Auszeichnung für Ehrenamt Auszeichnung für Ehrenamt: Sport für kleine Marienkäfer

Bernburg - Jonas ist ganz hibbelig. Der Sechsjährige rutscht aufgeregt auf der Bank hin und her. Am liebsten würde er sofort losrennen. Aber er muss wie alle anderen Knirpse warten, bis Aicha Tafzi das Startzeichen gibt. Aicha ist nämlich die Trainerin - und sie hat diesen „kleinen Sack Flöhe“ trotz ihrer erst 18 Jahre gut unter Kontrolle. „Man muss immer wieder etwas finden, um sie zu motivieren“, erklärt Aicha, während sie einen kleinen Parcours aufbaut.
Zusammen mit Lisa Kämmerer betreut Aicha Tafzi vom PSV Bernburg seit zwei Jahren zwei Kindersportgruppen in der Kita „Marienkäfer“ und macht einmal wöchentlich Sport mit den Kleinen. An diesem Tag steht ein Staffellauf auf dem Programm. Die Vier- bis Sechsjährigen müssen in zwei Gruppen über ein Hindernis springen, um Kegel laufen und auf Matten hüpfen.
Für ihr ehrenamtliches Engagement sind Aicha und Lisa nun von der Salzlandsparkasse mit dem Preis „Junges Ehrenamt“ ausgezeichnet worden. Seit fünf Jahren wird dieser Preis von der Sparkasse vergeben. Insgesamt seien 56 Vorschläge eingereicht worden, aus denen schließlich von einer Jury neun Einzel- und drei Gruppenpreise ausgewählt wurden, sagte Stefan König von der Kommunikationsabteilung der Salzlandsparkasse bei der Preisübergabe in der Kita. Neben einer Urkunde und einem Pokal gab es einen Geldpreis in Höhe von 750 Euro, von denen ein Drittel direkt an Aicha und Lisa gehen. Die anderen Zweidrittel - also 500 Euro - kommen ihrem Verein, dem PSV Bernburg zugute: Dafür sollen Sportgeräte oder andere Trainingsmaterialien gekauft werden. „Macht weiter so“, spornte König die beiden jungen Frauen an.
Aicha hat selbst Leichtathletik beim PSV gemacht. „Ich habe eine Beschäftigung gesucht“, erklärt die frisch gebackene Abiturientin. Als ihr Trainer Thomas Gruschka sie schließlich angesprochen hat, ob sie sich vorstellen könnte, Kinder zu trainieren, habe sie nicht lange überlegt, erzählt Aicha. Bevor sie richtig loslegen konnte, musste sie aber ebenso wie Lisa Kämmerer eine Übungsleiter-Ausbildung absolvieren.
An ihrer Aufgabe im Kindergarten reize sie, dass sie eine Gruppe anleiten und das Training selbst gestalten kann, sagt Aicha. Ihr gefällt auch, dass sie Verantwortung übernehmen muss. Und auch wenn es manchmal anstrengend ist, so bekomme sie auch viel zurück. „Wenn die Kinder sich freuen, freue ich mich auch“, erklärt Aicha, die indes noch nicht so recht weiß, wie es nach der Schule weitergehen soll. Beruflich mit Kindern arbeiten, werde sie aber wohl nicht, sagt die junge Frau. Ganz anders Lisa Kämmerer, die später unbedingt etwas mit Kindern machen möchte. „Ich liebe Kinder“, sagt Lisa, die zwar nicht mehr selbst Leichtathletik macht, ihr Wissen aber gern an Jüngere weitergibt. Momentan macht die Bernburgerin gerade ihr Fachabitur. Die Kindergartensportgruppe sei eine gute Praxis für das spätere Berufsleben. Lisa würde gern zur Polizei gehen und dort im Bereich Kinder- und Jugendkriminalität arbeiten. Die größte Herausforderung beim Training mit den Kita-Kindern sei, sie nach einem Spiel wieder zu beruhigen, erzählt die junge Trainerin. Dann müsse man konsequent bleiben, erläutert sie. Und obwohl für beide ihr ehrenamtliches Engagement selbstverständlich ist, so freuen sie sich über die Anerkennung durch die Sparkasse. „Ein bisschen stolz sind wir schon, dass wir ausgewählt wurden“, sagt Lisa Kämmerer.
Thomas Gruschka wiederum freut sich, dass er die beiden jungen Frauen für diese Aufgabe gewinnen konnte. Denn es sei nicht einfach, jemanden zu finden, der nachmittags Kinder betreut. „Und ohne Ehrenamtliche und Helfer wäre der Sportverein nicht das, was er ist“, betont Gruschka.
Auch Annett Morge, die Leiterin der Kindertagesstätte, freut sich über den Einsatz von Aicha und Lisa. In der Kita „Marienkäfer“ werde viel Wert auf Gesundheit gelegt. Und dazu gehöre natürlich auch Sport. Sie hat beobachtet, dass die Kinder im Sportkurs nicht nur Spaß hätten, sondern dass sie bei bestimmten Übungen auch viel sicherer geworden seien.
Das ist an diesem Nachmittag auch gut zu beobachten. Denn längst rennen Jonas, beide Luca und die anderen um die Stangen und hüpfen zurück um sich abzuklatschen und erneut zu starten. Wenn man Jonas fragen würde, könnte es noch ewig so weiter gehen. Am liebsten, sagt der Sechsjährige, würde er gern immerzu nur rennen. (mz)