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Ausstellung in Bernburger Eulenspiegelturm  Ausstellung in Bernburger Eulenspiegelturm : Junge Meister der Kunst

Von Magdalena Kammler 29.02.2016, 18:10
Das Modellhaus im Stile Hundertwassers gestalteten die fünften und sechsten Klassen der Bernburger Schule Campus Technicus. Seit einigen Tagen steht das Objekt nun im Eulenspiegelturm.
Das Modellhaus im Stile Hundertwassers gestalteten die fünften und sechsten Klassen der Bernburger Schule Campus Technicus. Seit einigen Tagen steht das Objekt nun im Eulenspiegelturm. Engelbert Pülicher

Bernburg - Eng und lang ist der Aufstieg zum Eulenspiegelturm. Doch die Mühe lohnt sich: Auf der obersten Etage reihen sich seit Donnerstag zahlreiche Kunstwerke an der runden Steinwand des Bernburger Wahrzeichens. Auch wenn es für viele Schüler die erste Ausstellung dieser Art ist, so hat die Kooperation zwischen dem Museum Schloss Bernburg und der Sekundarschule Campus Technicus schon lange Bestand. Bereits zum 15. Mal arbeiten beide Institutionen zusammen. Die temporäre Ausstellung unter dem Titel „Schule kreativ“ entwickelt sich mittlerweile zur Tradition.

Vielfältig und vielzählig

Wie es sich für eine Kunstausstellung gehört, wird auch diese gebührend eröffnet. So kommen alle Künstler, die teilnehmenden Schüler der Klassen fünf bis zehn, wie auch Pädagogen, Eltern und Museumsmitarbeiter. Zusammen füllen sie die kleine Turmstube auf jedem Meter aus: „Ich glaube, so viele Menschen waren hier noch nie gleichzeitig“, sagt Schulleiterin Angret Zahradnik. Und weil lange Reden nicht besonders spannend für Schüler sind, hält sich auch der Museumsdirektor wohlwissend kurz: „Ich bin wieder überrascht, wie vielfältig und vielzählig die Arbeiten sind“, so Roland Wiermann.

Neben gemalten Werken mit Acrylfarbe gibt es unter anderem auch Emaille-Arbeiten und Objektkunst zu sehen. Die fünften und sechsten Klassen haben unter anderem ein Hausmodell im Stile Friedensreich Hundertwassers geschaffen, das nun die Mitte des runden Raumes ziert. Als Gegner der Geradlinigkeit gestaltete der Wiener Künstler seine Gebäude mit schillernd bunten, ovalen und runden Formen. Ein Quadrat in Schwarz-Weiß? Für den Künstler des 20. Jahrhunderts der blanke Horror. Mit viel Nähe zum Detail sowie den Techniken des Vorbilds schafften die Schüler so ihre eigene Interpretation des österreichischen Formenspiels.

Schule ist der Feind der Kreativität

„Wer ist der ärgste Feind der Kreativität?“, fragt Kunstlehrerin Kerstin Wienicke während der Vernissage ihre Schüler. Ein Junge wirft aus Spaß ein: „Die Schule“. Die Kunstlehrerin erwidert: „Die Perfektion. Also lasst ruhig Fehler zu. Denn sie gehören zum Lernprozess. Jeder Mensch kann kreativ sein. Egal ob ihr später mal am Kochtopf steht oder woanders: Ihr seid die Gestalter eures Lebens“, so Kerstin Wieneke.

Für die Emaille-Arbeiten der zehnten Klasse bekam die Schule externe Unterstützung von Moritz Götze. Der bekannte hallesche Künstler gestaltete bereits die Schlosskirche in Bernburg und verlieh ihr mit seinen Pop-Art-Einflüssen einen modernen Charakter.

Die Technik der Emaille kennen viele vielleicht auch aus dem Alltag der Eltern oder Großeltern: Denn früher bestanden Kochtöpfe und Schüsseln aus diesem Material. Um Metall widerstandsfähig zu machen und bunt zu gestalten, werden farbige Glasschichten auf die Oberfläche gebrannt. Zuvor waren Emaille-Objekte mit ihren Ikonendarstellungen vor allem in der sakralen Kunst der Byzantiner bekannt. Moritz Götze brachte somit das Material zurück an einen sakralen Ort und verlieh ihm durch den Pop-Art-Einfluss gleichzeitig einen profanen Charakter. Die Schüler des Campus Technicus lernten von dem Künstler diese Technik und wandten sie nun in ihren Werken auf eigene Art und Weise an. „Insgesamt haben wir zwei Projekttage gebraucht, denn allein das Brennen ist sehr arbeitsintensiv“, so Kerstin Wieneke.

Erstmal ausprobieren

Während der Eröffnung werden zudem drei Schüler besonders ausgezeichnet und erhalten ein kleines Präsent, so auch Kira Köhler. Die 17-Jährige hat unter anderem am Gemälde „Kiandean“ mitgewirkt. Während der Arbeit drehte die Schülerin einfach kurzerhand das Bild um und somit entstand ein neues Werk. Denn ursprünglich war es abstrakt angelegt, nach einem „Kopfstand“ wurde das Motiv des Bildes geändert und ein Segelschiff auf den Untergrund gemalt. Nicht nur in der Schule, auch später möchte sich Kira Köhler erst einmal ausprobieren: „Ich überlege, nach der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen“.

Die Ausstellung im Eulenspiegelturm kann bis zum Sonntag, 10. April, besucht werden. Der Eintritt beträgt zwei Euro. Weitere Infos unter Telefon 03471/ 62 45 00 7 oder im Internet unter www.museumschlossbernburg.de (mz)