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Infektionsschutz in Aschersleben Welche Änderungen im Alltag nun gelten

Wie Einzelhandel, Dienstleister sowie Schulen und Kindergärten im Salzlandkreis auf die neuen Vorschriften reagieren.

24.04.2021, 09:45
Das Elka-Kaufhaus auf dem Ascherslebener Markt bleibt am Sonnabend geschlossen. Ab Montag können hier im Rahmen  der Aktion  „Click and Collect“ Waren bestellt und  abgeholt werden.
Das Elka-Kaufhaus auf dem Ascherslebener Markt bleibt am Sonnabend geschlossen. Ab Montag können hier im Rahmen der Aktion „Click and Collect“ Waren bestellt und abgeholt werden. Foto: Frank Gehrmann

Aschersleben - Die von der Bundesregierung beschlossene Änderung des Infektionsschutzgesetzes ist am Freitag in Kraft getreten, die Corona-Notbremse ab Inzidenzwert 100 gilt ab dem Samstag, 24. April. Wirkung entfalten weitere strenge Regeln, wenn die festgelegten Inzidenzgrenzen - 150 für den Einzelhandel, 165 für Schulen und Kitas - an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten sind, erst am übernächsten Tag.

Die MZ erklärt nachfolgend auszugsweise, welche konkreten Auswirkungen die aktuelle Infektionslage im Salzlandkreis auf das Alltagsleben hat und hat Meinungen dazu aus unterschiedlichen Bereichen eingeholt.

Ausgangssperre

Das Verlassen der eigenen Wohnung ist zwischen 22 und 5 Uhr nicht mehr gestattet außer bei triftigen Gründen. Bis Mitternacht darf jeder allein spazieren gehen oder einzeln Sport treiben. Das heißt: Das Fahren mit dem Auto ist spätabends verboten, mit dem Fahrrad nicht.

Kontakte

Menschen aus einem Haushalt dürfen sich nun nur noch mit einer weiteren Person treffen. Kinder bis 14 Jahre zählen nicht mit. Bislang durften zwei Hausstände zusammenkommen.

Arbeitsplatz

Beschäftigte haben jetzt einen Rechtsanspruch darauf, dass ihnen ihr Arbeitgeber zweimal wöchentlich einen kostenlosen Coronatest anbietet.

Einzelhandel

Am Freitag betrug die Sieben-Tage-Inzidenz in der Region 162, am Donnerstag 162, am Mittwoch 174, am Dienstag 175 (Die Werte wurden durch Nachmeldungen angepasst). Folglich müssen viele Geschäfte ab sofort ihre Türen schließen. Kunden dürfen dort nur noch bestellte Ware abholen.

Erst nach fünf Tagen unterhalb eines Wertes von 150 gilt die bisherige Regel, dass Läden wie Textilboutiquen, Parfümerien oder Schmuckgeschäfte nach vorheriger Terminbuchung betreten werden dürfen. Zusätzlich wäre aber ein negatives Testergebnis vorzulegen.

Die genannten Einschränkungen gelten nicht für Lebensmittel- und Getränkemärkte, Drogerien, Apotheken, Optiker, Hörgeräteakustiker, Reform- und Sanitätshäuser, Buchhandlungen, Tankstellen, Tierbedarfsmärkte, Blumenläden, Gartenmärkte und Zeitungskioske.

Klärungsbedarf sieht derzeit noch der Leiter des Hellweg-Baumarktes an der Güstener Straße in Aschersleben, Karsten Bernstein. „Ich interpretiere die bundesweite Corona-Notbremse derzeit so, dass der Bereich Gartenmarkt wie bisher geöffnet bleibt.“ Der eigentliche Bereich Baumarkt müsste wieder schließen und könnte lediglich im Modus „Click and Collect“ - also bestellen und abholen - betrieben werden, so Bernstein auf MZ-Anfrage.

„Click and Collect“ ist wohl auch für das Ascherslebener Elka-Kaufhaus aufgrund der aktuellen Inzidenzwerte angesagt. Um sich darauf vorzubereiten, bleibt das Kaufhaus zumindest am heutigen Sonnabend sogar ganz geschlossen, erklärt Geschäftsleiterin Cornelia Prinzler.

