Schaufenster-Ausstellung Dienstagsmaler zeigen ihre Werke in Schaufenster in Bernburg: Kunst gegen Leerstand Hallesche Straße

Bernburg - Das eine Bild noch ein bisschen höher, das andere dafür etwas tiefer und überhaupt passt dieses Motiv doch besser hier- als dorthin. Bernd Krengel und Manfred Werlich werkeln eine ganze Weile rum, bis jedes Bild da hängt, wo es hängen soll. Letztlich sind es etwa 35 Werke, die hinter den beiden Schaufenstern des ehemaligen Sanitärgeschäfts Schmidt an der Kleinen Halleschen Straße hängen.
Der Zusammenschluss von Bernburger Künstlern existiert seit fast 20 Jahren
Krengel und Werlich gehören zu den Dienstagsmalern, einem Zusammenschluss von Bernburger Künstlern, die sich seit fast 20 Jahren zum gemeinsamen Malen und Zeichnen treffen. Natürlich dienstags. „Jeder gestaltet seine eigenen Motive in selbstgewählten Techniken“, sagt Rosemarie Beyer, die ebenfalls zur Gruppe gehört.
Und genauso vielfältig ist auch der Stilmix der seit dieser Woche ausgestellten Werke. Aquarelle hängen neben Kreidezeichnungen und Linolschnitte neben Collagen. Und während Bernd Krengel einen Urlaub in Südfrankreich mit dem Pinsel festgehalten hat, war Manfred Werlich in Bernburg unterwegs und hat Bilder von Häusern gemalt, „die entweder schon abgerissen sind oder bald abgerissen werden“.
Das ehemals schmalste Haus der Stadt ist beispielsweise dabei – es musste der Sanierung des Saalplatzes weichen. Wer sich ein bisschen auskennt, erkennt auch das seit Langem leer stehende Haus an der Ecke Breite Straße/Korngasse und dahinter die Marienkirche wieder.
Der Wunsch der Künstler: Die Leute sollen stehen bleiben, gucken und die Motive erkennen
Genau das ist es auch, was sich Carl-Heinz Schmidt von dieser Ausstellung erhofft: dass Leute stehen bleiben, gucken, miträtseln und das ein oder andere Motiv erkennen. „Die Kunst muss zu den Menschen kommen“, sagt der 60-Jährige, der die Schaufenster des ehemaligen Sanitärgeschäftes zur Verfügung stellt, „weil ich die Bilder einfach schön finde“.
Und als Stadtführer hat er für Bernburger Ansichten ohnehin ein Faible. Eine weitere Motivation bringt Bernd Krengel auf den Punkt: „Leere Schaufenster haben wir in Bernburg schließlich schon genug.“
Mit der Schaufensterkunst hat Schmidt auch schon gute Erfahrungen gemacht. Vor zwei Jahren hatte hier Heike Gieskes Porträts berühmter Bernburger ausgestellt – unter anderem Schmidt selbst. „Die Resonanz darauf war sehr gut.“
Die Bilder sind übrigens keine Neuanfertigungen, sondern zum Teil schon knapp 30 Jahre alt. Ein Einbruch lohnt sich jedoch nicht: Damit die Werke nicht von dem aggressiven Licht der Sommersonne ausgeblichen werden, haben die Künstler nicht die Originale, sondern nur Kopien in die Fenster gehängt.
Wer mehr über die Motive und die Dienstagsmaler erfahren möchte, kann direkt zu ihren Treffen kommen: jeden Dienstag ab 18 Uhr in der Bernburger Bärstraße 48. (mz)