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Hilfe für leukämiekranken Schüler „Wir sind überwältigt!“: Fast 500 Menschen lassen sich in Aschersleben typisieren

Fast 500 Menschen haben sich in dieser Woche in Aschersleben typisieren und in die Stammzellenspenderdatei eintragen lassen. Sie wollen dem 16-jährigen Louis helfen, der an Leukämie erkrankt ist. Seine Familie ist dafür sehr dankbar.

Von Katrin Wurm 29.11.2024, 11:00
Immer wieder füllt sich der Klassenraum, in dem die Typisierungen erfolgen. Lan Hoa Dinh Cong (rechts)   registriert innerhalb von drei Stunden 496 potenziell neue Stammzellenspender.
Immer wieder füllt sich der Klassenraum, in dem die Typisierungen erfolgen. Lan Hoa Dinh Cong (rechts) registriert innerhalb von drei Stunden 496 potenziell neue Stammzellenspender. (Foto: Katrin Wurm)

Aschersleben/MZ - „Es ist der Wahnsinn. Wir sind einfach überwältigt!“, kann es Axel Wieczorek, Leiter des Gymnasiums Stephaneum, kaum fassen, wie groß die Hilfsbereitschaft ist. Eine lange Schlange hat sich vor dem Klassenraum im Erdgeschoss der Schule gebildet. All die wartenden Menschen wollen sich typisieren lassen, um dem 16-jährigen Stephaneer Louis zu helfen. Der Schüler aus Güsten ist erneut an Leukämie erkrankt. Schon einmal hat er gegen den Blutkrebs gekämpft und ihn besiegt. Doch die heimtückische Krankheit ist zurück. Louis ist nun auf eine Stammzellentherapie angewiesen.

„Ein Mobilisierung wie hier ist selten“

Nach erfolgreichen Typisierungsaktionen in Güsten und Alsleben mit vielen Teilnehmern hat die Knochenmark- und Stammzellenspenderdatei der Uniklinik Magdeburg eine Typisierungsaktion an Louis' Schule in Aschersleben organisiert.

„Wir haben mit vielen Leuten gerechnet, aber so vielen? Eine Mobilisierung wie hier in Aschersleben ist selten“, schätzt Lan Hoa Dinh Cong von der Spenderdatei aus Magdeburg ein. Im Akkord lässt sie die Freiwilligen Aufklärungs- und Einverständnisbögen ausfüllen, dann erklärt sie, wie die Abstriche gemacht werden. „Dabei bitte unbedingt darauf achten, die Watteseite nicht mit den Fingern zu berühren. Reiben Sie mit dem Wattestäbchen und etwas Druck zehn- bis fünfzehnmal die Wangeninnenseiten ab und stecken Sie das Stäbchen in das Röhrchen mit der Flüssigkeit.“

In kleinen Plastiktüten verstaut sie schließlich die Röhrchen. „Die kommen ins Labor nach Ulm und wenn die Merkmale ermittelt sind, landen sie in der Spenderdatei“, erklärt Lan Hoa Dinh Cong. Es spiele für die Suche nach einem Stammzellenspender übrigens keine Rolle, in welcher Spenderdatei man aufgenommen ist. „Bei der Suche werden alle Dateien berücksichtigt“, erklärt sie.

Persönlicher Bezug gibt den Anstoß

Einen Abstrich zu machen, das ist für Nicole Habich aus Aschersleben keine völlig neue Erfahrung, schließlich arbeitet sie im medizinischen Bereich. „Nur bei mir selbst mache ich das natürlich normalerweise nicht“, meint sie lächelnd. Schon lange trage sie sich mit dem Gedanken, sich in eine Stammzellenspenderdatei eintragen zu lassen. „Und man ärgert sich auch ein bisschen, dass man es bisher noch nicht gemacht hat.“ Manchmal brauche es den persönlichen Bezug, denkt sie. „Wir alle hier wollen Louis unbedingt helfen!“, sagt sie.

Louis’ Mitschüler und Freunde haben Kuchen gebacken, der gegen eine Spende den Besitzer wechselt.
Louis’ Mitschüler und Freunde haben Kuchen gebacken, der gegen eine Spende den Besitzer wechselt.
(Foto: Katrin Wurm)

Unbedingt helfen, das möchte auch Ascherslebenerin Antonia Bormann. „Wir kennen Louis schon sehr lange. Mein kleiner Bruder ist mit ihm befreundet. Wir hoffen so sehr, dass sich ein Spender findet“, bangt sie.

Familie ist dankbar für Hilfsbereitschaft

Dass so viele Menschen zur Typisierungsaktion gekommen sind – am Ende sind es um die 500 – das sorgt bei Karin und Luca Stahmann für Sprachlosigkeit und Hoffnung. Sie sind Oma und Schwester von Louis. „Ein Dankeschön mit drei Ausrufezeichen möchten wir unbedingt loswerden – an alle, die sich heute typisieren lassen, sowie die Eltern, Schüler und Lehrer des Stephaneums“, sagt Louis' Schwester Luca Stahmann. Denn neben der Typisierungsaktion reichen Louis' Mitschüler Kaffee und Kuchen gegen eine Spende aus. Fast 2.000 Euro werden eingenommen.

Wie geht es Louis, wollen natürlich viele im Stephaneum wissen. Ihr Bruder ist derzeit zu Hause und erholt sich von der letzten Chemotherapie. „Er wird engmaschig untersucht. Demnächst wird seine Behandlung an der Charité in Berlin fortgesetzt, dort nimmt er dann auch – parallel zur Chemo – an einer medizinischen Studie teil, die das Immunsystem stärken soll“, berichtet Luca Stahmann. Sie freut sich schon, ihrem kleinen Bruder und ihren Eltern von der Welle der Hilfsbereitschaft zu berichten. „Das bedeutet ihm viel“, weiß sie.

Und vielleicht ist es auch nicht die letzte Aktion dieser Art an der Schule: „Aufgrund der hohen Nachfrage werden wir voraussichtlich nächste Woche nochmal kurzfristig einen Termin für die Typisierung ansetzen“, verkündet Axel Wieczorek.