Bernburg Bernburg: Kraftwerk speit offiziell Dampf
BERNBURG/MZ. - Traditionen müssen sein. Und so wurde am Freitagmittag das Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk (EBS-HKW) der Energieanlagen Bernburg GmbH mit einem dreihändigen Druck auf den berühmten roten Knopf in Betrieb genommen. Frank Schneider, Vorsitzender der Geschäftsführung Solvay GmbH, Thomas Pleye, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt und Jürgen Tönsmeier, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Tönsmeier-Gruppe, gaben den offiziellen Startschuss zur Dampfproduktion in dem neuen Industriebauwerk am Solvaygelände.
Bei der Feierstunde zur Inbetriebnahme waren die Investoren, Politiker, Beförderer und Unternehmensvertreter, die beim Bau der 160-Millionen-Euro-Investition beteiligt waren, unter sich. Und so kam auch keine Missstimmung unzufriedener Anwohner auf, was aber dazu führte, dass man sich mitunter etwas zu stark über den grünen Klee lobte. Die Moderatorin der Veranstaltung, Britta Schweinhage, nannte das Kraftwerk gar "ein Kunstwerk". Die Bernburger können sich davon am 9. Oktober am Tag der offenen Tür selbst ein Bild machen.
Nichtsdestotrotz machte Solvay-Chef Schneider unmissverständlich klar, dass das EBS-HKW für Solvay eine notwendige Investition war, die den Fortbestand des Standortes Bernburg langfristig sichert. Solvay betreibe in Bernburg eine energieaufwendige Produktion. "Dabei hat sich auch der Standort Bernburg dem internen Wettbewerb von Solvay zu stellen." Dabei gehe es darum, wer letztlich die Tonne Soda am billigsten herstelle. Mit dem neuen Kraftwerk stehe Bernburg im Vergleich mit internationalen Solvay-Werken gut da, dies sichere den Standort und die Jobs in Bernburg. Zudem verwerte das EBS-Kraftwerk Reststoffe der Industriegesellschaft als Brennstoff, das Kraftwerk stelle somit ein intelligentes Entsorgungssystem dar. Mit Tönsmeier habe Solvay einen fachlich kompetenten Partner im Bereich Abfallverwertung an seiner Seite. Solvay allein hätte ein solches Heizkraftwerk nicht betreiben können. Für Tönsmeier, so Schneider, sei das EBS-Heizkraftwerk von strategischer Bedeutung.
Jürgen Tönsmeier sprach über die Bedeutung der Großanlage für sein mittelständisches Unternehmen. Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Großunternehmen wie Solvay mit einem mittelständischen Unternehmen ein solches Projekt umsetzt. Der ehemalige Bernburger Werkleiter Peter Jebe sei mit der Idee für ein solches Kraftwerk zu Tönsmeier gekommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe man das Projekt schließlich verwirklichen können.
Energie und Beschäftigung seien die zentralen Themen, damit eine wirtschaftliche Entwicklung überhaupt stattfinden kann, meinte Thomas Pleye, Staatssekretär im Magdeburger Wirtschaftsministerium. "Die Verwertung des Abfalls in Bernburg ist ein wichtiger Baustein im Bereich Energieversorgung in Sachsen-Anhalt." Wo eine stoffliche Aufarbeitung von Abfällen nicht möglich oder nicht wirtschaftlich ist, müssten diese thermisch verwertet werden. "Dies dient der Absicherung wichtiger Industriestandorte. In Bernburg ist dies gut gelungen."