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Bernburg Franz-Mehring-Grundschule in Bernburg feiert 130. Geburtstag

Von Detlef Valtink 23.03.2016, 21:22
Für die Choreografie der Aerobicdarbietungen hat die Sportgruppe lange geprobt und wurde dafür mit viel Beifall belohnt.
Für die Choreografie der Aerobicdarbietungen hat die Sportgruppe lange geprobt und wurde dafür mit viel Beifall belohnt. Engelbert Pülicher

Bernburg - Ob Franz Mehring, der ehemalige Sozialdemokrat und Publizist, sich mit der momentanen politischen Situation anfreunden könnte, ist ungewiss. Aber sicherlich hätte der Namensgeber für eine Bernburger Grundschule mit Erstaunen registriert, wie seine Forderungen nach mehr Demokratie heute schon bei den Jüngsten der Gesellschaft selbstverständlich sind. Denn anlässlich der Feierlichkeiten zum 130. Geburtstag der Bildungseinrichtung haben die gut 300 Schüler zum Großteil für sich festgelegt, dass es keinen Festakt als solches gibt, sondern sie ihren Geburtstagsgästen zeigen, was sie können und worauf sie stolz sind.

„Es ist ein Programm von Kindern für Kinder entstanden, mit viel Bezug auf den Schulalltag“, freut sich Dominika Emmermacher. Die Schulleiterin weiß jetzt, dass diese Entscheidung goldrichtig war. Waren doch die rund 150 Gäste am Dienstag - von Großeltern bis zu ehemaligen Lehrern - von den Darbietungen angetan. Doch in der Franz-Mehring-Grundschule war das nicht die einzige Attraktion des Tages. Im Computerraum war eine „Alt-Neu“-Ausstellung aufgebaut, in der so mancher Gast bei den Führungen aus dem Staunen nicht herauskam. Alte Fotos, Schul- und Klassenbücher, Auszeichnungen oder Dokumente zur Entwicklung der Schule beinhalteten auch einen Wiedererkennungswert. Und hatten sogar aktuelle Bezüge. So konnte eine ehemalige Lehrerin an einem Klassenfoto aus dem Jahr 1947 anschaulich erklären, wie damals Flüchtlingskinder in ihrer neuen Heimat integriert wurden. Möglich gemacht hat diese Dokumentation Horterzieherin Silvia Steppke, die dafür sehr viel Anerkennung bekam. Gerade die Zusammenarbeit mit dem Hort, mit dem es einen Kooperationsvertrag gibt, der beständig mit Leben erfüllt wird, empfindet Dominika Emmermacher als befruchtend. „Wir arbeiten so eng miteinander, wie es im Sinne der Kinder ist“, ist die Schulleiterin stolz auf das gesamte Team.

Und es ist ein weiterer Baustein in der so traditionsreichen Schule. Die wurde am 20. März 1886 als Volksschule 1 gegründet. Begründet durch die in Bernburg gestiegenen Einwohnerzahlen, da die Industrialisierung, u.a. mit der Ansiedlung der Soda-Werke, stetig voranschritt. Mal war die Schule siebenstufig, mal achtstufig. Zu DDR-Zeiten dann als zehnklassige Polytechnische Schule, nach der Wende wieder als Grundschule. „Im Jahr 1945 wurde das Gebäude für ein paar Monate auch als Lazarett genutzt“, weiß die Schulleiterin.

Das ist aber Geschichte! Die Zukunft kann dagegen im Klassenraum 1c bestaunt werden. Dort hat das Computerkabinett sein Domizil und gibt es seit wenigen Wochen eine interaktive Schultafel. Mit der auch in der Mehring-Grundschule das Ende der Kreidetafel eingeläutet ist. „Die Schüler gehen damit um, als wäre es das Normalste dieser Welt“, sagt Dominika Emmermacher und weiß, dass damit nicht gleichzeitig das Ende der „Handarbeit“ kommt. Lesen, Schreiben und Arbeiten blieben immer im Vordergrund. Das würde sicherlich auch ein Franz Mehring noch heute sofort unterschreiben.  (mz)