Das Doppeldorf Gröna hatte einen Adelssitz
Gröna/MZ. - Bis 1873 war Gröna ein so genanntes Doppeldorf. Der größte Teil mit dem Namen Gröna - teilweise auch als Obergröna bezeichnet - war anhaltischer Besitz. Der kleinere Teil mit dem Namen Schlewip - auch Unterdorf genannt - war Adelsbesitz. Bei ihm handelte es sich um ein Adelsdorf besonderer Prägung.
Es war dort kein Herrenhof vorhanden und in der Feldflur besaßen die Krosigks, denen der Ort gehörte, keinen Acker. In ihm gab es lediglich drei Ackerhöfe (Mollweyde, Baumgarten und Sachse) sowie elf Kossaten. Die Dienste waren auf Wiesen längs der Saale und weiter südlich gelegenen Gütern zu leisten. Den Krosigks stand im Ort die untere Gerichtsbarkeit zu.
Dreißigjähriger Krieg
Der dreißigjährige Krieg veränderte die Situation grundlegend. Er hinterließ ungezählte Tote und zerstörte Wohnstätten. Hinzu kam, dass viele Menschen ihre Wohnorte verlassen hatten. Das war auch in Schlewip der Fall. Von den Anspännern bewirtschaftete nur noch Baumgarten seinen Hof. Das Gut von Mollweyde war verlassen und Sachse nicht mehr am Leben. Seine Witwe wohnte noch auf dem Gut, konnte es jedoch nicht mehr bewirtschaften. Für den Erhalt ihres Wohnrechtes leistete sie Kossatendienste. Auch die Zahl der Kossaten hatte sich verringert.
Ludolf Vollrat von Krosigk hatte zunächst die Absicht, Schlewip zu verkaufen. Entsprechende Versuche schlugen jedoch fehl. Deshalb zog er als Erbherr von Schlewip die unbebauten Flächen sowie die verlassenen Gebäude ein und verkaufte sie preisgünstig.
Nach 1670 begannen für die Bauern schwere Jahre. Die wirtschaftliche Situation veranlasste viele von ihnen, ihren zum Teil verschuldeten Besitz zu verlassen oder für einen Spottpreis zu verkaufen. In Schlewip geschah ähnliches. Krosigk legte den Hauptanteil der Ländereien von Mollweyde und Sachse zu einem Anspännergut zusammen und verkaufte es für 400 Taler. Es wechselte für den gleichen Preis mehrfach den Besitzer und wurde 1690 von Bernhard Friedrich von Krosigk für gleichfalls 400 Taler zurückgekauft. Diesem Besitz gliederte er weitere Ländereien an.
Damit war das Rittergut Gröna entstanden, auf das die Dienstverpflichtungen der Schlewiper Einwohner übertragen wurden. Die Bewirtschaftung des Gutes erfolgte durch Pächter. Das Rechtsleben der Dorfbewohner spielte sich in Poplitz ab.
Haus mit Kapelle
An der Stelle, an der sich heute das Schloss befindet, stand damals noch ein Bauernhof. Wahrscheinlich war es der einst verlassene Hof von Mollweyde, der jetzt zum Rittergut gehörte. Bernhard Friedrich von Krosigk schuf sich darin eine Wohnmöglichkeit für seine gelegentlichen Aufenthalte in Schlewip. Im Jahr 1700 ließ er am Haus eine kleine Kapelle errichten.
Unter Anton Ferdinand von Krosigk erfolgte der Ausbau des Grönaer Wohnsitzes. Er begann 1787 und erforderte den Abriss der 1700 errichteten Kapelle. Es entstand das zweiflügelige Schloss. Zum Begründer der Grönaer Linie der Familie von Krosigk wurde sein am 15. Mai 1790 geborener jüngster Sohn Anton Emil.
Schweres Erbe
Am 20. August 1914 übernahm Anton Emils Urenkel Anton von Krosigk das Grönaer Familienerbe. Nach dem ersten Weltkrieg geriet er in finanzielle Schwierigkeiten. Aus diesem Grund wurde das Rittergut an den Rittmeister Theo Klepp aus Kleinpaschleben verpachtet. Krosigks Haushalt in Gröna blieb jedoch bestehen. Die finanzielle Situation verbesserte sich jedoch nicht.
Um den Familienbesitz zu retten, beschloss 1929 der Familienrat, Ackerland zu verkaufen. Diese Maßnahme brachte nicht den gewünschten Erfolg. So kam es am 18. September 1931 zur Zwangsversteigerung. Anton von Krosigk zog mit seiner Familie nach Sondershausen. Das Schloss wurde zum Schullandheim umgebaut und nach weiteren Umbauten zeitweilig vom Gesundheitswesen genutzt. Danach begann der Verfall des einstigen Adelssitzes