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Bernburg Bernburg: Eine reinigende Reise vom Waschbecken in die Saale

Von FELIX FILKE 22.12.2010, 17:19

BERNBURG/MZ. - Um eines gleich mal vorab zu klären: So unangenehm riechen die Klärbecken einer Kläranlage gar nicht. Was zum einen wohl daran liegt, dass momentan Winter ist und zum anderen daran, dass das Abwasser in diesen Becken das Gröbste bereits hinter sich hat. Was genau passiert, wenn man zu Hause den Stöpsel aus dem Waschbecken zieht oder die Toilettenspülung betätigt, wissen die Wenigsten und halten es dennoch für eine Selbstverständlichkeit. Dass es sich dabei jedoch um einen ziemlich komplexen Vorgang handelt, erklärte der Investitionsleiter des Wasserzweckverbandes Saale-Fuhne-Ziethe, Klaus Kliebisch.

Zunächst einmal gelangt das Abwasser aus den Haushalten per Freigefälle über kleine Leitungen in die Pumpwerke und dann weiter durch die weit verzweigte Kanalisation bis zum Klärwerk, dem tiefsten Punkt des Bernburger Kanalnetzes. Dort angekommen, wird das Schmutzwasser im so genannten "Schneckenpumpwerk" wieder über die Erdoberfläche gehoben und dem Rechenwerk zugeführt. Hier erfolgt die Reinigung des Wassers von Grobstoffen wie Papier, Plastiktüten oder Strümpfen, die sich in den eisernen Stäben - ähnlich einer Harke - verfangen. Trotzdem lassen sich laut Kliebisch einmal in der Toilette verlorene Gegenstände in der Regel nicht wieder finden. "Was einmal hinuntergespült wurde, ist weg." Außerdem rät er, weder Essensreste noch Lappen im Klo zu entsorgen - erstere locken Ratten an und letztere können den Hausanschluss verstopfen. Der vom Rechen aufgefangene Kanalisationsmüll wird gepresst, in Container verladen und später verbrannt, die Reise für das Wasser geht hingegen weiter. Die nächste Station ist der Sandfang, ein großes Becken, in dem das Wasser so langsam fließt, dass sich Sand und Kies am Boden absetzen können. Danach folgt das Vorklärbecken, in welchem sich die verbliebenen Schwebstoffe als Primärschlamm absetzen.

Mit diesem Schritt endet die mechanische Reinigung der Abwässer und es schließt sich die biologische an. Dies geschieht im wohlklingenden doch weniger schön anzusehenden "Belebungsbecken". Kleinstlebewesen wie Bakterien, Amöben und Geißeltierchen sorgen hier für eine Umsetzung der restlichen Schmutzfracht. Hierbei dienen die organischen Verbindungen der Schmutzpartikel den Tierchen als Nahrung und werden in anorganische umgesetzt. Das Produkt ist der "Belebtschlamm", der wiederum vom Wasser getrennt und in den auf 37 Grad Celsius geheizten "Faulturm" gebracht wird. Durch die hohe Temperatur entsteht dort Methangas, das direkt wieder für die Stromversorgung der Kläranlage verwendet wird. Der übrig gebliebene Schlamm wird zur Firma Schwenk transportiert und dort verbrannt. Und das Wasser? Das gelangt vom Belebungsbecken in das Nachklärbecken und kann unter Umständen zusätzlich einer chemischen Reinigung unterzogen werden, um beispielsweise Phosphate herauszufiltern. Wenn es schließlich im Nachklärbecken angekommen ist, ist das Wasser zu etwa 95 Prozent gereinigt. Das reicht aus, um es abschließend in die Saale leiten zu können, erklärt Klaus Kliebisch das Ende des Prozesses. Trinkwasserqualität hat es dann allerdings noch nicht, die liegt nämlich bei vollen 100 Prozent Reinigung und wird zum Beispiel durch UV-Bestrahlung erreicht. "Das Trinkwasser für die Stadt Bernburg kommt von der Rappbodetalsperre im Harz", erläutert Kliebisch.

Täglich werden im städtischen Klärwerk durchschnittlich 6 000 Kubikmeter Wasser gereinigt, an Regentagen kann es die doppelte Menge sein, informiert der Investitionsleiter über die Werkskapazitäten. In diesem Zusammenhang appelliert er an die Bevölkerung, Wasser - sei es durch starke Regenfälle oder Tauwetter - aus voll gelaufenen Kellern nicht in die Abwasserkanäle zu pumpen, weil dadurch höhere Betriebskosten zur Klärung anfallen, die sich irgendwann auf die Abwassergebühren auswirken müssten. Stattdessen sei es besser, das Wasser in den Garten zu leiten. Keine Probleme bei der Klärung bereiten hingegen die Salze, die im Winter auf die Straßen aufgebracht werden und über die Kanalisation letztendlich auch im Klärwerk landen.