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Thomas Wiele aus Westdorf Thomas Wiele aus Westdorf: Warum der Racheprofi von "Big Brother" profitiert

Von Regine Lotzmann 18.03.2017, 13:45
Thomas Wiele aus Westdorf arbeitet als Racheprofi. Sein Aufenthalt im Big-Brother-Haus hat ihm dafür viele Aufträge verschafft.
Thomas Wiele aus Westdorf arbeitet als Racheprofi. Sein Aufenthalt im Big-Brother-Haus hat ihm dafür viele Aufträge verschafft. Agentur

Westdorf - „Einer muss bei so einem Format ja der Blödmann sein - und ich hab’ das gern gemacht!“ Thomas Wiele legt ein verschmitztes Grinsen auf. Ein Jahr ist es nun her, dass der Westdorfer in das Big-Brother-Haus ein- und wieder ausgezogen ist. Bereut hat er diese Entscheidung bis heute nicht.

„Natürlich hat mir das was gebracht“, nickt der junge Mann rückblickend. „Man ist bekannter geworden.“ Für den 33-Jährigen zahlt sich das aus. Nicht nur in Einladungen zu irgendwelchen Großveranstaltungen und Empfängen, sondern vor allem in direkten Aufträgen. Denn Wiele hat eine Racheagentur.

Aus Spaß wurde ein Geschäft

„Ich hab schon immer mein eigenes Ding gemacht“, gibt der Racheprofi zu, der eigentlich als Ladenbauer angefangen hat. Doch als hier die Aufträge nachließen, er in seiner Firma Leute entlassen musste, hatte er aus Spaß die Sache mit dem Rachenehmen ausprobiert. „Dass sich daraus mal ein richtiges Unternehmen entwickelt, hätte ich nicht gedacht“, erzählt er von seinem ungewöhnlichen Angebot, das auch in Zeitungen und Frühstücksfernsehen Beachtung fand.

Auszug als Sechstplatzierter

Und das ihn ins Big-Brother-Haus brachte. Die Fernsehshow, bei der eine Gruppe von Menschen abgeschottet in einem „Container“ lebt und rund um die Uhr von Fernsehkameras beobachtet wird, hat Wiele immerhin als Sechstplatzierter verlassen können.

„Ich habe das als Werbeplattform genutzt“, gesteht er frei heraus und weiß, dass er damals im Fernsehen zwar als Manipulierer und Lästerer dargestellt wurde. Aber es war eine Rolle, die er da spielte, sagt er heute. Sein Ziel war es nämlich, am ersten Tag rein- und am letzten Tag rauszugehen. „Die Zuschauer wollen doch Unterhaltung haben. Und meine Absicht war es, Sendeminuten zu bekommen. Jeder der da drin ist, muss ja irgendwie Werbung für sich machen.“

„Wer nicht polarisiert, über den wird nicht gesprochen"

Vieles, was gezeigt wurde, war dann tatsächlich auch so. „Vieles wurde aber auch aus dem Zusammenhang gerissen.“ Das habe er erst in der letzten Woche so richtig mitbekommen. „Ich war krank und hab mir da mal BB komplett angeschaut.“ Und hat dabei gemerkt: „So, wie viele im Haus gewirkt haben, sind sie bei den Zuschauern gar nicht rübergekommen.“ Aber ihm war eh nur wichtig, dass er polarisiere. „Denn wer das nicht tut, über den wird nicht gesprochen.“

Ein Ziel, das er wohl erreicht haben dürfte. „Aber die Leute denken nun oft, dass ich auch privat so bin. Dabei kennen sie mich doch gar nicht.“ Doch mit den Hass-Kommentaren auf der Internet-Plattform Facebook könne er gut leben. „Da gehe ich ganz entspannt mit um“, gibt der 33-Jährige zu. Und sieht auch noch einen positiven Effekt: „Das bringt schließlich auch noch Reichweite.“

Aufträge haben sich verdoppelt

Eine Werbung, die sich für seine Rache-Firma auszahlt. „Die Aufträge haben sich mehr als verdoppelt“, wird er konkret. Und will sein Geschäft weiter ausbauen. „An den Pranger stellen, aber legal“, meint der Westdorfer, der gemeinsam mit einem Rechtsanwalt an diesem Projekt arbeitet. „Ich will den Leuten ja helfen“, erzählt er und weiß, dass das Wort Rache eigentlich negativ besetzt ist. Aber es gehe nicht darum, dem anderen das Auto kaputtzumachen oder ihn zu ruinieren.

„Das ist es nicht. Ich helfe den Leuten, unterstütze sie mit den Aktionen, nach denen sie oft ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden.“ Er stehe den Leuten bei mit seinen Erfahrungen und Kontakten zur Verfügung und vermittle auch schon einmal zu einem Psychologen. Denn in den meisten Fällen, bei denen er eingreifen soll, gehe es um Mobbing oder Betrug. Dinge, die an der Seele zehren.

Doch auch privat habe ihm die Zeit im Big-Brother-Haus - die er als furchtbar spannend bezeichnet - etwas gebracht. „Man lernt sich selbst kennen - wie man in Extremsituationen reagiert.“ Und er habe in den drei Monaten seine Tochter vermisst und seine Lebensgefährtin. Der Umgang mit beiden sei jetzt ein ganz anderer.

„Man genießt die Zeit mehr als vorher“, findet der Westdorfer. „Und sieht vieles mit anderen Augen.“ Auch andere Dinge nehme er nun intensiver wahr. „Es gab Zeiten im Haus, wo wir kaum etwas zu essen hatten - wo es nur Reis oder nur Kartoffeln gab“, erinnert er sich. Das sei für ihn das Schlimmste dort gewesen. Jetzt schmecke ihm das Essen doppelt so gut, sei er ein Gourmet-Esser.

„Ich hab zehn Kilo zugenommen“, muss er dann auch lachen. Ein bisschen mehr Thomas Wiele also. Das soll übrigens auch in den kommenden Monaten so bleiben. Zumindest, was das Fernsehen angeht, mit dem er weitere Projekte in Angriff genommen hat. Konkret möchte er da noch nicht werden. Aber: „2017 wird noch einiges von mir kommen“, kündigt er an und verspricht: „Die Zuschauer werden mich nicht so schnell wieder los.“ (mz)