Vereinshaus Melle Vereinshaus Melle: In Aschersleben ist die Party vorbei
Aschersleben/MZ. - Aschersleben tanzt nicht mehr. Aschersleben tobt. Nach „Spinning Turntables VIII“ kommt nichts mehr. Schuld ist eine neue Regelung. 22 Uhr ist Feierabend, sagt die Stadt, die das Vereinshaus Melle auf der Staßfurter Höhe be- und das Partyvolk vertreibt. Weil sich Anwohner mehrfach beschwert haben. Veranstalter wie Mario Spengler und Nils Treffehn fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Als „stur, starr und verbittert“ bezeichnet Spengler die Entscheidung der Verwaltung, „aber das passt zur Jugendarbeit in Aschersleben“. Er sieht ganz klar die jugendlichen Interessen beschnitten und fragt sich, ob es die Ascherslebener Jugend nicht verdient hat, auch mal feiern zu können. Eine Disco gibt es nicht. Regelmäßigkeit ins Partyleben haben erst Spengler und Treffehn gebracht.
Drei Jahre habe es gedauert, die Partyreihe „Spinning Turntables“ im Vereinshaus zu etablieren. Das junge Publikum - es kommt zu 95 Prozent aus Aschersleben - hat sie angenommen. Mehr noch: „Wir schreiben jedes Mal neue Besucherrekorde“, so Spengler, Profi im Bereich Eventmanagement. Probleme, sagt er, habe es bei seinen Melle-Events noch nie gegeben - keine Schlägereien, keine Sachbeschädigungen, kein ruhestörender Lärm. Penibel halte man sich an die Gesetzlichkeiten - an das Jugend- und Immissionsschutzgesetz. Mit zunehmenden Besucherzahlen habe man das Sicherheitspersonal verdoppelt und eine Ordnungskraft „auf die Straße gestellt“. „Es ist nicht einmal die Polizei gekommen. Das muss uns erst mal einer nachmachen“, so Spengler, der in den Vorbereitungen für Sonnabend steckt.
„Spinning Turntables VIII“ und die Schlager-meets-Disco-Party am Wochenende drauf sind seine letzten Veranstaltungen in der Melle. Die Verträge waren bereits unterschrieben, als die neue Regelung in Kraft trat. Demnach gilt altes Recht. Hinfällig seien hingegen alle weiteren bis Dezember angemeldeten Termine. „Die Stadtverwaltung ist clever. Sie sagt, wir können feiern“, so Spengler, „aber nur bis 22 Uhr.“ Lächerlich.
Im Internet schlägt die Kunde von der letzten House- und Electro-Party derweil hohe Wellen. Auf Facebook machen sie aus ihrer Unzufriedenheit keinen Hehl. „Die nehmen uns ja alles weg“, wettert eine Userin. „Stadtverwaltung: Daumen runter“, schreibt der Nächste. Auch Treffehn meldet sich zu Wort. Man müsse die Entscheidung der Stadtverwaltung akzeptieren. Nachvollziehen aber könne er sie nicht. Die Melle sei schon immer Veranstaltungsstätte gewesen „und nun ist es auf einmal zu laut. Es kommt mir so vor, als ob die Älteren nie gefeiert haben.“
Die Stadt begründet ihre Entscheidung mit einem „ziemlich umfangreichen Beschwerdekatalog“, der vorliegt, so Rüdiger Schulz, Amtsleiter für Soziales, Jugend und Vereinsförderung. Die Beschwerden seien „aus allen Richtungen gekommen, von jungen Familien angefangen bis hin zu älteren Leuten“. Da wurde in einem Fall an eine Hauswand uriniert und in einem anderen erbrach sich ein Partygast auf einem Auto. Aber meistenteils ging es um die Lautstärke. „Und entscheidend ist dabei nicht der Lärm aus der Hütte“, sagt Schulz. Die Polizei habe kläglich versagt, kritisiert er. Städtische Maßnahmen wie das Verbot von Veranstaltungen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen oder aber Gespräche brachten nicht die gewünschte Ruhe rein. „Es gab aber auch Beratungsresistente, die haben die Bässe nicht runtergedreht“, so der Amtsleiter.
Der Ärger stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. „Aus unserer Sicht gibt es diese Probleme zwar nicht bei allen Veranstaltern“, räumt Schulz durchaus ein. Aber aus dem Grundsatz der Gleichheit habe man die generelle Regelung treffen müssen. Die Melle könne weiterhin für Familien-, Vereins- und Schulfeiern genutzt werden. „Die sind um 22 Uhr vorbei“, glaubt Schulz zu wissen.