Fahrschule Ehrig Fahrschule Liane und Klaus Ehrig in Bernburg: Aufschwung mit drei VW Golf aus dem Westen

Bernburg - Hoffnungslose Fälle? „Nein, die gibt es nicht“, beteuert Klaus Ehrig. Früher oder später habe jeder seiner Fahrschüler die Prüfung bestanden. Der Plötzkauer, der mit seiner Ehefrau Liane eine Fahrschule an der Breiten Straße in Bernburg betreibt, weiß wovon er redet. Schließlich ist er ein „alter Hase“ hinterm Lenkrad, geht seit 40 Jahren diesem Beruf nach.
Berufsausbildung bei der Tankstelle Schade in Bernburg
Autos begeisterten ihn schon als Jugendlichen. In der Werkstatt der Bernburger Tankstelle Schade ließ sich der heute 64-Jährige zum Kfz-Mechaniker ausbilden.
Nach der Armeezeit blieb er dem Metier treu, fuhr mit dem Werkstattwagen des BMK Chemie kreuz und quer durch die ganze Republik zu den Baustellen seines Betriebes.
Diese Erfahrung als Berufskraftfahrer und in der Kfz-Technik kam Klaus Ehrig zugute, als er vom Kreisbetrieb für Landtechnik in Ilberstedt die Anfrage erhielt, ob er nicht einen ausgefallenen Fahrlehrer ersetzen wolle.
Ausbildung an der GST-Schule in Ballenstedt
Er wollte. An der Motorsportschule der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) in Ballenstedt absolvierte er die Ausbildung und erhielt am 14. Juni 1978 die Bescheinigung als Fahrlehrer. Und dann stand der frischgebackene Ehemann - seine Liane hatte er erst fünf Monate zuvor geheiratet - plötzlich vor 30 bis 40 angehenden Traktor- und Lkw-Fahrern.
„Einigermaßen aufgeregt, ich war damals ja selbst erst 24“, erzählt er rückblickend mit einem Lächeln auf den Lippen. Nach dem Sprung ins kalte Wasser legte sich mit zunehmender Berufserfahrung das Lampenfieber. 1984 qualifizierte sich Ehrig noch zum Meister für Landtechnik.
Als sich der Zusammenbruch der DDR abzeichnete und sich Ungewissheit breit machte, welche Zukunft der eigene Betrieb in der Marktwirtschaft wohl haben wird, ergriff Klaus Ehrig mit zwei Kollegen die Chance, sich eine eigene Existenz aufzubauen.
Erste private Fahrschule im Landkreis Bernburg
Mit Lothar Müller und Herbert Held eröffnete er am 3. Mai 1990 in Aderstedt die erste private Fahrschule im Landkreis Bernburg. Bis dato gab es nur die Möglichkeit, seinen Führerschein in der Fahrschule des Kraftfahrzeugin-standsetzungswerkes an der Bernburger Schulstraße zu erwerben.
„Am Eröffnungstag in Aderstedt standen die Leute in drei Reihen Schlange - jeweils eine für Pkw, Lkw und Motorrad“, erinnert sich Klaus Ehrig zurück. Zum Riesenansturm trugen wohl auch die drei Westautos bei. „Die gebrauchten VW Golf II hatten wir uns von einem Händler bei Helmstedt besorgt.“
Liane Ehrig erledigt die Arbeit im Büro
Während Klaus Ehrig und seine Mitstreiter die Fahrschüler ausbildeten, managte Liane Ehrig die Büroarbeit. Dafür gab sie ihren Beruf beim Lehrerinstitut auf. Das Paar, Eltern zweier mittlerweile erwachsener Töchter, ging seitdem auch beruflich gemeinsame Wege.
1993 zog die Fahrschule in Bernburgs Talstadt um - die richtige Standortwahl. Viele junge Leute, die gegenüber im Alten Rathaus studieren, finden den Weg zu Ehrigs, die seit 20 Jahren das Geschäft allein führen. Auch ausländische Studenten sind darunter. „Aus dem Libanon, aus Indonesien oder aus China“, nennt Klaus Ehrig drei Beispiele.
Fahrschüler kommen auch aus dem Libanon, Indonesien und China
Laut deutschem Recht gelten in Nicht-EU-Staaten erworbene Führerscheine nur sechs Monate lang. Ausländer, die sich hierzulande weiter hinters Steuer setzen wollen, müssen deshalb eine theoretische und praktische Prüfung absolvieren.
Dabei stellen sie sich nicht viel anders als ihre deutschen Altersgenossen mehr oder weniger geschickt an. „80 bis 85 Prozent schaffen die praktische Prüfung im ersten Anlauf. Wer durchfällt, darf 14 Tage später einen zweiten Anlauf machen“, erklärt Klaus Ehrig.
In all den Jahren habe es ganze zwei oder drei Fälle gegeben, bei denen Prüflinge von sich aus aufgegeben haben. Eine russische Studentin blieb hartnäckig - sie bestand nach 120 Fahrstunden. Dies sei aber wirklich selten, sagt der Fahrlehrer.
Eine russische Studentin bestand nach 120 Fahrstunden
Rund 60.000 Kilometer pro Jahr sitzt er mit seinen Schülern im Auto. In der Regel werde der Wagen alle drei Jahre ausgetauscht. Die Marke ist damals wie heute die selbe: ein VW Golf. Auch eine Art Glücksbringer. „Es gab ab und zu mal einen Unfall, aber der war immer unverschuldet von uns und blieb ohne Verletzte“, sagt der 64-Jährige.
Motorradfahrstunden sind aus seiner Sicht manchmal nicht so einfach. „Anders als im Pkw kann der hinterherfahrende Fahrlehrer nicht direkt eingreifen“, sagt Klaus Ehrig. Für ihn sei die Gesundheit seiner Schützlinge das Wichtigste. (mz)
