Der Kakteenkönig mit "Stachelriesengurke"
Poley/MZ. - Im Poleyer Königreich herrscht Hans-Ulrich Wanjura als Kakteenkönig über ein Volk von 2000 stacheligen Pflanzen und noch dazu über halb so viele Sämlinge. Und es werden jährlich mehr. Bewacht werden die grünen, zumeist aus Mexiko stammenden Bewohner, die sich hinter den Gewächshauswänden häuslich eingerichtet haben von einem über zwei Meter großen brasilianischen Pflanzensoldaten namens Trichocereus macrognus.
Der auch unter dem Namen Säulenkaktus bekannte Stachelriese, der aus Samen gezogen wurde, ist in diesen Tagen besonders schön anzusehen. Vier knallig gelbe Blüten säumen für einen Zeitraum von 48 Stunden sein Haarkleid und versprühen einen angenehmen Duft nach Jasmin.
50-jährige Sammlung
Bereits seit 20 Jahren hat der einer Riesengurke ähnelnde Freund der Familie seinen Stammplatz auf dem Hof gefunden. Er verbringt jedoch die frostige Winterzeit lieber liegend in der Garage und wartet dort auf das Frühlingserwachen. Bevor es in diesem Jahr in den wohl verdienten Winterschlaf geht, zeig sich der brasilianische Säulenkaktus derzeit nochmal von seiner besten Blühseite.
Obwohl das stachelige Gewächs schon seit zwei Jahrzehnten hier weilt, gehört es nicht einmal zu den ältesten Kakteen, die der 63-jährige Wanjura zu bieten hat. Vor 50 Jahren begann sein außergewöhnliches Hobby, dass ganz unbewusst mit mehreren geschenkten Sämlingen von seinem Vater begann. Doch der Kakteenfan vermutet heute, dass ihm die Liebe zu den Pflanzen schon in die Wiege gelegt wurde. Sein Vater war selbst Pflanzenzüchter und seine Mutter eine Gärtnerin.
Da ist es kein Wunder, dass sich auch der damals 13-jährige Spross der Flora verschrieb. Heute ist ihm genau bekannt, wie er es den tausenden Kakteen am besten Recht machen kann. "27 bis 30 Grad und so viel Sonnenschein wie möglich benötigen die Kakteen im Sommer", erklärt er seine Haltungsmethode. Zusätzlich ist eine Lüftung im Gewächshaus notwendig und gegossen wird erst, wenn die Erde in den Töpfen ausgetrocknet ist. "An heißen Tagen besprühe ich sie mit etwas Wasser. Das ersetzt den heimatlichen Tau", so der Kenner weiter. Bei seiner täglichen Pflege kommt es nicht selten vor, dass einer von den unendlich vielen Stacheln in den Händen Wanjuras stecken bleibt. Doch "nicht die großen Stacheln sind gefährlich. Die Kleinen sind das Problem. Die bekommt man nicht mehr aus der Haut heraus", erzählt der schmerzerprobte Kakteenfan, der deshalb oft mit Handschuhen arbeitet.
Kein Platz im Glashaus
Dann topft er beispielsweise die in Größen und Formen höchst unterschiedlichen Pflanzen um. Schrauben-, dreiecks- und knubbelförmige Stachelgestalten findet man hier vor. Es wird für den Sammler aber immer schwieriger dem Platzmangel Herr zu werden. Deshalb engagiert sich Wanjura auch in der deutschen Kakteengesellschaft. Dort finden regelmäßig Ausstellungen und Börsen statt, bei denen er seine Schmuckstücke anbietet.
Und dabei "ist die Blüte das Entscheidende", so der Kakteenkenner, der schon heute dem nächsten April entgegenfiebert, wenn ihn seine Stacheluntertanen mit der Verwandlung in ein buntes Blumenmeer beglücken. Dann weiß er wieder, wofür sich seine tägliche, mehrstündige Mühe mit dem, wie er meint, lebendigen Hobby gelohnt hat.