Fleischerei in Peißen Fleischerei in Peißen: Flepro plant nun auch Online-Shop

Peißen - Die Sorgenfalten, die sich noch vor wenigen Wochen deutlich auf der Stirn von Detlef Gereke abzeichneten, scheinen wie weg geblasen. Der Mitgeschäftsführer der Flepro Bernburg Fleisch- und Wurstwaren GmbH ist sichtlich erleichtert, dass mit der Bürgerhaus Lützschena GmbH ein neuer Eigentümer für die Traditionsfleischerei mit Sitz in Peißen gefunden wurde. „Wir sind erleichtert, dass es weitergeht“, sagt Gereke. Die vergangenen drei Monate seien eine harte Zeit gewesen, „in der wir alle etwas in der Luft hingen“. Auch bei den Mitarbeitern sorgte die Nachricht für Erleichterung. „Wir sind froh, dass es weiter geht“, sagte die Verkäuferin in einer Filiale am Zepziger Weg. Sie sei seit 1999 bei der Flepro beschäftigt, hat hier auch Fleischfachverkäufer gelernt.
Am Mittwoch hatte Insolvenzverwalter Franc Zimmermann von der Kanzlei Mönning & Partner in einer Pressemitteilung darüber informiert, dass das Catering-Unternehmen Bürgerhaus Lützschena GmbH aus Leipzig den Geschäftsbetrieb übernimmt (die MZ berichtete). Alle 75 Mitarbeiter sollen übernommen werden und auch die 15 Filialen bestehen bleiben.
Der traditionsreiche Betrieb in Peißen hatte am 30. Juni dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Dass dieser überhaupt in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, hatte mehrere Gründe: Da ist zum einen die Billig-Konkurrenz gegen die sich der kleine, handwerkliche Betrieb durchsetzen muss. Desweiteren - und das ist wohl der Hauptgrund für die Insolvenz - schwelt seit dem Tod eines Mitgesellschafters seit mehreren Jahren ein Rechtsstreit mit dessen Erbin. Insgesamt geht es um einen Betrag in Millionenhöhe. Eine Summe, die Gereke und Grimm überfordert.
Die Bürgerhaus Lützschena GmbH ist seit über 20 Jahren erfolgreich als Catering-Unternehmen insbesondere für Kitas, Schulen, Pflegedienste und Hotels sowie Gastronomiebetriebe in der Region Leipzig aktiv, heißt es laut Pressemitteilung des Insolvenzverwalters Zimmermann, der die insolvente Flepro seit Juli fortführt. „Wir haben mit der Bürgerhaus Lützschena GmbH einen sehr guten Partner gefunden“, sagt auch Flepro-Mitgeschäftsführer Gereke zufrieden. Zusammen mit dem zweiten Geschäftsführer Peter-Henry Grimm habe er sich mehrmals den Standort des neuen Eigentümers in Leipzig angeschaut. „Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt“, betont Gereke.
Überzeugt habe sie der handwerkliche Charakter des Betriebes. Zwar würden dort täglich rund 17 000 Essen hergestellt - aber das seien eben keine Fertiggerichte. „Die kochen dort noch richtig.“ Das decke sich mit den Grundsätzen der Flepro, wo vieles in Handarbeit entsteht. Die Tiere für die Wurst- und Fleischprodukte stammten von einem Schlachthof aus der Region (aus Halberstadt) und es würden nur traditionelle Gewürze und keine Farbstoffe verwendet, hatten Gereke und Grimm der MZ bereits in einem früheren Gespräch gesagt.
Dabei sollen beide Unternehmen ab sofort durch Synergieeffekte von der Zusammenarbeit profitieren: Die Flepro beliefert zum einen die Großküche in Lützschena. Zum anderen können Fertiggerichte von Bürgerhaus Lützschena, das mit dem Zuwachs durch die Flepro rund 420 Mitarbeiter beschäftigt, in den Flepro-Filialen verkauft werden. Das sind aber nur zwei der erhofften Effekte. „Die Integration der Flepro in die Bürgerhaus-Gruppe erlaubt es auf einzigartige Weise eigene Produkte zu kreieren – gerade für die Versorgung unserer Kinder und Enkel in Kitas und Schulen sehen wir hier ein großes Potential“, sagt René Wiedemann, Teamleiter Marketing bei Bürgerhaus Lützschena. Gerade hier seien seitens der Eltern und Träger Produkte gefragt, die nach handwerklichen Methoden und nur mit natürlichen Zutaten – also ohne künstliche Zusatzstoffe – hergestellt werden.
In Zukunft wolle man mehrgleisig fahren, sagt Wiedemann. Neben der geplanten Produktion von Eigenprodukten für die Kita-, Schul- und Seniorenversorgung sollen die Flepro-Produkte auch im Bereich der klassischen sowie Hotel-Gastronomie platziert werden. Es werde weiterhin die Produkte geben, die die Stammkunden und Laufkundschaft mögen, aber auch hochwertige Ware für die Hotel- und Gaststättenbranche.
Außerdem soll es einen Online-Verkauf geben, „um auch junge bzw. qualitätsbewusste Kundengruppen anzusprechen, die keine Filiale in unmittelbarer Nähe haben“. (mz)