Bernburg Bernburg: Kosten für Sperrmüll auf Deponie ärgert Bürger
BERNBURG/MZ. - Mario Hanusa versteht die Welt nicht mehr. "Ich erspare dem Landkreis Geld und muss dafür noch etwas bezahlen." So etwas habe er noch nicht erlebt, meint der Bernburger. "Ich habe beim Umzug einer 84-jährigen Frau geholfen. Sie ist von Schönebeck nach Bernburg gezogen. Den bei der Auflösung ihres Schönebecker Haushaltes angefallenen Sperrmüll habe ich der Einfachheit halber auf einen Hänger geladen und mit nach Bernburg genommen." Schließlich habe die Frau als Anwohnerin des Salzlandkreises ja immer pünktlich ihre Müllgebühren bezahlt, das sei es ja egal, wo der Sperrmüll im Salzlandkreis entsorgt werde. "Außerdem dauert es ja Wochen, bis der Sperrmüll nach Anforderung abgeholt wird. So lange kann der Sperrmüll ja nicht auf der Straße vor dem Haus der Frau herumstehen, zumal ihr Mietvertrag ja zwischenzeitlich ausgelaufen ist." Außerdem habe er beim Ordnungsamt angefragt und die Auskunft erhalten, dass er den Sperrmüll nicht so lange am Straßenrand liegen lassen dürfe, bis nach fünf Wochen das Sperrmüllauto kommt, ansonsten müsse er Strafe zahlen. "Ja, wohin dann mit dem Müll? Weder ich noch die 84-Jährige haben einen Hof, wo der Müll lagern kann, ich musste ihn also sofort los werden."
Die böse Überraschung sei auf der Annahmestelle in Bernburg gekommen. "Ich wollte den Haushaltssperrmüll abladen, da hieß es, dass ich dafür bezahlen muss." Angeblich sei die Satzung geändert worden, so dass nun nichts mehr kostenlos angenommen werden könne. "Man hat mir dann tatsächlich angeboten, dass ich ja einen Container bestellen könne, um dann den Sperrmüll hinein zu laden." Den Container hätte er aber auch bezahlen müssen.
"Mir blieb gar nichts anderes übrig, als den Sperrmüll kostenpflichtig für 50 Euro auf der Deponie abzugeben. "Ich dachte immer, der Landkreis ist für seine Bürger da. Aber hier wird nur nach Möglichkeiten gesucht, um die Bürger abzocken zu können", meint Hanusa.
Den Vorwurf der Abzocke will Ralf Felgenträger, Leiter Entsorgung und Logistik beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Salzlandkreises, nicht gelten lassen. Die Auskunft auf der Annahmestelle sei korrekt gewesen, die Satzung sehe vor, Haushaltssperrmüll über einem Kubikmeter kostenpflichtig anzunehmen. "Jeder Bürger des Salzlandkreises kann aber Haushaltssperrmüll bis zu einem Kubikmeter kostenfrei abgeben."
Der Kreistag habe 2010 die Abfallentsorgungssatzung geändert, erklärte Felgenträger. Bis Ende vorigen Jahres sei es möglich gewesen, Sperrmüll kostenfrei bei den Annahmestellen abzugeben. "Das hat dazu geführt, dass nicht nur Bürger des Salzlandkreises, sondern auch Leute aus Köthen und Magdeburg ihren Sperrmüll zu den Annahmestellen des Kreises gebracht haben." Dem Personal in den Annahmestellen sei dann eine Adresse aus dem Salzlandkreis genannt worden, daraufhin konnte die Annahme nicht verweigert werden. Aber auch professionelle Haushaltsauflöser aus dem Salzlandkreis hätten Sperrmüll gleich Lasterweise zu den Annahmestellen gebracht. Dem Kreis sei durch den Fremd- und den gewerblichen Müll Schaden entstanden.
Aus diesem Grund sei die Sache auch im Kreistag umfangreich diskutiert worden. Schließlich habe es zu der Änderung der Satzung geführt, nach der nun Haushaltssperrmüll über einem Kubikmeter in den Annahmestellen bezahlt werden müsse. "Wir wissen, dass es bis drei bis vier Wochen dauern kann, bis nach Abruf der Sperrmüll abgeholt wird", so Felgenträger. Dies liege daran, dass Tourenpläne zusammengestellt werden, um unnötige Fahrten zu vermeiden. In dringenden Fällen könne der Müll entweder direkt an der Annahmestelle abgegeben werden - kostenpflichtig ab einem Kubikmeter. "Oder man bestellt einen Container bei uns." Der werde zeitnah geliefert, koste 52,37 Euro für den Transport. "Dafür aber kann der Nutzer bis zu zehn Kubikmeter Sperrmüll hineinstellen."
Die neue Regelung des Kreises gebe im Interesse des Solidarprinzips die Sicherheit, dass der Müll nicht irgendwo in der Landschaft lande. "Davon profitieren beide - die Bürger und der Landkreis."