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Deutsche Schmerzliga Deutsche Schmerzliga in Bernburg: Täglicher Kampf nur mit Medikamenten

Von Carsten Roloff 30.05.2017, 11:55
Uta Obst leitet in Bernburg die Selbsthilfegruppe „Antischmerz“.
Uta Obst leitet in Bernburg die Selbsthilfegruppe „Antischmerz“. Engelbert Pülicher

Bernburg - Der Großteil der Bevölkerung in Deutschland ist kerngesund. Aber es gibt auch Millionen Menschen, die Tag für Tag gegen Schmerzen kämpfen müssen. Eine von ihnen ist Uta Obst.

Die Bernburgerin ist seit dem 21. April dieses Jahres Vizepräsidentin der Deutschen Schmerzliga und selbst von diesem Schicksal betroffen.

Die 56-jährige Chemie-Laborantin, die über 20 Jahre bei Dow Chemical arbeitete, erlitt 1999 einen schweren Verkehrsunfall, lag nach dem Zusammenprall mit einem Kranwagen viele Monate im Klinikum „Bergmannstrost“ in Halle und ist froh, dass sie dank starker Medikamente heute wieder Fahrrad fahren kann.

Chronische Rückenschmerzen schränken ein

„Ich konnte viele Jahre nicht einmal in die Badewanne gehen, kann auch keine schweren Sachen heben und auch körperlich nicht mehr hart arbeiten. Aber ich versuche, das Beste aus meiner persönlichen Lage zu machen“, erzählt die gebürtige Sangerhäuserin.

Uta Obst leidet nach dem Unfall an chronischen Rückenschmerzen. Von einer Operation hatte ihr der Chefarzt der Neurochirurgie im „Bergmannstrost“, Hans-Jörg Meisel, abgeraten und auf eine konservative Behandlung gedrungen.

„Ich bin froh, dass ich auf diesen Ratschlag gehört habe. Eine Operation hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dazu beigetragen, meine Rückenprobleme zu beheben“, meint Uta Obst.

Vor zehn Jahren hat Uta Obst eine Selbsthilfegruppe gegründet

Dank ihrer Initiative entstand vor etwa zehn Jahren die Selbsthilfegruppe „Antischmerz“ Bernburg, die von ihr geleitet wird und derzeit aus elf Personen besteht, deren Krankheitsbilder völlig verschieden sind. Aber sie haben eines gemeinsam - Schmerzen.

„In meiner Gruppe gibt es Leute, die über hartnäckige Migräne klagen, Muskelschmerzen haben, an Tumorschmerzen, Phantomschmerz oder an den Folgen einer Borreliose leiden. Wir helfen uns gegenseitig, um den Alltag zu bewältigen.“

Uta Obst macht trotz ihrer eingeschränkten Beweglichkeit sogar noch ein wenig mehr als ihre Leidensgefährten. Sie ist bereits seit mehr als zehn Jahren Mitglied in der Deutschen Schmerzliga und besucht Meetings in ganz Deutschland.

Die Bernburgerin veröffentlichte Artikel in der Fachzeitschrift, um auf die Situation der an Schmerzen leidenden Menschen in Deutschland aufmerksam zu machen. Und diese waren ziemlich kritisch.

„Ich bin unbequem, spreche Dinge an, die im Argen liegen und lege auch manchmal den Finger in die Wunde“, meint die Schmerzpatientin.

Dinge angesprochen, die nicht funktionieren

Die Aktivitäten von Uta Obst sind dem Vorstand der Deutschen Schmerzliga nicht verborgen geblieben, zumal sie bei der Mitgliederversammlung vor einem Jahr in Frankfurt/Main einige Dinge ansprach, die aus ihrer Sicht nicht funktionierten.

Die Wahl zur Vizepräsidentin war die logische Konsequenz. „Ich werde mich aber auch weiterhin für die Bernburger Gruppe engagieren“, so Uta Obst. Sie wird mit ihren Mitstreitern wie jedes Jahr einen Ausflug in Mitteldeutschland organisieren.

So standen bereits Fahrten in die Lutherstadt Wittenberg, in den Harz, nach Erfurt oder ins Rosarium nach Sangerhausen auf dem Programm. Um die Schmerzen wenigstens für einige Stunden zu vergessen. (mz)