Mega-Stall für 450 000 Hennen Zwischen Schackenthal und Bründel wird Legehennenanlage für 450.000 Tiere gebaut: Betreiber will auf Antibiotika verzichten

Schackenthal - Zehn Jahre wurde darüber gesprochen. Jetzt wird gebaut. Zwischen Schackenthal und Bründel entsteht am Kohlenweg, einst Kreisgrenze zwischen Bernburg und Aschersleben, eine Legehennenanlage für 450.000 Tiere. Eigentlich wollte die Betriebsgemeinschaft (BG) Schackenthal die Investition stemmen.
Bereits 2015 genehmigte das Landesverwaltungsamt die Anlage. Aber weil es so lange dauerte und es der Landwirtschaft derzeit nicht mehr so gut geht, mussten sich die Schackenthaler einen Partner suchen, informierte Nancy Packeiser, Chefin der BG Schackenthal. „Das Investitionsvolumen war für uns in dieser Zeit nicht mehr tragfähig.“
Betriebsgemeinschaft Schackenthal suchte sich einen Partner für die Investition
Als Investor wurde die Firma Querfurter Frischei aus Farnstädt gewonnen. „Wir betreiben dort seit 1991 eine Legehennenfarm mit angeschlossener Aufzucht“, informierte Martin Hilgen, geschäftsführender Gesellschafter der Querfurter Firma.
In dem Projekt „Legehennenanlage Schackenthal“ arbeitet die Querfurter Firma mit der BG Schackenthal in der Form zusammen, dass sie mit der neu gegründeten Firma „Geflügelhof Schackenthal“ die Legehennenanlage betreibt und die BG die Verwertung des Hühnertrockenkots übernimmt, schildert Hilgen.
Seit Februar werden sechs Doppelstock-Ställe mit Platz für je 75.000 Legehennen gebaut
Im Februar wurde mit dem Bau der sechs Doppelstock-Ställe mit je 75 000 Legehennenplätzen begonnen. Im November sollen die ersten beiden Ställe in Betrieb gehen. Die komplette Anlage soll im April fertig sein. In voller Produktion werden in Schackenthal jährlich rund 135 Millionen Eier erwartet. In der Packhalle sollen die Eier vor Ort nach Größe sortiert und abgepackt werden. Von Schackenthal aus werden sie direkt an den Lebensmitteleinzelhandel geliefert.
„Für den gesamten Produktionsprozess benötigen wir 20 Mitarbeiter am Standort mit unterschiedlichen Qualifikationen“, informierte Hilgen. Die Firma sucht bereits jetzt nach Menschen, die die Tiere betreuen. Außerdem wird technisches Personal und Mitarbeiter zum Abpacken der Eier gesucht. Auf die Frage nach dem Investitionsvolumen äußerte sich Hilgen nicht.
Die Legehennen können sich im Stall frei bewegen und haben auf verschiedenen Ebenen Sitzstangen
Geplant ist eine Bodenhaltung im Volierensystem. Die Tiere können sich im Stall frei bewegen und finden im Volierensystem auf unterschiedlichen Ebenen Sitzstangen, Trink- und Futtereinrichtungen sowie Legenester, streicht Martin Hilgen heraus.
Im gleichen System werden sich außerdem „Kotbänder“ befinden. Zweimal wöchentlich wird der Kot automatisch aus den Ställen befördert und verladen.
„Der Hühnertrockenkot wird dann, jahreszeitlich bedingt, entweder von der BG Schackenthal als wertvoller Naturdünger auf die Ackerflächen aufgebracht oder zu umliegenden Biogasanlagen gebracht, um dort die Maissilage teilweise zu ersetzen“, kündigte der Investor an. Die Gärreste könnten dann wieder als Naturdünger für den Ackerbau eingesetzt werden.
Hühnerkot soll als Dünger genutzt oder in umliegenden Biogasanlagen verwertet werden
„Wir bauen hier am Standort in Schackenthal eine der modernsten und innovativsten Anlagen, sowohl aus technischer als auch aus hygienischer Sicht“, betonte Hilgen. Der Kot werde im Stall durch eine Lüftungsanlage vorgetrocknet. „Wir arbeiten mit einer modernen Unterdruck-Lüftungsanlage.“
Die Abluft wird in einem Turm in 13 Metern Höhe mit einer Austrittsgeschwindigkeit von sieben Metern je Sekunde abgeführt. „Wir sind zu 100 Prozent überzeugt, dass die Anwohner aufgrund dieser Lüftungstechnik keinerlei Geruchsbelästigungen zu befürchten haben.“
Betreiber will nach eigenen Angaben auf Einsatz von Antibiotika verzichten
Durch gesunde Junghennen aus eigener Aufzucht, verbunden mit dem hohen Hygienestandard, „gehen wir davon aus, dass wir auf den Einsatz von Antibiotika verzichten können“, antwortete Hilgen auf die Frage nach einem häufigen Kritikpunkt. Die Verbandsgemeinde Saale-Wipper hatte 2015 auf ein mögliches Klageverfahren verzichtet. Ein Statement zum Baubeginn war am Dienstag aus der Verwaltung leider nicht zu erhalten.
Nachdem Gegner der Massentierhaltung dachten, das Vorhaben mit Hinweisen auf Feldlerchen und Brandschutzauflagen stoppen zu können, erklärte Hilgen, dass alle Maßnahmen vonseiten des Brandschutzes und auch die Umweltauflagen, wie sie in der Genehmigung stehen, umgesetzt werden. „Dazu gehören unter anderem Ausgleichsflächen für Hamster sowie Feldlerchen-Fenster und ein umlaufender Grün-/Pflanzstreifen um die komplette Anlage.“
Der Betrieb in Farnstädt ist Vorbild für die neue Anlage. „Hier pflegen wir mit unseren ortsansässigen Mitarbeitern, mit der Bevölkerung und auch mit der politischen Gemeinde ein sehr gutes Miteinander“, so Hilgen. Die Gewerbesteuer kommt der Kommune zugute und auch Vereine und Verbände unterstützt seine Firma regelmäßig. Schackenthals Ortsbürgermeister Lothar Gruber, der das Projekt unterstützt hat, freut sich, dass jetzt gebaut wird. Er ist sich sicher, dass es im Ort keine Gerüche geben wird und begrüßt die Zurückhaltung mit Antibiotika. (mz)
