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Ausbildung im Solvay-Werk Ausbildung im Solvay-Werk: Jenny wird erste Chemikantin seit 15 Jahren

Von Andreas Braun 12.11.2014, 18:58
Jenny Wiegand ist seit 15 Jahren die erste junge Frau, die bei Solvay den Beruf des Chemikanten erlernt.
Jenny Wiegand ist seit 15 Jahren die erste junge Frau, die bei Solvay den Beruf des Chemikanten erlernt. e. pülicher Lizenz

Bernburg - Auf den Mund gefallen ist die junge Dame nicht. 17 Jahre, zierlich, aber dennoch: Wenn Jenny Wiegand redet, dann merkt man schnell, sie weiß, was sie will und was sie kann. Und was sie nicht kann, das lernt sie eben.

Die Hallenserin ist im zweiten Ausbildungsjahr bei Solvay Bernburg. Das an sich ist freilich nicht der Rede wert. Aber Jenny Wiegand will Chemikantin werden. „Das ist eigentlich ein typischer Jungsberuf“, sagt Jürgen Bojanowski, der die Fäden für die Ausbildung des Chemieriesen in Bernburg in den Händen hält.

Chemikant ist ein sehr vielseitiger Beruf in der chemischen Industrie. Chemikanten steuern und überwachen die für den Verfahrensprozess der Produktion von Chemikalien notwendigen Maschinen und Anlagen.

Sie füllen die Rohstoffe in Behälter ein und fahren die Produktionsanlagen an. Chemikanten entnehmen Proben zur Überprüfung der Produktqualität und führen Protokollbücher.

Sie überwachen, warten und reparieren auch die Produktionsanlagen. (ab)

Doch für Jenny war das genau der richtige Beruf, den sie erlernen wollte. „Meine Mum hat gesagt, wenn du was mit Chemie machen willst und mit Technik, dann musst du Chemikant lernen. Das verbindet beides. Ich habe dann in Buna bei einer Firma zwei Praktika gemacht. Eins als Laborantin und eins als Chemikantin. Laborantin war mir doch nicht spannend genug. Das läuft doch ziemlich gleich ab jeden Tag. Anders als Chemikantin. Da weiß ich nie, was am anderen Tag so anliegt“, zog sie die Schlussfolgerung für sich.

Wie fand sie dann ihre Lehrstelle? Auch diese Suche zeugt von Selbstbewusstsein. Lange rumrätseln wollte sie nicht. „Es gibt im Internet so eine Art Ranking. Ich habe mir die ersten zehn Chemieunternehmen angeguckt und Solvay war dabei. Ich habe meine Bewerbungen abgeschickt, mehrere Einladungen zu Vorstellungsgesprächen bekommen. Bei Solvay hat einfach alles am besten gepasst“, begründet sie, warum sie sich für Bernburg entschieden hat.

Derzeit pendelt sie zwischen Halle und Bitterfeld-Wolfen, wo die Ausbildung vorrangig stattfindet. In Bernburg ist sie noch selten. Aber ab dem dritten Lehrjahr wird Jenny hier verstärkt zum Einsatz kommen. Dann, so sagt sie, werde sie sich hier eine kleine Wohnung nehmen. Dabei wird sie vom Unternehmen unterstützt. Dass ihr Bernburg zu eng wird, befürchtet die Großstädterin nicht. „Ich habe eine Oma in Bad Dürrenberg. Das ist eine kleine Stadt und da fühle ich mich wohl. Also ist Bernburg genau richtig für mich“, sagt Jenny Wiegand, die sich gut vorstellen kann, nach der Lehre bei Solvay zu arbeiten und sich hier auch zu qualifizieren.

Das ist ganz in Bojanowskis Sinn. „Wir sind froh, wenn wir gute Fachkräfte halten können. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Mädchen auch für Berufe entscheiden, die eher als Jungsberufe bezeichnet werde. Diese Unterscheidung ist in vielen Berufen gar nicht mehr zeitgemäß“, sagt der Ausbildungschef. Wichtig sei, dass gute Kenntnisse in Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, kurz MINT, vorhanden seien. (mz)