Verbot von Wegwerf-Geschirr Verbot von Wegwerf-Geschirr: Händler und Imbissbetreiber in Aschersleben hoffen auf Alternativen

Aschersleben - Ab 2021 ist Schluss: mit Einweggeschirr, Besteck und Trinkhalmen aus Plaste. Auch Styroporverpackungen sollen dann passé sein. Die EU möchte damit einen Schritt zu mehr Nachhaltigkeit gehen und die Plastikflut eindämmen.
„Ich bin sehr dafür“, sagt Birgit Hirsch. Sie betreibt die Fleischerei in der Breiten Straße in Aschersleben und ist selbst betroffen von dem Verbot. Denn hinter ihr im Regal stehen Plastebecher, in die sie für die Kunden Salate oder Innereien abfüllt.
Birgit Hirsch: Mehrkosten müssten auf die Kunden umgelegt werden
Auch die Mittagsgerichte, die sie zum Mitnehmen anbietet, landen in Styroporverpackungen. Sie hat sich bereits nach Alternativen umgeschaut und ist auf Bambus gekommen. „Aber da kommen wir mit dem Preis nicht hin“, sagt sie. Die Mehrkosten müsste sie auf die Kunden umlegen.
Generell könnte sie sich vorstellen, auf einen Teil der Verpackung zu verzichten. „Es ist einfach zu viel“, gibt sie zu und berichtet, dass die Ware, die sie geliefert bekommt, manchmal drei- und vierfach eingepackt ist. Das Stück Folie, das zwischen die Wurst kommt, könnte durch Pergament ersetzt werden.
„Der Markt muss ja Alternativen anbieten“, sagt Anke Hartung
An der Güstener Straße rüsten sich Jens Reuter und Anke Hartung an ihrem Imbisswagen gerade fürs Mittagsgeschäft. Auch sie kennen das bevorstehende Verbot, lassen das aber auf sich zukommen. „Der Markt muss ja Alternativen anbieten“, sagt die Gastronomin aus Freckleben gelassen.
Schon jetzt stehen neben den Styroporverpackungen auch richtige Teller im Schrank des Imbisswagens. „Wer hier isst, bekommt sein Essen auf einem Teller“, sagt Jens Reuter, und auch jetzt schon würden viele einen Behälter mitbringen und sich damit ihr Essen abholen.
Und wenn das Plastebesteck abgeschafft wird, „dann muss sich halt jeder seinen Löffel mitbringen“, scherzt seine Lebensgefährtin. Auch sie macht sich in letzter Zeit mehr Gedanken als früher zum Thema Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung. „Vieles ist wirklich nicht nötig“, sagt sie, doch das Umdenken müsste ihrer Meinung nach bei den Herstellern anfangen.
Beim Bäcker bei Edeka wird Kaffee auch in mitgebrachte Becher eingeschenkt
Beim Gang durch die Supermärkte fällt auf: Anfänge sind gemacht. Im Edeka an der Eisleber Straße gibt es seit einigen Wochen Papiertüten statt der kleinen Plastikbeutel - auch damit lassen sich Äpfel und Möhren gut nach Hause tragen.
Dort und auch im E-Center am Seegraben werden wiederverwendbare Netze fürs Obst und Gemüse zum Kauf angeboten. „Die Kunden nehmen das auch an“, sagt Marcus Sperling, Abteilungsleiter im E-Center. An den Bedientheken wie etwa beim Bäcker können sich die Kunden den Kaffee im eigenen Becher holen oder einen erwerben.
„Wir wollen weg von den Papp- und Plastebechern“, so Sperling, und auch bei Wurst und Käse soll sich demnächst was ändern. „Aber da sind wir noch nicht so weit.“ Wert lege das Unternehmen darauf, dass der berufliche Nachwuchs in Sachen Nachhaltigkeit geschult wird. Deshalb würden immer wieder Projekte aufgelegt, die diesen Gedanken in den Mittelpunkt stellen. Und auch Regionalität gehört für ihn dazu: Milch, Mehl, Gewürze und mehr aus heimischer Produktion.
Plastik in Form von Tüten, Kanistern oder Flaschen macht nach Angaben der UNEP ( United Nations Environmental Programme) bis zu 80 Prozent der Abfälle in den Ozeanen aus. Schon jetzt schwimmt in den Meeren sechsmal mehr Plastik als Plankton. Dieses gelangt nicht nur durch Verklappen dorthin, sondern auch über Umwege: über Mikroplastik in Kosmetika und Bekleidung beispielsweise. (mz)