3.500 Euro Angebot auf ebay-Kleinanzeigen: Wer will den Bahnhof in Biendorf bei Bernburg kaufen?

Biendorf - Es könnte die Traumimmobilie für jeden Eisenbahnfan sein. Morgens aufwachen mit dem Gebimmel der Schranken und abends den Sonnenuntergang genießen mit seltenem Blick auf die Durchfahrt einer Dampflok. All das ist möglich und das zum Schnäppchenpreis.
Denn seit wenigen Tagen wird auf der Internet-Verkaufsplattform Ebay-Kleinanzeigen das Biendorfer Bahnhofsgebäude angeboten. Zum Sonderpreis für 3.500 Euro. Nicht ganz ohne Grund. Denn laut Anzeige muss das Gebäude komplett renoviert und restauriert werden.
Die Ideen des Verkäufers reichen für die 80 Quadratmeter große Verkaufsfläche im Erdgeschoss von einem Backshop über Gastronomie bis hin zu einem Seminarraum. Zudem könnte sich der neue Besitzer über 140 Quadratmeter Wohnfläche auf der oberen Etage freuen.
Gebäude muss renoviert und restauriert werden
Das Interesse an der Immobilie ist groß. „Ich hatte innerhalb eines Tages schon zehn Anrufe“, erzählt der Besitzer aus Bayern, der aber seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Seinen Angaben zufolge hat bisher aber noch kein Käufer tatsächlich zugeschlagen.
Doch der Bahnhofsinhaber, der selbst 2012 zu dieser Immobilie kam, ist guter Dinge, den Biendorfer Bahnhof und einen weiteren in Radis bei Kemberg (Landkreis Wittenberg) schnell unter die Leute zu bringen. Eigentlich hatte er nach eigenen Angaben vor, selbst in die beiden Objekte zu investieren und zwar neue Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern.
Allerdings habe sich dann bei der Beantragung herausgestellt, dass ihm das Prozedere der Behörden einfach zu lange dauere. „In Bayern geht das viel schneller“, spricht er aus Erfahrung.
Eigentümer plante den Bau von Photovoltaik-Anlagen
Darum hatte er nun beschlossen, seine beiden Bahnhöfe abzustoßen. Gern an echte Eisenbahnfans, die ihren Traum mit der Immobilie verwirklichen möchten und mit einer guten Idee möglicherweise sogar Fördermittel beantragen können.
Das hört man in Biendorf gern. „Ich würde es sehr gut finden, wenn jemand den Bahnhof kauft und in ihn investiert“, sagt Biendorfs Ortsbürgermeister Uwe Cisewski (CDU). Allerdings macht er sich wenig Hoffnung, dass es schnell zu einer Sanierung kommt. „Das Gebäude ist komplett heruntergewirtschaftet und das Dach ist kaputt“, zählt der Ortsbürgermeister auf.
Schaut man durch die wenigen erhaltenen Fenster, die nicht mit Spanplatten verrammelt sind, hängen die Tapetenbahnen von der Decke. Möbel sucht man vergeblich. „Ich wäre sehr froh, wenn der Schandfleck weg wäre und das Gebäude stattdessen wieder schön gemacht werden würde“, sagt Cisewski.
Wer hat kürzlich den Bahnhof in Baalberge ersteigert?
Das wünscht sich auch sein Amtskollege Heiko Scharf (parteilos) in Baalberge. Denn auch der dortige Bahnhof wurde vor wenigen Monaten bei einer Auktion versteigert. Wer ihn bekommen hat? „Das weiß ich bisher leider nicht, geschweige denn, was aus dem maroden Gebäude werden soll“, bedauert Scharf.
Er hat sich aber vorgenommen, nun nach dem neuen Eigentümer zu recherchieren. Außerdem wünscht er sich wie Biendorfs Ortschef, dass das Gebäude wieder genutzt wird und nicht weitere Jahre verkommt - so wie viele Bahnhofsgebäude in der Region um Bernburg. (mz)