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Forum zur Bürgermeisterwahl in Alsleben Forum zur Bürgermeisterwahl in Alsleben: Die Schulsanierung polarisiert

Von Torsten Adam 02.09.2015, 17:49
Rund 100 Menschen verfolgten am Dienstagabend im Stadtgemeinschaftshaus das Wahlforum. Sie bekamen auch Gelegenheit, wie hier FDP-Stadtrat Michael Kiefer (stehend), den Kandidaten Fragen zu stellen.
Rund 100 Menschen verfolgten am Dienstagabend im Stadtgemeinschaftshaus das Wahlforum. Sie bekamen auch Gelegenheit, wie hier FDP-Stadtrat Michael Kiefer (stehend), den Kandidaten Fragen zu stellen. Torsten Adam Lizenz

Alsleben - Auf großes Interesse ist am Dienstagabend die Vorstellung der drei Bürgermeister-Kandidaten gestoßen. Rund 100 Einwohner und weitere Interessenten verfolgten im Alslebener Stadtgemeinschaftshaus das von Verbandsgemeinde-Bürgermeister Steffen Globig (SPD) moderierte Wahlforum. Nach den gut zwei Stunden kristallisierte sich heraus, dass ein Thema den Wahlausgang entscheidend beeinflussen könnte, das gar nicht zu den Amtsgeschäften des ehrenamtlichen Stadtoberhauptes zählt, sondern Aufgabe der Verbandsgemeinde Saale-Wipper ist: die Sanierung der leerstehenden Förderschule zugunsten der Kapazitätserweiterung der aus allen Nähten platzenden Grundschule.

Ein Thema erhitzt die Gemüter

Linke-Kandidat Daniel Wernecke (42) musste sich heftige Vorwürfe aus den Reihen der Zuschauer gefallen lassen. Die Stadträte Michael Kiefer (FDP) und Siegfried Westphal (CDU) kritisierten, dass er in der Öffentlichkeit mit überholten Zahlen operiere, um ein Engagement der Saalemühle zu verhindern (die MZ berichtete). Westphal mutmaßte, dass sich der Gnölbziger von Gierslebens Bürgermeister Peter Rietsch für die Gründung einer Bürgerinitiative instrumentalisieren lassen habe: „Herr Rietsch will keine attraktive Grundschule in Alsleben, sondern in Giersleben“. Die parteilose Mitbewerberin Sylvia Kunze (46) befürchtete, dass mit diesem „Theater“ der Investor vergrault werden könnte. Amtsinhaber Reinhard Schinke (60) von der CDU betonte, dass nach „drei Jahren Quasselei“ endlich eine Lösung gefunden werden musste, um den Grundschul-Standort zu sichern.

2.155 Wahlberechtigte ab 16 Jahren aus Alsleben und dem einzigen Ortsteil Gnölbzig sind am kommenden Sonntag, 6. September, von 8 bis 18 Uhr zur Stimmabgabe aufgerufen. Bislang haben sieben Prozent von ihnen Briefwahlunterlagen angefordert, informierte Verbandsgemeinde-Bürgermeister Steffen Globig.

Sollte keiner der drei Kandidaten Sylvia Kunze (parteilos), Reinhard Schinke (CDU), Daniel Wernecke (Die Linke) mehr als 50 Prozent der gültigen Stimmen auf sich vereinigen können, kommt es zwei Wochen später, am 20. September, zu einer Stichwahl.

In diesem Fall werden laut Globig keine neuen Wahlbenachrichtigungskarten verschickt. Der neue Bürgermeister im Ehrenamt wird für sieben Jahre gewählt. Offiziell beginnt seine Amtszeit am 1. November 2015. (tad)

Wenn die Saalemühle zusage, das Gebäude bis zum August 2016 zu sanieren, sei darauf Verlass. Am Beispiel Schwimmbad sei zu sehen, dass dieser Termin unter Federführung der Verwaltung nicht zu halten wäre. „Die Verbandsgemeinde hat laut Vertrag jedes Jahr die Option, das Gebäude zu kaufen, wenn sie finanziell besser aufgestellt ist“, so Schinke. Wernecke beharrte dennoch darauf, das Haus in kommunaler Hand zu belassen, in kleinen Etappen zu sanieren und statt jährlicher Mietkosten von 70 000 Euro das Geld lieber selbst zu investieren. Er musste jedoch einräumen, dass eine energetische Sanierung auf diese Weise nicht zeitnah möglich wäre. „Nur zu malern ohne Dämmung ist rausgeworfenes Geld“, entgegnete Westphal.

Kampf ums Grundzentrum

Einigkeit unter allen drei Bewerbern herrschte bei anderen Themen, die Globig anschnitt. Wie die Ablehnung von Steuererhöhungen oder den angestrebten Erhalt des Grundzentrum-Status’. Schinke erklärte, dass Alsleben eine Ausnahmegenehmigung wohl nicht erhalten werde, weil die Regionale Planungsgemeinschaft eine Klagewelle seitens anderer betroffener Gemeinden fürchte. Hoffnung bestehe, sich gemeinsam mit Güsten den Grundzentrum-Status teilen zu können. Der Amtsinhaber bedauerte, dass Schackstedt vor fünf Jahren den Weg nach Aschersleben gesucht hatte und dort „im Nirwana gelandet“ sei. Mit dem Einwohnerzuwachs hätte Alsleben die von einem Grundzentrum geforderten 3000 Einwohner erreicht.

Dem demografischen Wandel - jeder dritte Alslebener ist laut Globig im Rentenalter - will Sylvia Kunze durch generationsübergreifende Angebote und Schülerpraktika in heimischen Betrieben begegnen, um so junge Leute hier zu halten. Daniel Wernecke sagte, dass ebenso gut bezahlte Jobs wie attraktive Kulturangebote, zum Beispiel ein Stadtfest, und günstigere Kita-Plätze als in umliegenden Kommunen nötig seien. Reinhard Schinke meinte, dass sich in erster Linie die „große Politik“ um dieses ostdeutsche Problem kümmern müsse. Das Grundzentrum zu streichen, sei da völlig kontraproduktiv, kritisierte er die Landesregierung. Er sieht Alsleben als „aufstrebende Stadt“. In diesem Jahr gebe es erstmals einen Haushaltsüberschuss, der Schuldenabbau komme weiter voran. Dass es ungeachtet der vielen noch zu sanierenden Häuser und Straßen um die Zukunft der alten Schifferstadt nicht so schlecht bestellt ist, unterstrich CDU-Stadtrat Alexander Siersleben: „Alsleben hat die siebt-höchste Finanzkraft aller Gemeinden in Sachsen-Anhalt!“