Dienstleister

Friseure und Fußpfleger können arbeiten, müssen sich ab sofort allerdings von ihren Kunden einen zertifizierten Negativtest vorlegen lassen. Kosmetik-, Nagel- und Tattoostudios müssen schließen. Das betrifft unter vielen anderen auch das Kosmetikstudio Senger am Stephanikirchhof in Aschersleben.

„Das Problem ist die Kurzfristigkeit“, sagt Ariane Senger, die als Angestellte im Salon ihrer Mutter arbeitet. „Es ist ein ständiges Aufbauen und Niederreißen, das macht es anstrengend und mühsam.“ Inzwischen sei überall viel Unmut zu spüren, wenngleich ihr und ihren Kolleginnen klar sei, dass die Gesundheit vorgeht.

Bei der Friseurin Annette Spieß in Nachterstedt steht das Telefon kaum still: „Viele Kunden sind verunsichert, unter welchen Bedingungen sie nun zu mir kommen dürfen.“ Besonders Ältere aus dem Ort betonen, dass es zu umständlich sei, für einen Schnelltest extra nach Aschersleben fahren zu müssen.

„Nicht jeder ist mobil und hier im Ort gibt es ja keine zertifizierte Teststation“, gibt die 37-Jährige zu bedenken. Sie rechnet erneut mit hohen Umsatzeinbußen ab Montag. „Da hätten sie die Friseurläden auch zulassen können.“

Schulen und Kindergärten

Ab Montag ist Wechselunterricht in geteilten Klassen vorgeschrieben. Davon ausgenommen sind Abschlussklassen und vierte Klassen an den Grundschulen. Erst ab einer Inzidenz von 165 ist Präsenzunterricht in den Schulen ganz verboten, auch die Kitas müssten schließen. Eine Notbetreuung soll angeboten werden.

Wann das im Salzlandkreis der Fall sein wird, ist unklar, denn durch Nachmeldungen könnte die Donnerstagsinzidenz von 162 noch nachträglich steigen. „Das wird ein Organisationskampf“, sagt die Schulleiterin der Grundschule Pfeilergraben, Simone Brandt. Sie weiß, dass sie die Regeln umsetzen muss, fragt sich aber trotzdem: „Warum lässt man uns jetzt nicht einfach mal arbeiten?“

Sie verweist auf Tests zweimal wöchentlich und darauf, dass es keine Infektionen an ihrer Schule gebe. Die Lehrer waren Ende des Vorjahres zu 90 Prozent von einer Corona-Infektion betroffen und sind geimpft. Auch wenn sie die Schule schließen oder Wechselunterricht anbieten muss, seien viele Schüler in der Notbetreuung - dann nicht mehr wie bei laufendem Betrieb in festen „Kohorten“, sondern notgedrungen in gemischten Gruppen.

Die Eltern der Grundschüler in Mehringen sind über den Wechselunterricht ab Montag informiert worden, sagt Schulleiterin Silvia Wollmann. Trotzdem werde sie kein Kind, das am Montag vor der Tür steht, wegschicken. „Dafür ist das alles zu kurzfristig“, sagt sie. Sie rechnet mit „etwas Chaos“ am ersten Tag, „aber wir werden versuchen, alles zu organisieren.“

Sport

Sport ist ab sofort nur noch kontaktlos und maximal zu zweit oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts gestattet. Kinder bis 14 Jahre dürfen zu Fünft mit Mindestabstand gemeinsam trainieren, ihr Übungsleiter muss allerdings einen anerkannten Corona-Negativtest vorweisen können.

Zoo

Im letzten Moment hat die Bundesregierung die geplante Schließung zoologischer Gärten doch nicht beschlossen. Das heißt, dass der Ascherslebener Zoo wie bisher öffnet. Alle Besucher müssen allerdings ab dem heutigen Sonnabend einen aktuellen Negativtest vorweisen. Dafür wird kurzfristig fürs Wochenende eine kleine Teststation vor dem Zoo aufgebaut - eine Außenstelle der Teststation in der Breiten Straße. „Wir werden sehen, wie das angenommen wird und am Sonntagabend entscheiden, wie es weitergeht“, so Matthias Poeschel, Vorstand der Aschersleber Kulturanstalt. (mz/kh/hv/tad/kb)