Ausstellung im Eulenspiegelturm Ausstellung im Eulenspiegelturm: Freimaurer sind "kein Geheimbund"

bernburg/MZ - „Die Freimaurerloge ist kein Geheimbund“, beginnt Helmut Ehlert, 2. Aufseher - das heißt soviel wie stellvertretender Vorsitzender – der Loge „Alexius zur Beständigkeit“, seine Rede zur Eröffnung der neuen Ausstellung zur Freimaurerei im Eulenspiegelturm in Bernburg. Zur Vernissage, die am Sonntag stattfand, waren etwa 30 Interessenten erschienen. Für den musikalischen Rahmen sorgte der Chor „Amici Carminis“ mit Leiter Sebastian Saß, der die 23 Stimmen auf dem Flügel begleitete. Sie ließen Stücke wie „Brüder reicht die Hand zum Bunde“, die als Hymne der Freimaurer gilt, erklingen.
Schau erzählt lokale Geschichte
Museumsdirektor Roland Wiermann verwies in seiner Einführung darauf, dass es bereits eine Wanderausstellung zur Geschichte der Freimaurer gegeben hatte. Zum Anlass des Jubiläums „Anhalt 800“ war sie im Stadtarchiv Dessau und in Zerbst zu sehen. In Bernburg handele es sich indes um eine ansehnliche und repräsentative Anzahl von Dokumenten, die vor allem lokale Geschichte erzähle. Daniel Krebietke hatte maßgeblich daran mitgewirkt.
Fiktives Gespräch
Siegfried Westphal, der „Altmeister vom Stuhl“ - das ist der Titel des Vorsitzenden - ließ die Besucher schließlich an einem fiktiven Gespräch zwischen Herzog Alexius Friedrich Christian, der Namensgeber der Loge war, und Regierungsrat Kersten aus dem Gründungsjahr 1817 teilhaben. Hier zeigte der Autor die vielschichtige Geschichte der Bruderordnung auf, die ihre Ursprünge in der Organisation der freien Steinmetze im Mittelalter gehabt hatte. Winkel, Wasserwaage, Zirkel und Lot, die heute vor allem symbolischen Charakter aufweisen, waren in der Vergangenheit das Handwerkszeug in den Werkstätten. Das Wort Loge bezeichne schlicht den Raum, in dem die Angehörigen der Bauhütten ihre Arbeit verrichtet hatten. „Freie Männer von gutem Ruf“ sind die Angehörigen der Logen auch nach dem Dreißigjährigen Krieg gewesen. Freimaurer waren es ebenso, die bei der Formulierung der französischen und amerikanischen Verfassung mitgewirkt hatten. Das freiheitliche Gedankengut, das sie vertreten, war vielen Machthabern suspekt.
Anschauliche gestaltet
Die Ausstellung im Eulenspiegelturm widmet sich dem Wirken der Logenmitglieder in der Saalestadt. „Im 19. Jahrhundert waren die wichtigsten Männer von Bernburg in der Loge“, erklärte Siegfried Westphal. Exemplarisch sind Persönlichkeiten wie Emil Bunge, Franz Pietscher und Theodor Keßler genannt. Allesamt hatten sie in der Tat Einfluss auf die Entwicklung der Stadt. Alte Fotografien, Bekleidung, historische Schurze, die die hierarchische Stellung des Trägers in der Loge symbolisieren, sowie Medaillen, Abzeichen und Siegel sind Teil der Exposition, die einige Rituale der Bruderschaft nachvollziehen lässt.
Hagen Gebe aus Bernburg lobte die Ausstellung als „klein, aber fein“. Bereits der Weg in den Eulenspiegelturm sei ein Abenteuer und die Atmosphäre einen Besuch wert.
Die Ausstellung kann noch bis zum 15. Dezember besichtigt werden: freitags von 10 bis 13 Uhr, sonst täglich außer montags von 10 bis 16 Uhr.
Am Donnerstag, 28. November, um 18 Uhr, laden die Veranstalter ins Osttorhaus des Bernburger Schlosses ein. Zwei Logen-Mitglieder werden hier ein fiktives Wechselgespräch mit dem Gründer der Freimaurerlogen in Deutschland, Friedrich II., führen.