Corona und wirtschaftliche Folgen Corona-Virus in Bernburg:

Bernburg - Das öffentliche Leben in Bernburg wird drastisch eingeschränkt. Die Landesregierung hat am Dienstag Regeln erlassen, die die Ausbreitung des Corona-Virus eindämmen sollen. Die schmerzlichen Einschnitte betreffen nicht nur Gäste und Besucher, die bis einschließlich 20. April unter anderem auf Theater, Kino und Kneipen verzichten müssen, sondern auch deren Besitzer. Die MZ hat sich bei hiesigen Unternehmern umgehört.
Kino
Schon in der vergangenen Woche kamen nur noch etwa zehn Prozent der Besucher, sagt Allegonda van de Merwe, Inhaberin des Bernburger Capitol-Kinos. Selbst bei Spitzenfilmen seien von den etwa 70 erwarteten Filmfreunden nur 16 gekommen. Jetzt kommen vorerst gar keine mehr, denn Kinos sind wie die meisten anderen Kultureinrichtungen auch geschlossen.
Einzelhandel
Frühling ist für die Modebranche eigentlich eine gute Jahreszeit. Ilona Gautsch wollte darum am Donnerstag, 19. März, mit einer Modenschau in die neue Saison starten. Doch diese hat die Bernburgerin schon vor einer Woche abgesagt. „Die Modenschau wird auf alle Fälle nachgeholt“, sagt sie
Doch vorerst schloss sie ihr Geschäft an der Halleschen Straße ab. „Ich werde telefonisch beraten und bei Bedarf nach Hause liefern oder Sachen verschicken“, sagt die Geschäftsfrau. Das Geschäft ganz schließen, steht aber nicht zur Debatte.
Es seien Hilfen vom Staat angeboten. Da müsse sie nun erst einmal forschen, was damit finanziell abgefangen werden könne. Sie sei froh, dass sie momentan nur nachmittags geöffnet habe und vormittags noch einen anderen Job in Halle habe.
Veranstaltungstechniker
„Ich kann mein Material putzen, aber irgendwann ist man damit auch fertig und sitzt rum“, sagt Eric Klix. Von den 150 Veranstaltungen, die für die nächsten Monate geplant waren, musste er alle absagen. Der 22-Jährige leitet seit drei Jahren seine eigene Firma „Veranstaltungstechnik Klix“ und stattet deutschlandweit Veranstaltungen mit Technik von Licht und Ton bis hin zu Videowänden aus.
In Bernburg waren das in Vergangenheit unter anderem das Weinfest und der Kulturmarkt. Seine letzte Veranstaltung war die Frauentagsparty in der Bernburger Diskothek „Bernabeum“. „Da war es hier noch voll“, sagt Klix.
Dann habe sich alles sehr schnell entwickelt. Jetzt stünde alles still. „Es sind noch finanzielle Reserven da, aber es ist fraglich wie lange“, sagt er. Einen Notfallplan habe er aktuell nicht. Wie es mit seinem jungen Unternehmen weitergeht, weiß Eric Klix nicht. Um zu helfen, will er jetzt sein Material den Hilfskräften in der Corona-Krise zur Verfügung stellen. „Wir sitzen alle im selben Boot, also sollten wir auch alle am selben Strang ziehen“, sagt er.
Gaststätten
„Sonderbar“-Besitzer Lutz Eisfeld bleibt optimistisch: „Wir sind überzeugt, dass wir es überstehen“, sagt er. Zur Umsetzung der neuen Richtlinien für Restaurants, dass nur maximal 50 Personen gleichzeitig im Lokal sein dürfen, überlegt er sich etwas Besonderes.
Der Gastronom plant, Garderobenmarken an die Gäste zu verteilen. So weiß er immer genau, wie viele Besucher da sind und kann bei Bedarf den Einlass stoppen.
Einen besonderen Weg geht auch das „Sägewerk“ auf dem Boulevard. Das Lokal will sein Essen künftig ausliefern. Momentan, sagt Torsten John, könne man noch öffnen, aber nicht jeder wolle in die Gaststätte kommen. Darum bringe man das Essen eben zu den Leuten, die innerhalb von Bernburg wohnen.
„Es kann aber auch bestellt und das Essen selbst abgeholt werden“, so John. Abholen könne man das Essen auch tagsüber. Geliefert werde ab 17 Uhr. Damit stelle man sich auch schon auf eventuell größere Einschränkungen beim Gaststättenbetrieb ein. Allerdings müsse man erst einmal sehen, wie das Angebot angenommen wird. Über eine generelle zeitweise Schließung mache man sich noch keine Gedanken, so John.
