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Tierschutz Werden auf dem Markt in Aschersleben Tauben vergiftet?

In den sozialen Medien wird vermutet, dass es auf dem Ascherslebener Markt nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Behörden gehen dem Verdacht nach und geben Tipps, was zu tun ist.

Von Regine Lotzmann 06.02.2025, 08:30
(Symbolfoto: Boris Roessler/dpa)22cBTe3de9ctZ6bmr36lifeQ5f4 „Passt auf eure Tiere auf!“, warnt ein Mitglied einer Ascherslebener Facebook-Gruppe in den sozialen Medien und schreibt, dass auf  dem Ascherslebener Markt  neuerdings Wasserschalen stehen würden, die „komischerweise bei -4 Grad Celsius nicht gefroren“ sind. „Ich kippe diese immer aus, da ich der Meinung bin, dass diesem Wasser Frostschutzmittel beigefügt ist, um Tiere zu vergiften“, heißt es in dem Post weiter. Und dass auch Körner auf dem Pflaster liegen würden und immer mehr tote Vögel. Einige Gruppenmitglieder geben dem Postersteller Recht, was vermehrt verendete Tauben angehen würde.  Und haben die richtigen Ratschläge parat: Bei der nächsten Beobachtung sollten Veterinäramt oder Polizei verständigt werden.Marco Kopitz nickt. Ein Anruf bei der Polizei sei immer ein guter Weg, meint der Sprecher des Polizeireviers im Salzlandkreis. „Die Kollegen von der Streife kommen dann vorbei, um sich die Sache vor Ort anzuschauen.“ Es gehe darum, Beweise zu sichern oder Proben zu nehmen. Denn saufen etwa auch Katzen oder Hunde von  vergiftetem Wasser, dann könnte ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegen, erklärt der Polizeisprecher. „Ist dann tatsächlich was an den Vorwürfen dran, könnten wir einen Zeugenaufruf dranhängen. Vielleicht gibt es ja Leute, die Hinweise geben können“, so Kopitz weiter. Noch keine Anzeige gemachtEine entsprechende Anzeige oder Hinweise seien bis jetzt allerdings noch nicht bei der Polizei  eingegangen, informiert er weiter. Und sieht in solchen Fällen auch im Ordnungsamt der Stadt einen guten Ansprechpartner. Zumal die Verwaltung direkt am Marktplatz sitzt.Die Stadt Aschersleben kann zumindest einen Teil der Beobachtungen  bestätigen. Das Ordnungsamt, so informiert Stadtsprecherin Judith Franz auf MZ-Anfrage, habe bereits seit einigen Wochen illegale Futterstellen im Umfeld des Rathauses  ausgemacht. Offensichtlich sollen damit aber die  im Stadtkern wildlebenden Stadttauben versorgt werden, so die Stadtsprecherin. „Derartige Fütterungsaktionen stellen jedoch eine Ordnungswidrigkeit dar und werden bei Feststellung konkreter Personen im Rahmen der geltenden Gefahrenabwehrverordnung geahndet.“Giftige Substanzen?Verendete Tauben hätten die städtischen Mitarbeiter und Reinigungstrupps aber nicht entdeckt, informiert Franz. Auch in Sachen Wasserschüsseln und Trinkgefäßen habe die Stadt noch nichts feststellen können. Durch Zufall hätten die Mitarbeiter aber ebenfalls von dem Post bei Facebook erfahren, erzählt  Judith Franz, die extra auf dem Heimweg nach dem Dienst die Augen aufgehalten hatte. „Ich habe aber weder Töpfchen gesehen, noch dass tote Vögel herumliegen“, sagt die Pressesprecherin. Dennoch  würden die in den sozialen Medien gemachten Angaben reichen, um aktiv zu werden.   Die Mutmaßungen, dass dem Wasser giftige Substanzen zugegeben sein könnten, sagt Franz, wären zumindest ein Anfangsverdacht auf den Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. „Folglich wurde zuständigkeitshalber das Veterinäramt des Salzlandkreises davon in Kenntnis gesetzt, um gegebenenfalls weitreichendere Maßnahmen zu ergreifen.“Auch die Klein- und Wildtierhilfe aus dem Harz würde helfen – und gibt ebenfalls gute Tipps: „Wenn jemand etwas sieht, was ihm  komisch vorkommt, sollte man sich zu zweit zusammentun, damit es später einen Zeugen gibt. Zusammen Fotos machen oder ein kurzes Video drehen, wie man eine Wasser- oder Körnerprobe nimmt. Das zu uns schicken, mit Datum und Uhrzeit“, erklärt Daniela Klocke von der Klein- und Wildtierhilfe, die im nahen Ballenstedt ihren Sitz hat. Und meint: „Wir würden die Proben dann analysieren lassen.“Krankes Tier verendetKlocke ärgert sich ein bisschen. Erst vor einigen Tagen hatte ihnen jemand eine verletzte Taube aus Aschersleben gebracht. „Sie hatte gravierende neurologische Anfälle und ist dann gestorben.“ Ursachen dafür könnte es viele geben, etwa einen Katzenbiss, überlegt Klocke. Aber eben auch Gift. „Da wir da diesen Hinweis noch nicht hatten, haben wir sie aber nicht darauf untersuchen lassen.“ Das bedauert die Helferin jetzt. „Wir hätten vielleicht etwas nachweisen können.“Vergiftetes Futter sei nämlich keine Seltenheit. „Es gibt Fälle, da kann man nur den Kopf schütteln, und mehr solcher Sachverhalte als man denken möchte“, sagt die Tierschützerin und nennt als Beispiel vergiftetes Fleisch, das für Füchse ausgelegt wird, die sich Ortschaften nähern. „Manche Menschen stören sich tatsächlich auch an Igeln, die durch ihren Garten laufen.“Den Verdacht, dass auf dem Ascherslebener Markt etwas nicht stimmen könnte, und da gibt die Klein- und Wildtierhilfe der Stadtsprecherin Recht, sollte man unbedingt ernstnehmen. „Ist was dran, könnte es nämlich eine Riesengefahr darstellen. Nicht nur für Tiere, auch für kleine Kinder.“
(Symbolfoto: Boris Roessler/dpa)22cBTe3de9ctZ6bmr36lifeQ5f4

