Flüchtlinge Flüchtlinge in Bernburg: Früheres Parkhotel wird als Gemeinschaftsunterkunft geschlossen

Bernburg - Knapp zwei Jahre nach dem Einzug der ersten Flüchtlinge in die umfunktionierte Gemeinschaftsunterkunft im Parkhotel in Bernburg steht die Einrichtung nun vor der Schließung.
Der Kreistag hat im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Unterkunft ab dem 1. Januar nicht mehr zu betreiben. Darüber informierte Reingard Stephan, Fachbereichsleiterin für Gesundheit, Ordnung und Sicherheit, auf Nachfrage der MZ.
Parforcehaus in Bernburg: Flüchtlingszahlen sind rückläufig
Es ist die nächste Reaktion auf die stark rückläufigen Flüchtlingszahlen im Salzlandkreis. Denn der Kreis ist für die Aufnahme, Unterbringung und Betreuung der Asylsuchenden verantwortlich.
„Um zeitlich schneller und wirtschaftlicher agieren zu können, war es erforderlich, bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine Gemeinschaftsunterkunft komplett zu schließen“, begründet Stephan den Vorschlag der Kreisverwaltung. Immerhin erhofft sich der Landkreis dadurch eine Einsparung in Höhe von einer Million Euro.
Diese Summe wäre insgesamt für die Tagessätze von belegten und unbelegten Plätzen in dem Mietobjekt angefallen.
Parforcehaus in Bernburg: Von 220 Plätzen nur 88 belegt
In den vergangenen Monaten war die Zahl der Bewohner immer weiter gesunken. Von den 200 Plätzen waren im vergangenen Monat 88 belegt. Damit liegt die Unterkunft im Wirtschaftlichkeitsvergleich deutlich hinter den übrigen Einrichtungen in Aschersleben, Bernburg und Schönebeck.
Bis zum Jahresende sollen nun nach Angaben der zuständigen Fachbereichsleiterin die verbliebenen Flüchtlinge ohne bisher bestätigtem Bleiberecht auf die übrigen Gemeinschaftsunterkünfte im Kreis umziehen, während die Flüchtlinge mit Bleiberecht - derzeit sind es 30 - in Wohnungen untergebracht werden sollen.
Parforcehaus in Bernburg: Welche Nutzung in der Zukunft?
Unklar bleibt damit allerdings, wie das einstige Parkhotel künftig genutzt werden soll. Die Inhaberfamilie Gather, die das Gebäude im Jahr 2003 gekauft und bis 2015 als Hotel geführt hatte, war telefonisch nicht mehr in Bernburg zu erreichen.
Nach MZ-Informationen soll die Familie schon vor mehr als einem Jahr der Saalestadt den Rücken gekehrt haben und zurück in die bayerische Heimat gezogen sein.
Was sie nun mit dem Objekt anstellt, fragt sich auch die Bernburger Stadtverwaltung.
Diese hat ebenfalls keinen Kontakt mehr zum Eigentümer des Hauses. Nichtsdestotrotz ist man auch dort interessiert daran, dass das Gebäude nicht dem Verfall preisgegeben wird. „Für uns ist es ein wichtiges und geschichtsträchtiges Haus direkt am Einfallstor zu Bernburg. Darum hoffen wir, dass es einer Nachnutzung zugeführt wird“, sagt Bernburgs Stadtsprecher Wolfgang Knopf.
Denn wie Reingard Stephan mitteilte, wird die Einrichtung zwar geschlossen, der Mietvertrag läuft noch bis 30. November 2019 weiter.
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Das Parforcehaus, das ab 1993 als Parkhotel betrieben wurde, ist zwischen 1716 und 1718 als anhaltinisches Jagdhaus erbaut worden. Der Name leitet sich ab von der Parforcejagd (Hetzjagd), denn ursprünglich sollte das Objekt dem Jagdvergnügen von Fürst Viktor Friedrich von Anhalt-Bernburg dienen.
Nach der Eröffnung wurde es von Anfang an auch als Gasthof mit Stallungen genutzt. Viele Wirte gaben sich in den Jahrhunderten die Klinke in die Hand. 1993 wurde es an die D und M-Hotelgesellschaft verkauft und zu einem modernen Hotel ausgebaut. (mz)
