Vortrag im Ameos Klinikum Vortrag im Ameos Klinikum: Darmkrebs ist heute heilbar

aschersleben/MZ - Darmkrebs gehört zu den häufigsten Tumoren, und jährlich gibt es etwa 73 000 Neuerkrankungen. Diese Feststellung gehörte am Sonnabend zum Vortrag von Chefarzt Dr. Jan Wieland, der die Informationsveranstaltung im Ameos Klinikum eröffnete. Der März ist jedes Jahr Darmkrebs-Monat, in dem bundesweit Aufklärungsveranstaltungen stattfinden. Aschersleben ist in der glücklichen Lage, über ein zertifiziertes Darmkrebszentrum zu verfügen. Wieland erläuterte die Vorteile für die Patienten: So müssen z. B. Tumorkonferenzen durchgeführt und Therapiefahrpläne für jeden einzelnen Patienten erarbeitet werden, psychologische Betreuung, Familienanamnese mit besonderer Berücksichtigung der Genetik und die Möglichkeit der Teilnahme an wissenschaftlichen Studien gehören dazu.
Chefarzt Dr. Michael Böhme sprach anschließend über die Historie der Endoskopie, eine heute hoch entwickelte und unverzichtbare Methode zur Früherkennung von Darmkrebs. Die interessierten Besucher erfuhren, dass das Wort „Endoskop“ übersetzt „innen beobachten“ heißt und dass schon im Jahre 1807 ein Frankfurter Arzt mit Wachskerze, Konkavspiegel und starrem Rohr erste Versuche machte. Die Methode wurde ständig weiter verbessert, bis man 1958 eine Kaltlichtquelle und flexible Schläuche aus Glasfaser einsetzte. Seit 1980 gibt es das Videoendoskop, mit dem der Arzt die Untersuchung am Bildschirm steuern kann. Ausgiebig erläuterte Böhme die Wirkungsweise der heute üblichen Endoskopie, mit der auch kleinste krankhafte Veränderungen festzustellen sind, Polypen und kleine Tumore ohne Operation abgetragen sowie verengte Stellen geweitet werden können.
Der Gesetzgeber sieht die Darmspiegelung als Vorsorge ab dem 55. Lebensjahr vor, aber nur etwa 25 Prozent nehmen das Angebot an.
Das Darmkrebszentrum im Aschersleber Krankenhaus wurde 2008 als viertes von fünf Zentren in Sachsen-Anhalt gegründet. Leiter des Zentrums ist Chefarzt Dr. Jan Wieland. Mit den Fachärzten für Innere Medizin Dr. Jahn und Dr. Bachmann gibt es eine enge Zusammenarbeit.
Chefarzt Dr. Erik Czihal erklärte die modernen Verfahren der bildgebenden Diagnostik wie Röntgen, CT, MRT usw. und stellte am Ende fest, dass zur Früherkennung des Darmkrebses nur die Endoskopie aussagefähig ist.
Abschließend sprach Oberarzt Iven Orlamünde über die Krebsbehandlung. Er beendete seine Ausführungen mit den eindringlichen Worten: „Darmkrebs ist heute heilbar.“ Dieser Satz war die Botschaft des Tages, sie gilt aber nur bei rechtzeitiger Erkennung. Wird die Vorsorge über lange Zeit vernachlässigt, kann es passieren, dass ein anfangs kleiner Tumor durch die Darmwand wächst und in andere Organe streut. Wieland betonte deshalb, dass man eine Darmspiegelung durch geeignete Medikamente schmerzarm und halb schlafend gut ertragen kann.
Nach einer kurzen Pause erlebten die Besucher die angekündigten „Tumoristen“, vier Frauen und zwei Musiker. Ein Moderator geht langsam durch die Reihen und fragt den einen oder anderen nach seinen Gedanken am heutigen Tag. Und alle sagen etwas, niemand ziert sich. Das ist kein Wunder, denn der „Moderator“ ist der Therapeut Professor Dr. Wolfgang Wendtland, der das Improvisationsheater vor drei Jahren in Berlin gegründet hat.
Er versteht es, Menschen zu motivieren, die Gäste ebenso wie die Akteure auf der Bühne, die genau wie er selbst schmerzhafte Erfahrungen mit Krebserkrankungen hinter sich haben. Episoden oder Gedankensplitter aus dem Publikum werden in Sekundenschnelle zu kleinen Kunstwerken. Eine Besucherin erzählt, wie eine Krebserkrankung in der Familie aufgenommen wurde, und die Künstlerinnen machen auf Anweisung des Moderators ein „Spektrum“ daraus. Alle stehen in einer Reihe, eine ist verzweifelt, die andere bricht zusammen, die nächste weiß nicht, wie es weitergehen soll, aber die vierte zeigt Kraft und Zuversicht.
Eine Frau aus dem Publikum sagt nur: „Man macht sich schon so seine Gedanken.“ Daraus wird ein „freies Spiel“; als nächstes kommt ein vierstimmiges Lied, das aus nur drei Begriffen besteht und zusammen mit der improvisierten Musik wunderschön und wie lange geprobt klingt.
Die Frauen kommen aus unterschiedlichen Berufen und haben mit ihrem Spiel etwas gefunden, das ihnen Freude und die Möglichkeit gibt, nach schwerer Krankheit ihre Körperlichkeit und unbeschwerte Spontanität wieder zu entdecken.