„Passt auf eure Tiere auf!“, warnt ein Mitglied einer Ascherslebener Facebook-Gruppe in den sozialen Medien und schreibt, dass auf dem Ascherslebener Markt neuerdings Wasserschalen stehen würden, die „komischerweise bei -4 Grad Celsius nicht gefroren“ sind. „Ich kippe diese immer aus, da ich der Meinung bin, dass diesem Wasser Frostschutzmittel beigefügt ist, um Tiere zu vergiften“, heißt es in dem Post weiter. Und dass auch Körner auf dem Pflaster liegen würden und immer mehr tote Vögel.

Einige Gruppenmitglieder geben dem Postersteller Recht, was vermehrt verendete Tauben angehen würde. Und haben die richtigen Ratschläge parat: Bei der nächsten Beobachtung sollten Veterinäramt oder Polizei verständigt werden.

Marco Kopitz nickt. Ein Anruf bei der Polizei sei immer ein guter Weg, meint der Sprecher des Polizeireviers im Salzlandkreis. „Die Kollegen von der Streife kommen dann vorbei, um sich die Sache vor Ort anzuschauen.“ Es gehe darum, Beweise zu sichern oder Proben zu nehmen. Denn saufen etwa auch Katzen oder Hunde von vergiftetem Wasser, dann könnte ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegen, erklärt der Polizeisprecher. „Ist dann tatsächlich was an den Vorwürfen dran, könnten wir einen Zeugenaufruf dranhängen. Vielleicht gibt es ja Leute, die Hinweise geben können“, so Kopitz weiter.