Hotels
Der Hotelbetrieb von Frank Wyszkowski im „Acamed Resort“ in Neugattersleben ist fast zum Erliegen gekommen. Am Mittwoch hat er 80 Prozent der 60-köpfigen Besatzung in Kurzarbeit geschickt. Es sei bitter gewesen, den Mitarbeitern das mitzuteilen.
„Wir reduzieren die Besetzung an der Rezeption für telefonische Anfragen. Unsere Gäste, die da sind, bekommen ihr Frühstück im Saal und nicht im Restaurant“, sagt er. Dieses sei nämlich genauso wie Golfplatz, Minigolfanlage und Wellnessbereich geschlossen. Wyszkowski hoffe darauf, dass die versprochenen Hilfen durch Bund und Land bald umgesetzt werden können.
Fitnessstudios
Mario Biermordt von „Family Fitness“ in Bernburg hat sein Sportstudio seit Dienstagmorgen geschlossen. Alle Beitragszahlungen der Mitglieder werden storniert, sagt er. Der wirtschaftliche Schaden sei für den Familienbetrieb kaum absehbar.
„Wir haben das Glück, dass der Laden unser Eigentum ist“, sagt er. Leasingraten für Geräte müsse er aber trotzdem weiter zahlen. Obwohl viele Kunden ihn angesprochen hätten, dass sie den Beitrag aus Solidarität trotz Schließung weiterzahlen würden, geht der Besitzer auf Nummer sicher und erstattet, wie es das Gesetz vorsieht, erst mal zurück.
Das Studio ist seit über 27 Jahren am Markt. „Ich habe nach all den Jahren wenig Lust, zu sagen, dass es das war“, sagt der Besitzer. Er will jetzt gemeinsam mit seiner Familie solange durchhalten, wie es geht. „Aber ewig überbrücken können wir nicht“, sagt er.
Kartbahn
Auf der Rennstrecke von Uwe Hesse werden vorerst keine Karts ihre Runden drehen. Der Inhaber des „Motodrom“ in Belleben hat seinen Fahrbetrieb bis auf Weiteres einstellen müssen. Er habe die Bahn erst voriges Jahr übernommen und befinde sich mit vielen Dingen noch in der Entwicklung.
„Jetzt ist alles in der Schwebe“, sagt er. Doppelt ärgerlich: Für die Kartbahn geht jetzt erst die Saison los. „Alle Umbauarbeiten haben wir schon im Winter erledigt“, sagt der Inhaber.
Wirtschaft
Beim Landmaschinenhersteller Pöttinger herrscht seit Dienstag Betriebsruhe. Es werden Lösungen gesucht, wie man die Mitarbeiter schützen könne und dennoch produzieren kann, so Werkleiter Andreas Lang.
Bars
Auch Gerd Groß muss sein Lokal schließen. Der Barbesitzer verkaufe bei sich nur „bierbegleitende Speisen“ und außerdem öffne er eh erst ab 18 Uhr, sagt er. Darum fällt die Bernburger Billardkneipe „Push Out“ nicht unter die Ausnahmegenehmigung für Restaurants. „Ich bin gerade dabei, alles was offen ist wegzuschmeißen“, sagt er. Von Sirups bis Zitronenscheiben könne er vieles aus dem Barbetrieb nicht lange frisch halten.
Was noch verwertbar ist, lagere er in Kühlschränken, bis bald auch diese abgeschaltet werden. Für seine zehn Mitarbeiter habe er Kurzarbeitergeld beantragt. Er als Selbstständiger rechne nicht damit, staatliche Hilfen zu bekommen. Den Leerlauf in seiner Schenke möchte er produktiv nutzen: „Wir werden die Billardtische neu beziehen und die Teppiche grundreinigen“, sagt er. Immerhin dafür habe er jetzt Zeit.
Taxis
„Auch wir merken es“, sagt Sascha Hell-fritsch, Betriebsleiter bei „Eurow Taxen“ Bernburg. Der Transport- und Kurierservice habe deutlich weniger Fahrten als vor der Corona-Krise. „Sämtliche Schüler- und Kindertouren sind weggefallen“, sagt der Betriebsleiter.
Durch die Schulschließungen gebe es schlichtweg keinen Bedarf dafür. Krankenfahrten, wie zum Beispiel zur Dialyse, laufen auch weiterhin. Für die Fahrer wurde Kurzarbeitergeld beantragt. „Wir hoffen, Kündigungen vermeiden zu können“, sagt Hellfritsch.
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Informationen zur Corona-Krise gibt es auch hier:
https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html
https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html
https://www.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda7594740fd40299423467b48e9ecf6