Tierpension Weddersleben Tierpension Weddersleben: Mäxchen Richter ist einer der Stammgäste
Weddersleben/MZ. - Seit fünf Jahren gibt es die Tierpension "An der Bode", die von der Lebenshilfe gGmbH betrieben wird. Entstanden in einer ehemaligen Lagerhalle der Papierfabrik, die sich einst auf dem Gelände befand, wuchs sie seit dem 14. Juli 1995 immer mehr. Seit April vergangenen Jahres gibt es mehr Plätze für Hunde. Mit einem Aufwand von 50 000 Mark wurden sechs Zwinger in komfortabler Ausstattung neu geschaffen. Grund dafür war die große Nachfrage. Und die sorgt auch dafür, dass jetzt Überlegungen angestellt werden, wie das Angebot an Katzenplätzen erhöht werden kann.
Nicht nur das Wohl und Wehe der Tiere, denen die Trennung von ihren Besitzern so leicht und so angenehm wie möglich gemacht werden soll, liegt den Betreibern am Herzen. "Bei uns steht die Arbeit mit behinderten Menschen im Mittelpunkt", formuliert Andreas Löbel, Geschäftsführer der Lebenshilfe-Werkstätten in Weddersleben, das Anliegen. Behinderte Menschen sind es, die zu den Betreuern der Tierpensionsgäste gehören. Für sie ist die Beschäftigung mit den Tieren eine Art Therapie.
13 geistig behinderte Mitarbeiter hat die Tierpension. "Diese Leute sind für die Streicheleinheiten, die Pflege und den ausgiebigen Spaziergänge mit den Tieren verantwortlich", umreisst Evelin Schönefuß, Leiterin der Pension, den Aufgabenkreis. Sie leitet die Mitarbeiter an. "Nach fünf Jahren Zusammenarbeit mit behinderten Menschen steht für mich fest: Sie sind viel sensibler im Umgang mit den einzelnen Tieren als Nichtbehinderte", weiß Frau Schönefuß.
Sie übernimmt die Arbeit für das leibliche Wohl der Pensionsgäste. Ist das Haus voll belegt, warten 20 Hunde, zwölf Katzen und jede Menge Kleingetier auf Futter. Eine Arbeit, die auch viel Wissen um die Tiere und ihre spezifischen Gewohnheiten verlangt. Evelin Schönefuß hat damit kein Problem, schließlich ist sie gelernte Veterinäringeneurin und beschäftigt sich in ihrer Freizeit intensiv mit Tieren, vor allem mit Hunden.
Der größte Hund, den die Tierpension "An der Bode" je beherbergte, war der Pyrenäenhund Charly mit weißem dichten Fell und einer Schulterhöhe von etwa 75 Zentimetern. "Der war wie ein Eisbär", schmunzelt Evelin Schönefuß, die sich noch genau an die Geschichte um Charly erinnert.
Die Besitzer aus dem Hessischen, die Charly einst aus einem zwei mal zwei Meter großen Zwinger ohne Tageslicht gerettet hatten, nahmen das Tier mit auf ihre Wanderung durch den Harz. Doch irgendwann machte Charly schlapp, konnte einfach nicht mehr mit Schritt halten. Ein Anruf in der Pension folgte, Charly zog in einen der Zwinger mit Freiauslauf und eroberte die Herzen aller Mitarbeiter im Sturm.
So schnell wie bei Charly klappt die Unterbringung der Heimtiere in der Pension nicht immer. "Wir sind vor allem in den Ferienwochen immer völlig ausgebucht", bekennt die Chefin. Für diese Zeit sollte das Tier unbedingt bis zu einem halben Jahr vorher angemeldet werden, damit im Falle einer Absage noch genügend Zeit bleibt, um nach anderen Unterbringungs- und Betreuungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Außerhalb der Ferienzeiten ist eine Unterbringung durchaus kurzfristig möglich.
Auf zwei Dinge freuen sich die Mitarbeiter um Evelin Schönefuß gegenwärtig: Zum einen soll im September mit einem Fest das fünfjährige Bestehen der Dienstleistungseinrichtung gefeiert werden. Zum anderen hat sich die Pension um den Tierschutzpreis Sachsen-Anhalt beworben und macht sich große Hoffnungen, ihn in diesem Jahr zu erhalten. Die Bewertungskommission hat jedenfalls beim Vor-Ort-Termine große Augen gemacht.