Apotheke Blaue Apotheke an der Lindenstraße in Bernburg: Insolvenz kostet 38 Beschäftigten den Job

Bernburg - In der über 300-jährigen Geschichte der Blauen Apotheke in Bernburg ist eines der schwärzesten Kapitel aufgeschlagen worden. Ende Juni ist am Amtsgericht Magdeburg das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Inhaber Stefan Hülsmann eröffnet worden. Er hatte es Anfang Mai selbst beantragt.
Inhaber Stefan Hülsmann will sich nicht äußern
Die Ursachen der Zahlungsunfähigkeit sind unklar. Der 54-jährige Geschäftsmann wollte sich gegenüber der MZ nicht selbst äußern. Eine besonders bittere Pille haben bereits die 38 Mitarbeiter schlucken müssen.
„Sie haben alle ihre Kündigung erhalten“, sagte Fritz Rabenhorst, Anwalt in der Düsseldorfer Rechts- und Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp, die den Sanierungsprozess begleiten wird.
Welche Zukunft die Belegschaft hat, ist ungewiss. Die Verunsicherung sei groß, sagte ein Mitarbeiter. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht.“ Ein kleiner Teil könnte in der Apotheke an der Lindenstraße weiterbeschäftigt werden, wenn die Unternehmenssanierung gelingt.
Die meisten aber, die für die angeschlossene Versandapotheke Juvalis tätig waren, müssen sich wohl einen neuen Job suchen.
Inhaber hat die Versandapotheke verkauft
Hülsmann hat den Internetshop der an der Hohen Straße ansässigen Versandsparte mittlerweile an die Leipziger Konkurrentin Kirsten Fritsch veräußert. Der Kaufvertrag war am 28. Juni unterzeichnet worden.
Am 3. Juli wurde die Übernahme wirksam, wie Hülsmann auch in E-Mails an seine nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Kunden mitteilte. Mit dem Erlös, über dessen Höhe beide Seiten Stillschweigen vereinbarten, soll ein Teil der aufgelaufenen Schulden getilgt werden.
„Mit dem Verkauf haben wir einen überzeugenden Sanierungspfad aufzeigen können. Die gemeinsamen Anstrengungen haben Früchte getragen“, sagt Hubertus Bartelheimer, projektbegleitender Partner von Buchalik Brömmekamp.
Gläubiger treffen sich im August im Amtsgericht Magdeburg
Die Kanzlei hat eigenen Angaben zufolge bereits mehrere Apothekenketten durch ein Eigenverwaltungsverfahren geführt. Die Gläubiger werden am Freitag, 31. August, im Magdeburger Amtsgericht darüber beraten, wie es mit der Blauen Apotheke weitergeht.
Wie aus einer von Buchalik Brömmekamp verschickten Pressemitteilung hervorgeht, wird Hülsmann auf eigenen Wunsch das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung unter der Aufsicht des Magdeburger Sachwalters Manuel Sack führen. Im wesentlich bekannteren Regelinsolvenzverfahren hätte dem Apotheker der Verlust seines Unternehmens gedroht, da die berufliche Zulassung entzogen wird.
Seit 2007 war es Hülsmann gelungen, mit der Versandsparte ein zweites Standbein aufzubauen, das vom Umsatz her das klassische Apothekengeschäft schnell in den Schatten stellte. Juvalis stieg auf zu einer der führenden Versandapotheken in Deutschland.
In einem Ranking der Unternehmensberatung Kaske, die sechs unterschiedliche Kriterien bewertete, landet der Internet-Ableger der Blauen Apotheke bundesweit auf Platz elf. Insbesondere dank günstiger Preise, wie es heißt. Nicht nur im Vergleich zu Online-Mitbewerbern. Bei Juvalis wurden die Arzneimittel und Medikamente deutlich günstiger verkauft als über den Tresen in der Blauen Apotheke.
Es ist der Hauptgrund, warum der Versandhandel in den vergangenen Jahren boomte. Nachlässe von 50 Prozent gegenüber dem klassischen Apothekenpreisniveau sind in der Branche keine Seltenheit. Allerdings hat der harte Wettbewerb im Internet auch erste Opfer gefordert.
Juvalis ist nach Angaben des Fachportals „Apotheke adhoc“ bereits der fünfte Konkurrent, der von Kirsten Fritsch binnen weniger Monate geschluckt wird. Die Marke soll - nun in neuer Hand - weitergeführt werden. (mz)