Windelzulieferer Clopay Windelzulieferer Clopay in Aschersleben: Schrumpfkur eines Riesen

Aschersleben - Schock für den Wirtschaftsstandort Aschersleben: Mit dem Windelzulieferer Clopay will einer der größten Arbeitgeber der Stadt Personal abbauen. In einer in dieser Woche verbreiteten Mitteilung des Unternehmens heißt es, Personalanpassungen seien aufgrund gesunkener Umsätze unumgänglich.
Standort selbst ist nicht gefährdet
„Immer neue Anbieter drängen auf den Markt und lassen den internationalen Wettbewerb härter werden“, sagte Geschäftsführer Christian Vogt demnach. Er betonte zugleich, dass der Standort nicht gefährdet sei. „Die Auftragssituation gibt uns Sicherheit.“
Clopay zählt mit den Betriebsstätten in Aschersleben und Dombühl in Bayern nach eigenen Angaben zu den weltweit größten Zulieferern für Windeln und andere Hygieneprodukte.
Zahl der Entlassungen ist noch offen
Wie viele der derzeit rund 400 beschäftigten Mitarbeiter gehen sollen, ist noch offen. Der Prozess der Strukturveränderung stehe noch ganz am Anfang, sagte ein Unternehmenssprecher auf MZ-Anfrage.
Seiner Aussage nach erhalten Mitarbeiter bis Ende März die Möglichkeit, die Firma freiwillig zu verlassen. Im Gegenzug verspricht die Chefetage Abfindungszahlungen sowie Sprinterprämien. Mit dieser Prämie erhalten Mitarbeiter sozusagen trotz Eigenkündigung das Gehalt, das ihnen eigentlich bis zum Ende der regulären Kündigungsfrist zustehen würde.
Ankündigung kommt nicht überraschend
Die Ankündigung der Schrumpfkur kommt nicht gänzlich überraschend. In den vergangenen Jahren hatte die Clopay-Geschäftsführung immer wieder Forderungen der Gewerkschaft IG Metall nach höheren Löhnen mit Verweis auf die schwierige wirtschaftliche Situation zurückgewiesen. Konkrete Zahlen nannte das Unternehmen bis jetzt allerdings nie.
Nun teilte es mit, dass die Umsätze in den vergangenen Jahren von 119 Millionen Euro auf zuletzt 103 Millionen Euro gesunken waren. In diesem Jahr soll der prognostizierte Umsatz nach MZ-Informationen noch einmal deutlich unter 100 Millionen Euro sinken.
Mitarbeiter können freiwillig gehen und Abfindung kassieren
Laut dem Clopay-Sprecher sollen trotz der herben Umsatzverluste zunächst keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden. Sollten die freiwilligen Abfindungsregelungen jedoch nicht genügend Mitarbeiter annehmen, müsse man auch „weiterführende Handlungsalternativen in Betracht ziehen“.
Welche das genau sind, ließ der Sprecher zwar offen. Betroffen sein könnten jedoch die Mitarbeiter, die lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag haben. Leiharbeiter, die das Unternehmen in der Vergangenheit auch immer wieder beschäftigte, soll es indes kaum noch geben.
Unterschiedliche Reaktionen bei den Mitarbeitern
In der Belegschaft riefen die Pläne unterschiedliche Reaktionen hervor: Einige denken nach MZ-Informationen durchaus über das Angebot nach. Andere hoffen, die erneut verordnete Schrumpfkur zu überstehen. Denn es ist nicht das erste Mal, dass sich Clopay von Mitarbeitern trennen will.
Die Mitarbeiterzahl schwankte in den vergangenen Jahrzehnten je nach Auftragslage immer wieder. Gleichwohl sollen aufgrund der zunehmenden Konkurrenz auf dem internationalen Markt diesmal mehr Mitarbeiter gehen als sonst.
Kein Zusammenhang mit Gewerkschaftsgesprächen
Nichts mit den geplanten Entlassungen zu tun haben sollen die aktuellen Sondierungsgespräche mit der IG Metall. Es gebe keinerlei Zusammenhang, betonte der Firmensprecher. Sowohl der zuständige Gewerkschaftssekretär Axel Weber als auch Clopay-Betriebsrat Eggo Kühn wollten sich auf MZ-Anfrage dazu nicht äußern. Es sei zum Inhalt der Gespräche Stillschweigen vereinbart worden, hieß es lediglich. (mz)