Bernburger Marke Bernburger Marke: Deepmello entwirft besondere Kollektion

Halle (Saale)/MZ - Man sieht es vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber man fühlt es: Die Kollektion des Bernburger Labels deepmello ist aus einem ganz besonderen Leder gemacht. Edel und sehr weich fühlt sich das für ein Leder auffallend zart daherkommende Material an. So passt es sogar zu dem zeitlos schönen Abendkleid aus reiner Seide, das mit dem Leder in einem Koralle-Ton eingefasst wurde. „Das Geheimnis der Weichheit liegt in der Gerbung“, erzählt Anne-Christin Bansleben, die das Kleid entworfen hat. Die 34-Jährige ist Geschäftsführerin der vor drei Jahren in Bernburg gegründeten Firma deepmello, die nicht nur solch zauberhafte Kleider kreiert, sondern auch das Leder dafür entwickelt.
Und so ist Anne-Christin Bansleben von Haus aus auch nicht Modedesignerin, sondern kommt aus einem ganz anderen Bereich: Sie ist promovierte Ernährungswissenschaftlerin, bereits seit 2004 forschte sie an der Hochschule Anhalt in Bernburg auf dem Gebiet der Aromastoffanalytik von Pflanzen. Und entwickelte zusammen mit einem Forscherteam um Professor Ingo Schellenberg ein völlig neues Verfahren, mit dem Leder nachhaltig gegerbt werden kann. „Wir haben uns einfach zurückbesonnen auf die traditionelle Gerbung mit Pflanzen“, sagt die Wissenschaftlerin, die inzwischen nicht mehr aktiv forscht - sondern sich ganz der Firma widmet. Die traditionellen Verfahren seien in den vergangenen Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten: „Rund 90 Prozent der Leder, die heute auf den Markt kommen, werden mit Chromsalzen gegerbt.“ Diese jedoch sind nicht nur belastend für die Umwelt, sondern auch für Chrom-Allergiker. „Darum haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, komplett auf Chromsalze zu verzichten.“
Der Ursprung des Öko-Leders liegt in der Wurzel, genauer der Rhabarberwurzel. „Darin kommen Polyphenole, aromatische Verbindungen, vor, die sich sehr gut zum schonenden Gerben von Tierhäuten eignen“, erklärt Anne-Christin Bansleben, die aus der Nähe von Halberstadt stammt und inzwischen mit ihrem Mann in Leipzig lebt. Mit ihm, ebenfalls Oecotrophologe, sowie ihrem ehemaligen Doktorvater Ingo Schellenberg hat sie deepmello gegründet.
Nachdem das Rhabarberleder zunächst ausschließlich als Rohstoff an Designer verkauft wurde, die es weiterverarbeiteten, macht die Firma mittlerweile etwa die Häfte ihres Umsatzes mit den Teilen aus den später hinzugekommenen, eigenen deepmello-Kollektionen. Dass die Geschäftsführerin dafür selbst entwirft, ist dabei eher eine Ausnahme. Für gewöhnlich entstehen die Kleidungsstücke und Accessoires in Zusammenarbeit mit Gast-Designern.
Wichtig ist der Quereinsteigerin in Sachen Mode dabei immer, dass die Designs dem bestimmten deepmello-Stil entsprechen. „Das Label steht für eine geradlinig-schicke, oft funktionale Mode in besonderen Schnitten und eher gedeckten Farben, die weder besonders rockig noch verspielt ist“, sagt Anne-Christin Bansleben. Sie betont: „Wir bewegen uns bei den Designs fernab von dem traditionellen ,Öko-Schick.’“ Und das sieht man auch der aktuellen Kollektion deutlich an.
Inzwischen gibt es das Rhabarberleder als weiches Nappaleder in den Farben Grau, Schwarz, Mocca, in einem Champagner-Ton, Koralle und Beige. In dem eigenen Online-Shop und vereinzelt in Geschäften werden neben Damenkleidung auch Schuhe, Taschen und andere Accessoires - vom Gürtel bis zur Hülle für den Tablet-Computer - angeboten. „Die meisten Kunden haben wir natürlich in Deutschland, aber zum Teil verkaufen wir die Sachen auch europaweit - und manchmal sogar bis nach Amerika“, erzählt die Geschäftsführerin.
Die deepmello-Macher möchten mit ihren umweltfreundlich produzierten Produkten ein Publikum ansprechen, dem Qualität und Langlebigkeit wichtig ist. „Es geht auch darum, den Wert dieses natürlichen Rohstoffes, Leder, zu schätzen“, so Anne-Christin Bansleben. Damit trifft deepmello einen Nerv. Mode-Fans setzen heute viel öfter auf nachhaltig produzierte Teile anstatt massenhaften Konsum. Wie beliebt hierzulande ökologische Mode in trendigem Design ist, beweist seit einigen Jahren die Berliner Fashion Week, die von inzwischen mehreren Messen speziell für grüne Mode begleitet wird. Eine der bekanntesten dabei ist der Green Showroom. Dort stellt auch deepmello seit knapp zwei Jahren regelmäßig aus. Wobei Anne-Christin Bansleben zugute kommt, dass sie den potenziellen Kunden als Wissenschaftlerin, die an der Entwicklung des Verfahrens beteiligt war, dieses haarklein erklären kann.Der Rhabarber wird auf dem Gelände der Hochschule Anhalt in Bernburg-Strenzfeld angebaut. Da die Wurzeln gelagert werden können, kann der Extrakt zur Gerbung unabhängig von der Rhabarberzeit je nach Bedarf gewonnen werden. Die Häute stammen von Rindern in Süddeutschland, wo auch die Gerberei ihren Sitz hat, die diese mit dem Extrakt behandelt. Auf eine zusätzliche Beschichtung des Leders, wie bei konventioneller Herstellung oft üblich, wird verzichtet. „So bleibt es atmungsaktiv und hat nur einen dezenten Leder-Geruch“, so Bansleben. „Wir wollen keine Bekehrer sein“, stellt sie dann noch klar. „Doch wir freuen uns, wenn wir die Welt mit unseren Produkten ein bisschen besser machen.“
Das Label im Internet: www.deepmello.com