Noch keine Anzeige gemacht

Eine entsprechende Anzeige oder Hinweise seien bis jetzt allerdings noch nicht bei der Polizei eingegangen, informiert er weiter. Und sieht in solchen Fällen auch im Ordnungsamt der Stadt einen guten Ansprechpartner. Zumal die Verwaltung direkt am Marktplatz sitzt.

Die Stadt Aschersleben kann zumindest einen Teil der Beobachtungen bestätigen. Das Ordnungsamt, so informiert Stadtsprecherin Judith Franz auf MZ-Anfrage, habe bereits seit einigen Wochen illegale Futterstellen im Umfeld des Rathauses ausgemacht. Offensichtlich sollen damit aber die im Stadtkern wildlebenden Stadttauben versorgt werden, so die Stadtsprecherin. „Derartige Fütterungsaktionen stellen jedoch eine Ordnungswidrigkeit dar und werden bei Feststellung konkreter Personen im Rahmen der geltenden Gefahrenabwehrverordnung geahndet.“

Giftige Substanzen?

Verendete Tauben hätten die städtischen Mitarbeiter und Reinigungstrupps aber nicht entdeckt, informiert Franz. Auch in Sachen Wasserschüsseln und Trinkgefäßen habe die Stadt noch nichts feststellen können. Durch Zufall hätten die Mitarbeiter aber ebenfalls von dem Post bei Facebook erfahren, erzählt Judith Franz, die extra auf dem Heimweg nach dem Dienst die Augen aufgehalten hatte. „Ich habe aber weder Töpfchen gesehen, noch dass tote Vögel herumliegen“, sagt die Pressesprecherin.

Dennoch würden die in den sozialen Medien gemachten Angaben reichen, um aktiv zu werden. Die Mutmaßungen, dass dem Wasser giftige Substanzen zugegeben sein könnten, sagt Franz, wären zumindest ein Anfangsverdacht auf den Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. „Folglich wurde zuständigkeitshalber das Veterinäramt des Salzlandkreises davon in Kenntnis gesetzt, um gegebenenfalls weitreichendere Maßnahmen zu ergreifen.“

Auch die Klein- und Wildtierhilfe aus dem Harz würde helfen – und gibt ebenfalls gute Tipps: „Wenn jemand etwas sieht, was ihm komisch vorkommt, sollte man sich zu zweit zusammentun, damit es später einen Zeugen gibt. Zusammen Fotos machen oder ein kurzes Video drehen, wie man eine Wasser- oder Körnerprobe nimmt. Das zu uns schicken, mit Datum und Uhrzeit“, erklärt Daniela Klocke von der Klein- und Wildtierhilfe, die im nahen Ballenstedt ihren Sitz hat. Und meint: „Wir würden die Proben dann analysieren lassen.“

Krankes Tier verendet

Klocke ärgert sich ein bisschen. Erst vor einigen Tagen hatte ihnen jemand eine verletzte Taube aus Aschersleben gebracht. „Sie hatte gravierende neurologische Anfälle und ist dann gestorben.“ Ursachen dafür könnte es viele geben, etwa einen Katzenbiss, überlegt Klocke. Aber eben auch Gift. „Da wir da diesen Hinweis noch nicht hatten, haben wir sie aber nicht darauf untersuchen lassen.“ Das bedauert die Helferin jetzt. „Wir hätten vielleicht etwas nachweisen können.“

Vergiftetes Futter sei nämlich keine Seltenheit. „Es gibt Fälle, da kann man nur den Kopf schütteln, und mehr solcher Sachverhalte als man denken möchte“, sagt die Tierschützerin und nennt als Beispiel vergiftetes Fleisch, das für Füchse ausgelegt wird, die sich Ortschaften nähern. „Manche Menschen stören sich tatsächlich auch an Igeln, die durch ihren Garten laufen.“

Den Verdacht, dass auf dem Ascherslebener Markt etwas nicht stimmen könnte, und da gibt die Klein- und Wildtierhilfe der Stadtsprecherin Recht, sollte man unbedingt ernstnehmen. „Ist was dran, könnte es nämlich eine Riesengefahr darstellen. Nicht nur für Tiere, auch für kleine Kinder.“

dpa