Werke von Dorothea Milde Werke von Dorothea Milde: 36 Bilder warten auf neue Heimstatt
Quedlinburg/MZ. - Ulrich Weiße, der unterhalb des Schlossberges den Gewölbekeller seines Hauses zu einer kleinen Galerie ausgebaut hat, weiß, dass eine baldige Entscheidung notwendig ist. "Ich habe Herrn Schlauch um Geduld gebeten. Die Bilder von Dorothea Milde dürfen Quedlinburg nicht verloren gehen", sagt er und hofft auf ein Engagement der Stadtväter. "Dass der Haushalt keine Möglichkeiten bietet, ist klar, aber es gibt da doch noch das Kuthe-Erbe." Karl Kuthe (1874 - 1954) vererbte der Stadt, da er kinderlos war, sein Vermögen. Aus dessen Zinsen sollen Kunstwerke angekauft und junge Künstler gefördert werden (die MZ berichtete mehrmals). Entscheidungen darüber obliegen dem Stadtrat.
Für Ulrich Weiße wäre ein Engagement der Stadt sehr wünschenswert, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass zu Lebzeiten Dorothea Mildes das Verhältnis zum offiziellen Quedlinburg eher zwiespältig war. So blieb der Nachlass nicht in der Stadt, sondern kam ins Gleimhaus in Halberstadt. "Ein Ankauf der Bilder wäre so auch eine Ehrung der Künstlerin, die seit 1910 in Quedlinburg lebte", ist sich Ulrich Weiße sicher. Sollte die Stadt wider Erwarten keine Möglichkeiten für den Ankauf sehen, will er sich um Spenden von Bürgern bemühen. Lothar Schlauch möchte seine 36 Bilder von Dorothea Milde für 13 540 Mark - heute 6 923 Euro - verkaufen. Eine Summe, die sich auch durch Bürgerengagement aufbringen lässt, denkt der Mann vom Schlossberg.
Ulrich Weiße ist mit Lothar Schlauch auch persönlich bekannt geworden. Als er im September 2000 in seinem Gewölbekeller 50 Reproduktionen von Dorothea-Milde-Bildern zeigte, stellten sich auch Lothar Schlauch und seine Frau bei ihm ein. Es kam zu einem Gespräch, beim dem zugleich das Leben von Dorothea Milde, ihr Wirken und Schicksal in Quedlinburg eine Rolle spielten. Wohl daraus folgend und weil der Bonner Kunstliebhaber keine innere Beziehung zu den Milde-Arbeiten hat, unterbreitete er in einem Brief an den Leiter des Quedlinburger Schlossmuseums das Angebot zum Verkauf der Sammlung. Einen Briefwechsel gab es zudem zwischen Lothar Schlauch und Ulrich Weiße. Auch darin wurde auf einen angestrebten Verkauf hingewiesen. Diese Briefe stammen alle aus dem vergangenen Jahr.
Wolfgang Scheller, der amtierende Bürgermeister, sagte der MZ auf Anfrage, dass die Verwaltung sich bereits mit dem Angebot von Lothar Schlauch befasst hat. Eine Positionierung sei aber noch nicht erfolgt. Ein Ankauf über den Zinsertrag des Kuthe-Erbes wäre vom Grundsatz des Vermächtnisses her möglich.