Schienenverkehr Bahnhof Bernburg: Salzland Rail Service will Werkstatt für Lokomotiven bauen

Bernburg - Alle sprechen von Start-up-Unternehmen im Silicon Valley (USA). Dabei gibt es diese Firmengründungen mit innovativen Geschäftsideen auch hier vor der Haustür. Genau genommen mitten auf dem Bernburger Bahnhofsgelände.
Unternehmer beschäftigen zurzeit sechs weitere Lokführer
Wo jetzt noch die Brombeersträucher rings um den alten Lokschuppen wuchern, soll bald der Firmensitz von Patrick Ernst und Tobias Sambill vom Salzland Rail Service entstehen. Ein Unternehmen, bei dem man nicht nur Lokführer für einzelne Fahrten im gesamten Bundesgebiet buchen kann, sondern bei Bedarf sogar noch die passende Lok dazu.
Dass der gebürtige Bernburger und sein Firmenpartner aus Schönebeck damit in eine echte Marktlücke getappt sind, zeigt sich schon jetzt. Denn mittlerweile können die beiden Jungunternehmer und gleichzeitigen Lokführer nicht nur selbst davon leben, sondern beschäftigen in ihrem dritten Jahr nach der Firmengründung bereits sechs weitere Lokführer und eine studentische Hilfskraft für die anfallenden Büroarbeiten.
„Lokführer sind wie Goldstaub“, sagt Patrick Ernst und spielt dabei auf das große Frachtaufkommen in Deutschland an, das nicht nur auf den Straßen, sondern auch auf der Schiene bewegt werden will.
Mal Fracht-, mal Personenverkehr, mal Rangierdienst
Der Vorteil für die Lokführer, die bei den beiden Jungunternehmern angestellt sind: „Sie fahren jede Woche etwas anderes, mal Fracht, mal im Personenverkehr. mal haben sie Rangierdienst in Magdeburg. Man kann die Eisenbahn wirklich so erleben, wie man sich den Beruf erträumt hat“, sagt Ernst.
Ganz taufrisch ist die Idee nicht mehr. Deutschlandweit gibt es inzwischen mehrere Dienstleister, die Lokführer und Bahnen zur „Miete“ anbieten. „Wir sind quasi auf den Zug mit aufgesprungen“, sagt Ernst, der selbst erst vor kurzem seinen Abschluss als Lokführer absolviert hat.
Bahnbegeistert ist der 33-jährige Betriebswirt aber schon seit mehr als 20 Jahren. Infiziert wurde er von dem Virus, wie er selbst sagt, bei den Besuchen bei den Modelleisenbahnausstellungen im Bernburger Kurhaus.
Patrick Ernst hat sein Hobby zum Beruf gemacht
Inzwischen ist er nicht nur langjähriges Mitglied bei den Modellbahn- und Eisenbahnfreunden Bernburg, sondern auch beim Eisenbahnclub Aschersleben. Aus dem Hobby ist nun Beruf geworden, der auf dem neuen Firmengelände sogar noch umfangreicher werden dürfte.
Denn die Pläne der beiden Unternehmen reichen noch deutlich weiter als ihr bisheriges Angebot. So soll unter anderem der alte Lokschuppen für eine moderne Leichtbauhalle weichen. Dort werden dann zukünftig nicht nur die Loks parken, sondern auch noch repariert werden.
Alter Lokschuppen soll einer neuen Leichtbauhalle weichen
Denn perspektivisch soll in der Halle eine Lokwerkstatt eingerichtet werden. Schließlich ist laut Ernst die Nachfrage nach kleineren Reparaturen an Eisenbahnen beinahe genauso hoch wie die nach Lokführern.
Noch ist das Vorhaben aber Zukunftsmusik und die Unternehmer konzentrieren sich vorerst auf das Kerngeschäft. Anfang kommenden Jahres soll zumindest aber die erste Schiene auf dem neuen Firmengelände wieder ertüchtigt werden, damit die erste Lok, die sich die beiden zugelegt haben, ihren Parkplatz bekommt.
Momentan ist die russische Großdiesellok 232 088- 5 mit dem Baujahr 1974 zwischen Rostock und Waren (Müritz) unterwegs.
Wasserturm gehört zum Betriebsgelände von Salzland Rail Service
Perspektivisch soll sie aber in Bernburg stationiert werden. Im Dornröschenschlaf steckt auf dem im vergangenen Jahr erworbenen Gelände aber noch echtes Bahnhofswahrzeichen: der Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Wasserturm, der einst die Dampfloks mit Wasser versorgte.
Auch den wollen die beiden Eisenbahnfans Ernst und sein 25-jähriger Geschäftspartner erhalten. Wie er dann genutzt werden kann, dafür haben die innovativen Unternehmer natürlich auch schon eine Ideen. Aber für die beiden Unternehmer gilt: Alles nach der Reihe. (mz)