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Heißwasser mit Sonne Bernburg-Friedenshall: Stadtwerke Bernburg errichten Deutschlands zweitgrößter Solarthermieanlage

Von Torsten Adam 17.07.2019, 08:26
Stadtwerke-Geschäftsführer Gerald Bieling steht am Friedenshaller Blockheizkraftwerk. Auf der Brachfläche rechts werden 632 Sonnenkollektoren errichtet, die Warmwasser fürs Fernwärmenetz erzeugen.
Stadtwerke-Geschäftsführer Gerald Bieling steht am Friedenshaller Blockheizkraftwerk. Auf der Brachfläche rechts werden 632 Sonnenkollektoren errichtet, die Warmwasser fürs Fernwärmenetz erzeugen. Torsten Adam

Bernburg - Vor den Toren Bernburgs werden die Stadtwerke noch in diesem Jahr eine Solarthermieanlage errichten. Es wird nach Angaben von Geschäftsführer Gerald Bieling die zweitgrößte in ganz Deutschland sein.

Der kommunale Versorger, der damit sein Engagement im Bereich Erneuerbarer Energien noch breiter aufstellt, hat für die Drei-Millionen-Investition eine Brachfläche direkt neben seinem Blockheizkraftwerk in Friedenshall auserkoren. Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau fließen Fördermittel in Höhe von 1,35 Millionen Euro.

Das gewonnene Warmwasser wird ins Fernwärmenetz der Stadtwerke Bernburg eingespeist

Die Standortwahl hat zwei Hauptgründe, beide sparen Kosten und tragen zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens bei: „Die Fläche gehört uns bereits und wir können das gewonnene Warmwasser dort unmittelbar in unser Fernwärmenetz einspeisen“, erklärt Gerald Bieling.

Entstanden sei die Idee zum Projekt durch eine simple Werbemail der dänischen Firma Arcon-Sunmark, Marktführer für großflächige Solarthermieanlagen. Der Stadtwerkechef schaute sich daraufhin im skandinavischen Nachbarland das weltweit größte Sonnenkollektorenfeld an, das sich über 16 Hektar erstreckt.

Und er kam zur Überzeugung, dass sich solch eine Anlage auch für Bernburg rechnet. „Ein externer Gutachter bestätigte dann noch einmal die Wirtschaftlichkeit.“ Die aktuelle Debatte über die Einführung einer Kohlendioxidsteuer spiele den Stadtwerken zusätzlich in die Karten, weil zu erwarten ist, dass Energiegewinnung aus fossilen Rohstoffen teurer wird.

Anders als in Dänemark, wo ein künstlicher See die überschüssige Wärme des Sommers speichert, wird in Bernburg bis zum Frühjahr 2020 als Abschluss des Projekts ein Wärmespeicher errichtet. „Dort können wir die am Tage nicht benötigte Energie bevorraten und bei Bedarf in den Abend- und Nachtstunden abgeben“, erläutert der Geschäftsführer.

632 Sonnenkollektoren mit einer Gesamtfläche von 8.600 Quadratmetern werden errichtet

Beginnen soll der Aufbau der 632 Sonnenkollektoren auf einer Fläche von 8.600 Quadratmetern im kommenden Monat. Und zwar auf dem Gelände, wo zu DDR-Zeiten die Braunkohle für das benachbarte Heizkraftwerk lagerte. Die alten Betonplatten, die das Areal versiegelten, sind in den vergangenen Monaten beseitigt worden.

Nach Fertigstellung, die für November geplant ist, kann die neue emissionsfreie Energiequelle etwa 190 Haushalte mit grüner Fernwärme versorgen. Im Gegenzug sparen die Stadtwerke das bislang dafür benötigte Erdgas ein. Gerald Bieling schätzt, dass zwei bis drei Prozent der gesamten Fernwärme künftig von der Solarthermieanlage erzeugt werden.

20 Prozent des erzeugten Stroms der Stadtwerke Bernburg stammen aus grünen Quellen

Die Stadtwerke erweitern damit ihr Portfolio im Sektor regenerativer Energien. Sie sind bereits an Photovoltaik- und Windkraftanlagen beteiligt und setzen auf Bioerdgas. 20 Prozent des erzeugten Stroms stammen nach eigenen Angaben aus grünen Quellen.

Bislang sind gewerbliche Solarthermieanlagen - der eine oder andere nutzt sie fürs Eigenheim - in Deutschland noch eine Seltenheit. „Unsere war bei Anmeldung noch die größte, nun wird parallel in Ludwigshafen eine noch größere gebaut“, sagt Gerald Bieling - ein schnell verlorener Rekord, den er verschmerzen kann. (mz)