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Betriebskosten für Turnhallen Betriebskosten für Turnhallen: Vereine kürzen ihre Trainingszeiten

Von Torsten Adam 28.11.2017, 07:55
Hans-Jürgen Berg (Die Linke) verbindet viele Erinnerungen mit der Turnhalle in seinem Heimatdorf Peißen.
Hans-Jürgen Berg (Die Linke) verbindet viele Erinnerungen mit der Turnhalle in seinem Heimatdorf Peißen. Pülicher

Peißen/Bernburg - Seitdem Vereine an Betriebskosten beteiligt werden, wird in den Turnhallen der Stadt Bernburg deutlich weniger Sport getrieben. Waren es im Schuljahr 2015/16 noch insgesamt 4083 Stunden, buchten die Vereine in der folgenden Abrechnungsperiode nur noch 2522 Stunden - ein Rückgang von fast 40 Prozent.

Sozialdezernent Koller ist zufrieden

Sozialdezernent Paul Koller hält das am 1. August 2016 eingeführte Modell, das der Stadtrat im Rahmen der Haushaltskonsolidierung beschloss, dennoch für gut. Einerseits, weil die Vereinsbeteiligung mit 20 Prozent der tatsächlichen Kosten maßvoll sei. Andererseits, weil die Sporthallen-Nutzer beim Energieverbrauch sparsamer agieren. Dies sei nicht ohne Anreiz, sollen doch die Berechnungsgrundlagen alle paar Jahre an die Realität angepasst werden. Das heißt: Gibt die Stadt weniger Betriebskosten aus, zahlen auch die Nutzer entsprechend weniger.

Die Kostenbelastung veranlasste die meisten Vereine, jede bislang angemeldete Hallenzeit auf den Prüfstand zu holen. In Peißen stellten drei Sportgruppen ihren Trainingsbetrieb komplett ein. Da vereinslos, hätten sie 63,83 Euro je Stunde bezahlen müssen. Dies wollten sie ebenso nicht wie eine Vereinsmitgliedschaft, die die Stundenkosten auf 12,77 Euro gedrückt hätte. Erst vor zwei Monaten besann sich eine Esco-Betriebssportgruppe eines Besseren. Seitdem trainieren die Frauen und Männer einmal wöchentlich wieder in der kleinen Peißener Halle - nun unter der Fahne des Polizeisportvereins.

Kleine Sporthalle in Peißen soll verkauft werden

Wie lange die Sportler aus dem Salzwerk dort allerdings noch ihre Übungsstunden abhalten dürfen, ist offen. Denn das Objekt ist auf der städtischen Internetseite zum Verkauf ausgeschrieben worden - zum zweiten Male, nachdem sich zunächst kein Interessent gefunden hatte. Diesmal, so Elke Krause, Leiterin des Amtes für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung, gebe es zwar eine Nachfrage. „Aber uns liegt bisher kein schriftliches Angebot vor.“ Am Donnerstag endet die Ausschreibungsfrist.

Die Stadt will das marode Objekt - um 1880 als Scheune errichtet und 1970 zur Turnhalle umgebaut - loswerden. Denn aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist ein weiterer Unterhalt kaum vertretbar. Jährlichen Ausgaben von 5700 Euro stehen Einnahmen von 300 Euro durch die Esco-Sportgruppe gegenüber. „Das Ding ist tot“, hält Sportausschuss-Mitglied Uwe Schmidt (SPD) wenig davon, weiteres Geld in eine Halle zu stecken, die noch DDR-Charme versprüht und kaum genutzt wird.

Turnhalle in Roschwitz wird als Möbellager genutzt

Zumal es für Sportler in der Nähe viel bessere Alternativen gäbe: „Wir haben in Roschwitz eine Top-Turnhalle, die wird aber vom Salzlandkreis als Möbellager genutzt“, kritisiert er die Zweckentfremdung.

Sollte sich für die Halle ein Käufer finden, müsste der neben einem Kaufpreis von 50.000 Euro auch ein Nutzungskonzept im Rathaus hinterlegen. „Uns ist der Erhalt des Gebäudes wichtig“, betont Elke Krause. Ein Abriss wäre aus Sicht der Stadtverwaltung die letzte aller Möglichkeiten. (mz)