Asiatischer Laubholzbockkäfer Asiatischer Laubholzbockkäfer: Schädling kommt per Post

STRENZFELD - „Quarantänezone - Betreten verboten!“ steht in roter Schrift auf einem Schild im Keller der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG) in Bernburg-Strenzfeld. Was sich hinter der verschlossenen Tür verbirgt, ist nur wenige Zentimeter groß, richtet allerdings immensen Schaden an und hält deshalb derzeit den Pflanzenschutzdienst des Landes in Trab. Die Rede ist von dem Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB), der Ende August erstmals in Sachsen-Anhalt, in Magdeburg-Rothensee, entdeckt wurde.
Befall wird erst spät gemerkt
An sich ist er ein schöner Käfer - schwarz glänzend mit weißen Zeichnungen auf den Flügeln - doch er ist ein Schädling, der es auf die heimischen Laubbäume abgesehen hat. Seine Larven besiedeln den Kronenbereich und fressen sich unter der Rinde entlang durch das Holz, was dazu führt, dass die Äste instabil werden, herunterfallen und der befallene Baum vertrocknet und abstirbt. Ein langwieriger Prozess, wie Ursel Sperling, Leiterin des Dezernats Pflanzenschutz an der LLFG, weiß: „Wir haben bereits eine neue Generation von Käfern an der befallenen Kastanie gefunden“, berichtet sie, „der Befall liegt also schon zwei Jahre zurück.“ Dass er so lange unbemerkt sein Unwesen treiben konnte, liege daran, dass der Befall erst zu sehen ist, wenn die Käfer geschlüpft sind.
Vermutlich kam der Schädling als blinder Passagier nach Magdeburg. „Er wurde eingeschleppt“, ist sich die Dezernatsleiterin sicher, „wahrscheinlich mit Verpackungsholz oder in Baumschulware.“ Und der ungebetene Gast scheint sich sichtlich wohl zu fühlen. Kein Wunder, hat er hier doch weder natürliche Feinde noch lässt er sich chemisch bekämpfen. Dadurch kann er sich ungehindert vermehren und weitere Bäume befallen.
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„Ziel ist es, den Käfer auszurotten“, sagt Ursel Sperling. Und das funktioniere nur, wenn man ihm seine Nahrungsgrundlage entzieht, sprich alle befallenen und befallsverdächtigen Bäumen fällt, schreddert und verbrennt.
So wie es bereits im Fall der Kastanie geschehen ist - bis auf ein paar Stück Holz, die nun im Keller der LLFG hinter verschlossener Tür liegen. „Wir wollen diese für Anschauungs- und Schulungszwecke präparieren“, erklärt Ursel Sperling. Und nicht nur das. Wie anhand des Bohrmehls auf dem Fußboden im Quarantäneraum zu erkennen ist, steckt noch Leben in dem Gehölz. „Die Larven, die darin leben, sollen erforscht werden.“
Quarantänezone eingerichtet
Parallel dazu laufen die Ausrottungsmaßnahmen in Magdeburg, die auf Anordnung und unter Kontrolle des Pflanzenschutzdienstes erfolgen. Eine Quarantänezone mit einem Radius von zwei Kilometern - gemessen ab dem befallenen Baum - wurde bereits eingerichtet. „In dieser Zone werden nun alle Laubbäume kontrolliert“, sagt Ursel Sperling, die davon ausgeht, dass es sich bei der Kastanie nicht um einen Einzelfall handelt.
Unklar ist indes beispielsweise noch, wer die Fällungen bezahlt. Fakt ist: „Wenn wir jetzt nichts tun, könnten irgendwann - der Zeitraum lässt sich nicht genau bestimmen - alle Bäume in Magdeburg befallen sein“, so Ursel Sperling. Der Käfer sei zwar träge und faul, aber könne dennoch fliegen. „Vielleicht haben wir Glück und die Elbe stellt für ihn eine Flugbarriere dar.“ (mz)

