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DDR-Adoptionen DDR-Adoptionen: Familien suchen weiter nach Spuren

29.07.2019, 10:55
Silvia Koch mit ihrem Bruder Joachim.
Silvia Koch mit ihrem Bruder Joachim. Koch

Bernburg/Staßfurt - Ein ähnlicher Fall einer möglichen Zwangsadoption könnte sich bereits in den 1960er Jahren in Bernburg ereignet haben. Nachdem im Bernburger Kurier der MZ über das Schicksal eines Jungen berichtet wurde, der 1967 im Gutsteich in Roschwitz ertrunken sein soll, seine Schwester aber bis heute nicht daran glaubt, hat sich nun Verwandtschaft in der Redaktion gemeldet.

Demnach gehörte zu der betroffenen Familie noch ein weiterer Bruder, der bereits im Jahr 1963, direkt nach seiner Geburt, ins Kinderheim nach Bernburg kam. Im Alter von zehn Monaten wurde er adoptiert von einer Familie in Staßfurt.

Per Zufall erfuhr er im Alter von 14 Jahren, dass er ein Adoptivkind war. Er stellte seine Adoptiveltern zur Rede. Sie erzählten ihm, dass seine leibliche Mutter von einem Auto erfasst und getötet wurde, jedoch konnte sie noch den Kinderwagen wegschieben, sodass er überlebte.

Im Jahr 1995 stellte sich kurz vor der Hochzeit heraus, dass diese Geschichte gar nicht stimmen konnte. Denn beim Staßfurter Standesamt kam heraus, wer tatsächlich seine leibliche Mutter war: Gisela Koch aus Bernburg. Nachforschungen haben dann ergeben, dass sie erst im Jahr 1988 starb, somit aber ihr Sohn seine leibliche Mutter nicht mehr kennenlernen konnte.

Stattdessen ist seine Schwester Sylvia Koch weiter auf der Suche nach Antworten. Was passierte wirklich mit ihrem ertrunkenen Bruder? Ist er womöglich gar nicht gestorben, sondern kam es zu einer Zwangsadoption?

Die Familie durfte das tote Kind nicht noch einmal sehen. Ungereimtheiten gab es auch nach der Geburt ihrer Schwester im Jahr 1959. Sie wurde als kerngesundes Kind in Staßfurt geboren, blieb jedoch in der Klinik, bis die Eltern einen Monat später vom Tod des Kindes informiert wurden. Auch dort hatten sich in den Akten mehrere Ungereimtheiten aufgetan. (mz)