Die Premiere wird zu einem bewegenden Abend
BERNBURG/MZ. - Der 56-jährige Berliner Schauspieler und Synchronsprecher ist Sohn des Kabarettisten Peter Pan (1908 bis 1976) und gehörte am Samstag zu den Festgästen zur Premiere des Kabarettprogramms "Wir zauberten uns eine bunte Welt". Es ist eine Hommage an einen bemerkenswerten Kabarettisten und Chansonnier, der mit bürgerlichem Namen Alfred Nathan hieß.
Die Bernburger Amateurkabarettisten der Gruppe M!pört bekamen starken Beifall für ihren Biss und ihre Durchhaltekraft. Sie haben drei Jahre an der Vorbereitung gearbeitet, um den Lebensweg des ungewöhnlichen Künstlers in einem zweistündigen Bühnenprogramm zu beleuchten. Sie taten dies an Hand von Originaltexten aus den zahlreichen Programmen des Kabarettautors, mit alten Tonaufnahmen, die eingespielt wurden und mit der Projektion von Fotos und Plakaten.
Vor allem in der Familie des heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Kabarettisten wird der Abend wohl lange in Erinnerung bleiben. "Ich habe noch nie so viel über sein Leben erfahren wie heute", sagte Peter Pans Tochter Lony Rothe in einem Pausengespräch.
Die Programmfolge vermittelte den bewegten Lebensweg des Peter Pan. Er selbst hat den Weg in einer getexteten "Schnellbiographie" beschrieben: Erste Erfahrungen als junger Kabarettist Ende der 1920er Jahre in Berlin und Paris, die Emigration nach Frankreich, dort freiwillig staatenlos, Lagerkabarett von 1939 bis 1942 in Südfrankreich, die Flucht nach Spanien, Rückkehr nach Deutschland 1957 und seine Zeit als Solokabarettist in der DDR.
Peter Pan dürfte ein Mensch gewesen sein, der nie aufgab. Er wusste die schönen Seiten des Lebens zu schätzen und zu beschreiben, weil er die harten Seiten zur Genüge erfahren hatte. Die Mischung des Programms ließ einen Bühnenkünstler erkennen, der - wie in den Nummern "Warenhaus-Liftboy" oder "Schaufenster um Mitternacht" - den so genannten kleinen Mann im Visier hatte, der am Ende alles auszubaden hat.
Nach der Pause kamen dann Auszüge aus Programmen, die Peter Pan in der DDR geschrieben hat. Er hat Alltagsszenen so karikiert, dass sie den Kulturverwaltern missfielen. Dann zog er mit seinem musikalischen Begleiter Charles Duval als Solokabarettist über die Lande. Ein namhafter Kulturpreis blieb Peter Pan hingegen verwehrt.
"Wir zauberten uns eine bunte Welt". Das ist sozusagen die Erinnerung des Peter Pan an ein Internierungslager im südfranzösischen Gurs, in dem er zusammen mit anderen mit Einfallsreichtum dem Leben Inhalt gab. Dass ihm im Gegensatz dazu in späteren Jahren nicht gefiel, wenn Fernsehprogramme den Gesprächsaustausch sabotieren, das zeigte die Nummer "Der Kasten muss raus".
Liane Hilprecht, Birgit Schmidt, Kerstin Schmidt, Christoph Hornickel, Uwe Maiberg, Dietmar Götz und der sie begleitende Jazzpianist Nick Schöbe haben Grund zur Genugtuung. Am Ende erhoben sich die Ehrengäste aus der ersten Reihe, um den engagierten Bernburger Kabarettisten zu danken. Eine Wiederholung des Programms ist für den 5. April um 16 Uhr geplant.