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Wilsleben Wilsleben: Enkelkinder mögen Gänse

Von marion Pocklitz 23.12.2014, 17:51
Nathalie und Mariele lieben die Gänse auf dem Hof ihrer Großeltern. Dass diese in die Pfanne wandern könnten - undenkbar!
Nathalie und Mariele lieben die Gänse auf dem Hof ihrer Großeltern. Dass diese in die Pfanne wandern könnten - undenkbar! Gehrmann Lizenz

Wilsleben - Ein bisschen ängstlich schaut die große Gans schon aus, als sie von Mariele und Natalie gestreichelt wird. Eigentlich mag sie diese Streicheleinheiten, während sie auf dem grünen Rasen sitzt und geduldig auf das Ende der Zärtlichkeiten wartet, überhaupt nicht. Dafür die beiden kleinen Mädchen umso mehr. Dann ist die fünf Kilogramm schwere Gans erlöst und watschelt mit gerecktem Hals und laut schnatternd über den Hof in Richtung Hühnerstall. Dort kann sie anderes Flügelvieh begrüßen und die beiden Mädchen, die sie so innig ins Herz geschlossen haben, ignorieren.

Graugescheckte Pommerngans

Die graugescheckte Pommerngans von Hartwig Behrens ist für seine Enkel, die vierjährige Natalie, die sechsjährige Mariele und den im Frühjahr geborenen Johannes die Weihnachtsgans Auguste. Denn das berühmte Märchen kennen die beiden Mädchen schon lange, und auf Opas Hof können sie die Geschichte zur Wirklichkeit werden lassen. Natürlich wird auch diese Gans dem Schlachte-Messer und der großen Bratenpfanne entrinnen. Erstens, weil die Mädchen dieses Federvieh so ins Herz geschlossen haben, zweitens weil sie zur Pommernzucht des Wilslebeners gehört und im Frühjahr dann auch wieder Nachwuchs ausbrüten soll.

Ganz oft in der Woche besuchen Mariele und Natalie die Großeltern, um das Rassegeflügel zu betrachten und mit Grünzeug zu füttern. Denn neben den sieben Pommerngänsen watscheln auch etliche Warzenenten über den Hof. Zu Weihnachten fällt die Entscheidung zwischen Ente und Gans trotzdem leicht. Die Auguste bleibt, die Ente kommt in die Röhre. Und so gibt es lieber den Entenbraten mit Rotkohl und Klößen im Hause Behrens und Amme, als das die Weihnachtsgans Auguste in die Backröhre kommt. „Ich mag die Flügel“, verrät Natalie und ihre Schwester mehr die knusprige Haut.

Die Märchengans Auguste hatte Glück, damals im Jahr 1946, als der Schriftsteller Friedrich Wolf diese Geschichte aufgeschrieben hat. Sie wurde als Weihnachtsbraten verschont, obwohl sie schon von der Magd des Herrn Löwenhaupt, ihrem Käufer, gerupft wurde. Schlachten und essen konnte die Gans niemand, und damit sie nicht friert musste Mutter Löwenhaupt dann zu den Stricknadeln greifen und für „Gustje“, wie sie vom kleinen Peter genannt wurde, einen Pullover stricken. Das wird der Wilslebener Auguste wohl nicht passieren. Allerdings könnten es sich die Mädchen schon vorstellen, Auguste, wie im Film, ab und zu mit in ihr Kinderzimmer zu nehmen. 1988 wurde die Auguste-Geschichte verfilmt. „Es ist eine ganz traditionelle Weihnachtgeschichte, die wir den Kindern auch in der Adventszeit vorlesen“, verrät Papa Steffen Amme. Und so scheint es ganz klar zu sein, warum die Kinder ein ganz besonderes Verhältnis zu Opas Pommerngänsen haben. Denn regelmäßig kontrollieren die beiden, ob alle Gänse noch glücklich und schnatternd über den Hof rennen.

Hartwig Behrens zieht seine Zuchtgänse selber. Die ersten hat er vor acht Jahren durch eine Zuchtaufgabe aus Mehringen geholt. „Das sind so schöne Tiere, so dass ich mich entschlossen habe, diese zu züchten. Das Besondere ist ihre Färbung“, kommt Hartwig Behrens ins Schwärmen.

Die Königsklasse

Denn Pommerngänse können entweder weiß, grau oder graugescheckt sein. Die Graugescheckten seien die Königsklasse der Pommerngänse. Diese Färbungen müssen allerdings an den richtigen Stellen zu finden sein. Denn nur dann taugen die Gänse auch zur weiteren Zucht. Gebrütet wird vier Wochen lang. Meistens legt eine Gans um die 15 Eier. So ist immer ein Augusten-Nachwuchs gesichert. Mariele und Natalie jedenfalls ist die Färbung egal. Sie bewundern die schnatternden Tiere und lieben diese abgöttisch. Und wenn diese auch noch Ähnlichkeit mit Auguste besitzen, dann ist alles in Ordnung. (mz)