig hält sich Müller für einen Schackstedter. Und er lebt ja auch schon immer in Schackstedt, also vor dem Ortsausgangsschild. Und weil Schackstedt ein Ortsteil von Aschersleben ist, stimmt - praktisch gesehen - auch das. Theoretisch, oder sagen wir: auf dem Papier, stellt sich die Sache aber anders dar. Demnach ist Müller nämlich Alslebener. Wie seine Frau Jutta und die Nachbarn von schräg gegenüber. Sie alle haben in ihren Ausweisen als Anschrift Alsleben stehen - die Müllers Paradies 9, die anderen Paradies 11.

Peter Lustig würde jetzt sagen: „Klingt komisch, ist aber so.“ Denn die „Randschackstedter“ sind tatsächlich Alslebener. Die Hausnummern 1 bis 8 der Straße mit dem wohl klangvollsten aller Namen gehören zu Schackstedt und damit zu Aschersleben, die Nummern 9 und 11 zu Alsleben. Das Paradies, es ist geteilt. Und das im Grunde schon seit anno dazumal. Denn die Grenze zwischen Anhalt und Preußen, sie verlief mitten durch den Ort. Nun gut, viel Ort war da damals noch nicht. Das Dilemma nahm erst 1804 seinen Lauf, als ein Schackstedter, ein gewisser Adam - daher wohl auch Paradies - an eben dieser Stelle seinen Gasthof errichten musste. Das östlichste Gebäude in Schackstedt. Nein... Da geht es schon los. Es stand bereits auf preußischen Territorium. „Der Name Paradies aber hat sich bis auf Schackstedt ausgedehnt“, erklärt Schackstedts ehemaliger Bürgermeister Dieter Wöhlbier. Die Jahre vergingen, die Teilung blieb, sie wurde mal mehr, mal weniger streng genommen. In den 70ern wurde das Alslebener Paradies kurzzeitig mal zur Schackstedter Straße. Dann kam die Wende.

Das Chaos ist perfekt

Alsleben war Alsleben plus, Schackstedt Schackstedt ohne die Randbebauung. Und seit „der untere Teil“ auch noch zu Aschersleben gehört, „ist Chaos perfekt“, so Herbert Müller. Ein „Klein Alsleben“ in Aschersleben, Ortsteil Schackstedt, vermutet ja keiner. Probleme gibt es auch bei der Briefzustellung. Nicht selten sind die Sendungen ein, zwei Wochen unterwegs, was bei Rechnungen auch schon mal kritisch werden kann. „Bisher hat es aber immer geradeso hingehauen“, sagt Jutta Müller. Dabei dürfte nach Informationen einer Sprecherin der Post eigentlich gar nichts schiefgehen, sofern denn die Anschrift stimme. Das Ascherslebener Schackstedt würde von einer Zustellerin bedient, das Alslebener Schackstedt von einer anderen, nachdem die Sendungen zuvor maschinell sortiert worden seien.

Hach, kompliziert alles. Zumal es ja nicht damit getan wäre, die Schackstedter Ortstafel umzusetzen und ein gelbes Alsleben-Schild aufzustellen. „Die Schilder haben nichts mit den Gebietsgrenzen zu tun“, seien nur eine optische Orientierung für die Autofahrer, sagt Judith Kadow, Pressesprecherin der Stadt Aschersleben. Man müsste schon die Gemarkungsgrenze verändern. „Von unserer Seite gibt es dafür jedoch keine Ambitionen.“

Also bleibt alles, wie es ist? Nicht, wenn es nach Alslebens Bürgermeister Reinhard Schinke geht. Er spricht von einem „unglücklichen Zustand“, davon, dass man schon 20 Jahre um einen Gebietsaustausch bemüht sei - und er das Gespräch mit Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann suchen wolle. Wobei: „Am liebsten wäre es mir ja, wenn Herr Michelmann Schackstedt in die Freiheit entlässt. Dann wäre das Problem gelöst und wir bräuchten uns auch um den Erhalt des Grundzentrums keine Gedanken mehr zu machen.“ Und entgegen käme Schinke dem Oberbürgermeister freilich auch: „Ich würde dann von meinen Plänen absehen, Aschersleben einzugemeinden“, sagt er mit einem Augenzwinkern. (mz)

Nur der untere Teil der Straße Paradies - links zu sehen - gehört zum Ascherslebener Ortsteil. Bei der Briefzustellung gibt es immer wieder Schwierigkeiten.
Nur der untere Teil der Straße Paradies - links zu sehen - gehört zum Ascherslebener Ortsteil. Bei der Briefzustellung gibt es immer wieder Schwierigkeiten.
Pülicher Lizenz